«Reden löst Probleme» – Alima Dioufs Kampf gegen Diskriminierung

Migranten helfen Migranten – im Fall von Alima Diouf kann das bedeuten, dass sie die Polizei in ihr Vereinslokal holt. Am Samstag organisiert die Frau aus Senegal auf der Dreirosenanlage ein buntes Fest für Gross und Klein.

Alima Diouf

Migranten helfen Migranten – im Fall von Alima Diouf kann das bedeuten, dass sie die Polizei in ihr Vereinslokal holt. Am Samstag organisiert die Frau aus Senegal auf der Dreirosenanlage ein buntes Fest für Gross und Klein.

Mit zwei Ventilatoren in den Händen kämpft Alima Diouf gegen die Hitze im Vereinslokal – einer ist schwarz, einer weiss: «Es braucht beide, damit es genug kühlt», verkündet die Leiterin von Migranten helfen Migranten und setzt sich für das Interview an den Tisch. Angesprochen auf die Symbolik der Geste muss sie herzhaft und raumfüllend lachen.

Dieses Farben-Duo war nicht bewusst gewählt. Doch einfache Bilder nutzt die gebürtige Senegalesin gerne, wenn sie in Schulklassen Workshops hält. Wobei es dort weniger um klassischen Rassismus wegen der Hautfarbe geht, sondern um Diskriminierung: «Dieses Wort kennen Kinder kaum, erlebt haben sie Diskriminierung jedoch schon alle. Zu dick, zu dünn – zu gross, zu klein: Jeder fällt mal in eine Randgruppe, wird ausgegrenzt.»

Auch bei der Arbeit mit Erwachsenen greift Diouf gerne auf offensichtliche, doch nicht wirklich separierende oder qualifizierende Unterschiede zurück, weil so mit Menschen aus allen Kulturen selbst sensible Themen wie Religion oder Sexualität thematisiert werden können.

Alima

Darum holt sie bei Fragen immer wieder spontan Beamte vom Posten ums Eck in ihr Vereinslokal oder schickt ihre Klienten dorthin. Diouf: «Wenn die Menschen miteinander reden, löst das viel schneller Probleme als alle Info-Broschüren und Gerichtsurteile.» Mit ihrer direkten Art organisierte sie auch die Finanzierung der Vereinscomputer, an denen sich täglich mehr als 20 Flüchtlinge und Migranten gratis informieren und organisieren können.

Für sie sind selbst Kosten von zwei Franken für eine Stunde Internet ein grosses Hindernis. Deshalb organisierte Diouf bei Stiftungen einen Präsentationstermin, packte dann ein paar zufällig Anwesende und liess sie dort im Büro ihre dringendsten Bedürfnisse erklären. «Das ist authentischer, transparent und ehrlich», so Diouf.

Nicht immer reüssiert sie mit ihrer unkomplizierten Art. So scheiterte ihre Suche nach einem Basler Partner für ein Turnier mit Schweizer Schwingern und senegalesischen Kampfsportlern –  im westafrikanischen Land ist eine äusserst ähnliche Hosenlupf-Variante Volkssport. Diouf: «Kein regionaler Verband antwortete. Schade. Am Ende kamen dann Schwinger aus Genf.»

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Dabei bezieht sie sich nicht nur auf ihre persönliche Geschichte, die sie ihrem Schweizer Ehemann 1994 nach Basel folgen liess. Er versprach ihr eine Ausbildung im medizinischen Sektor, doch es kam anders. «Aus Respekt gegenüber den Toten möchte ich nicht schlecht über meinen Ex-Mann sprechen», sagt Diouf.

Tatsache bleibt aber, dass die damals 21-Jährige nach drei Monaten in der Schweiz Unterschlupf im Frauenhaus suchen musste und erst nach langem Kampf mit den Behörden in der Schweiz bleiben konnte. Über ihre Geschichte wurde gar ein Film gedreht.

«Im Umgang mit Migranten und Flüchtlingen hat die Schweiz seither massiv dazugelernt», findet Diouf. Dennoch wird ihr die Arbeit – ob bezahlt oder ehrenamtlich – nicht ausgehen: «Ich habe noch ein paar verrückte Projektideen, die den Menschen die alltägliche Diskriminierung vor Augen führen sollen.»

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Kinder Kulturen Fest, Samstag und Sonntag, 24./25. Juni, Dreirosenanlage.

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