Die Geschichte des Architekten Pedro, der vor vier Monaten von Portugal in die Schweiz kam.
Pedro verbringt Stunden damit, sich im Internet über die aktuellsten Entwicklungen in seiner Heimat zu informieren. Die Situation seines Landes bedrückt ihn. Erst vor vier Monaten hat er sein Land verlassen, zu einem Zeitpunkt als die meisten seiner Freunde längst die Kurve gekratzt hatten, auf der Suche nach Arbeit und Perspektiven.
«Ich wollte nicht weg, ich war glücklich in Portugal.» Dabei hätte eigentlich alles gut angefangen. Er kommt aus einer gut gebildeten Familie und absolvierte in Porto die FAUP, die renommierteste Architekturschule des Landes. Doch mit der Krise brachen die Bauaufträge ein, für Architekten wurden die Jobs rar.
Schliesslich fand Pedro in Basel bei einem kleinen Architekturbüro eine Praktikumsstelle. Er lebt monatlich von 1500 Franken. Im Januar endet sein Praktikum, noch weiss er nicht, was anschliessend kommt. Wenn er in der Schweiz keine Stelle findet, will er vielleicht nach Brasilien.
Spürbare Wut
Mit den Verhältnissen in der Schweiz freundet er sich nur zaghaft an. Er habe nicht erwartet, dass die Unterschiede hier im Vergleich zu Portugal so gross seien. «Es ist verrückt. Weshalb gibt es hier überall so viel Reichtum? Das ist doch nicht fair», seine Wut über das Ungleichgewicht ist ihm anzusehen.
Auch die Europäische Zentralbank, der Internationale Währungsfonds und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel werden immer wieder zur Zielscheibe seiner Frustration. Doch trotz aller Skepsis gegenüber den hiessigen Gepflogenheiten und Unterschiede, er habe den Eindruck er könnte sich auch hier wohl fühlen. Er lernt Deutsch und erkundet in seiner Freizeit das Land. Daran, dass die Autos vor dem Fussgängerstreifen anhalten und auf der Strasse niemand grüsse, habe er sich aber noch immer nicht gewöhnt.