Pöstler schnüren ein dickes Frust-Paket

Die Post versetzt zwei Paketpöstler, die sich für ihre Pause wehren. Jetzt zeigen interne Dokumente, wie schlecht es den Basler Paketpöstlern wirklich geht.

Der Eindruck täuscht: So aufgeräumt wie vor dem Verteilzentrum der Post in Mägenwil ist die Stimmung unter den Basler Paketpöstlern nicht. (Bild: Urs Flüeler)

Die Post versetzt zwei Paketpöstler, die sich für ihre Pause wehren. Jetzt zeigen interne Dokumente, wie schlecht es den Basler Paketpöstlern wirklich geht.

Die Zufriedenheit des Personals bei der Basler Paketpost sei im Keller, sagt Fritz Bütikofer von der Gewerkschaft Transfair. Doch wie schlecht es um das Arbeitsklima wirklich steht, zeigen erst jetzt neu aufgetauchte interne Dokumente. Die Post beauftragte ein Marktforschungsinstitut, eine Umfrage zur Zufriedenheit des Personals durchzuführen. So wurden auch die Basler Paketpöstler gefragt, ob ihre Leitung vorbildlich und vertrauenswürdig sei. Das Resultat ist vernichtend: Während die Post konzernweit mit über 70 von möglichen 100 Punkten glänzt, verteilen die Basler Paketpöstler nicht einmal halb so viele Punkte.

Tiefstwerte auch auf die Frage nach positiven Veränderungen und auf die Frage, ob sich der Arbeitsbereich in die richtige Richtung entwickle. Unzufrieden sind die Angestellten zudem auch damit, wie die örtliche Leitung kommuniziert. Die rekordverdächtig tiefen Noten für die Leitung der Basler Paketpost ziehen die Zufriedenheit des Basler Paketpost-Personals insgesamt nach unten. So ist deren Personalzufriedenheit im Vergleich zum Durchschnitt im Konzern durchs Band markant tiefer. Auffallend auch der Mehrjahresvergleich: Während die Zufriedenheit vieler Basler Paketpöstler noch im Jahr 2010 annähernd durchschnittliche Werte erzielte, ist diese in den letzten zwei Jahren richtiggehend eingebrochen. Die schlechtesten Noten verteilten die Pöstler ihrer Bereichsleitung.

Eingeschüchterte Pöstler

Stephan Feld von der Gewerkschaft Syndicom verlangt deshalb von der Post, nicht länger die Augen zu verschliessen vor der «miserablen Stimmung unter den Basler Paketpöstlern». Die Paketpöstler seien eingeschüchtert, seit die Vorgesetzten zwei Paketpöstler aus der Innenstadt versetzten, nur weil diese sich beklagt hatten, sie fänden keinen Parkplatz, um die vorgeschriebene Mittagspause einzuhalten. Mit ihrem Führungsstil schüre die örtliche Leitung die Angst der Mitarbeiter. Die beiden versetzten Paketpöstler zählten zu den besten, wie selbst die Post der Gewerkschaft gegenüber bestätigt habe. Damit sei das Signal für die Kollegen klar. «Wenn es sich selbst die Besten nicht leisten können, sich zu wehren, wer soll dann noch den Mund aufmachen?», fragt Feld.

Die Post selbst will sich zu den schlechten Werten bei ihrer Personalumfrage in Basel nicht äussern. Hingegen betont Postsprecher Bernhard Bürki, umfangreiche Abklärungen hätten gezeigt, dass die zwei versetzten Basler Paketpöstler schweizweit die einzigen seien, die in der Innenstadt keinen Parkplatz fänden. «Alle anderen Paketboten finden einen Parkplatz, auch in der Innenstadt. Dort ist dies zwar schwieriger, aber nicht unmöglich», erklärt der Postsprecher.

Aufsichtsbehörde müsste einschreiten

Für den Arbeitsrechtsprofessor Thomas Geiser von der Universität St. Gallen aber ist klar: «Die Post muss dafür sorgen, dass ihre Angestellten die vorgeschriebene Mittagspause einhalten können.» Und wenn sie dies nicht garantieren könne, müsse jetzt die Aufsichtsbehörde einschreiten. Schliesslich liege der Verdacht auf der Hand, dass auch die Nachfolger der beiden versetzten Pöstler ihre Mittagspause nicht gesetzeskonform einhalten könnten.

Doch das zuständige Bundesamt für Verkehr (BAV) winkt ab. Das BAV habe keine weiteren Hinweise, dass bei der Post «Defizite bei der Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes» bestehen würden. «Angesichts der Tatsache, dass die Post rund 40 000 Arbeitnehmende zählt, geht das BAV davon aus, dass vermehrt Meldungen eingehen würden, sollte die Post das Arbeitszeitgesetz nicht korrekt einhalten.» Das ist erstaunlich, betonen doch die beiden Post-Gewerkschaften Syndicom und Transfair übereinstimmend, dass sie deswegen schon mehrfach bei der Post vorstellig wurden – ohne Erfolg.
Wie es mit den beiden strafversetzten Paketpöstlern weitergeht, ist unklar. Inzwischen ist auch der zweite Paketpöstler, der sich für seine Mittagspause gewehrt hatte, krank geschrieben.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.09.12

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