Polit-Inserat statt Polstergruppe

Dem Röschenzer Gemeinderat Remo Oser platzt der Kragen: Mit einem Inserat greift er unter dem Titel «Ein Baselbieter Gaunerstück» bürgerliche Kreise und vor allem die Wirtschaftskammer an und macht sie für die Finanzmisere des Kantons Baselland verantwortlich. Oser selbst ist Mitglied der CVP.

Lässt sich seine Meinung etwas kosten: Remo Oser, CVP-Gemeinderat in Röschenz. (Bild: Peter Sennhauser)

Dem Röschenzer Gemeinderat Remo Oser platzt der Kragen: Mit einem Inserat greift er unter dem Titel «Ein Baselbieter Gaunerstück» bürgerliche Kreise und vor allem die Wirtschaftskammer an und macht sie für die Finanzmisere des Kantons Baselland verantwortlich. Oser selbst ist Mitglied der CVP.

Dem Röschenzer Unternehmer Remo Oser reichts. Als Privatperson greift er in die Tasche – und mit einem halbseitigen Textinserat in der «Basellandschaftlichen Zeitung» die Baselbieter Wirtschaftskammer an. Diese – und allen voran ihr Direktor Christoph Buser – dominiere die bürgerlichen Kreise um FDP, SVP und CVP und sei direkt für die finanzielle Schieflage des Kantons Baselland verantwortlich.

Seine Frau und er hätten eigentlich eine neue Polstergruppe anschaffen wollen, gibt Oser auf Anfrage aus einem Kurzurlaub im Berner Oberland vergnügt zu Protokoll. Aber dann hätten sie die zahllosen Wahlplakate für den SVP-Regierungsratskandidaten Thomas Weber gesehen und sich entschlossen, die Anschaffung der Polstergruppe zugunsten eines politisch motivierten Inserats zu verschieben.

Finanzschlamassel in Kauf genommen

In seinem Rundumschlag wirft Oser der «SVP, FDP sowie einigen ewiggestrigen Büza-Anhängern in der CVP» (mit gezielt «heftiger Wortwahl – ich will die Leute wachrütteln») vor, sich von der Wirtschaftskammer dominieren zu lassen und den Finanzschlamassel durch die Senkung der Unternehmenssteuer 2008 bewusst in Kauf genommen zu haben. Die von der Wirtschaftskammer verlangte Steuersenkung habe kein einziges Unternehmen angelockt, seit ihrer Einführung einen Schaden von 251 Millionen Franken verursacht. Dieser steige jährlich um 83 Millionen an, schreibt Oser.

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Er greift Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Buser auch frontal an, den «heimlichen Drahtzieher der Kandidatur Weber», der seinen Ex-Rivalen Thomas de Courten aus dem Rennen als SVP-Regierungsratskandidat «gekauft» habe, indem er jetzt via Wirtschaftskammer Webers Kandidatur mit über 60’000 Franken unterstütze.

Den Hintermännern der SVP-Kampagne gehe es nicht um Wirtschaftskompetenz in der Regierung, sondern «um Wirtschaftsmacht über die Regierung!», heisst es in dem Inserat.

Oser ist selbst Mitglied der Wirtschaftskammer

Oser empfiehlt zwar ganz direkt den SP-Regierungsratskandidaten Eric Nussbaumer zur Wahl in den Regierungsrat. Aber darum gehe es ihm mit dem Inserat nicht. Der Röschenzer Gemeinderat und seit Jugendjahren engagierte CVP-Politiker betont, er sei als Unternehmer auch Mitglied der Wirtschaftskammer und deren Gebaren störe ihn zunehmend. Vor allem auch, weil er als Gemeinderat für die Finanzen zuständig sei und den Einwohnern immer wieder die Kantonspolitik verkaufen müsse.

Nachdem er das Inserat im «WochenBlatt für das Laufental» geschaltet habe, habe er unzählige Reaktionen erhalten – und alle seien positiv gewesen. Deshalb entschied er sich, das «Baselbieter Gaunerstück!» auch in der Basellandschaftlichen Zeitung zu veröffentlichen.

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