Das Rennen ums Regierungspräsidium schien gelaufen. Die zweite Welle der Wahlumfrage von TagesWoche und «bz Basel» zeigt nun aber, dass Baschi Dürr an Boden verliert. Die Grüne Elisabeth Ackermann dagegen legt zu.
Bei der Regierungspräsidiumswahl bahnt sich eine Überraschung an. Favorit Baschi Dürr verliert gegenüber der ersten Umfrage an Boden, büsst 3 Prozentpunkte auf noch 41 Prozent Wähleranteil ein. Seine Konkurrentin Elisabeth Ackermann holt mit grossen Schritten auf, sie steigert sich um 7 Prozentpunkte auf neu 37 Prozent. Unverändert bei 8 Prozent liegt die grünliberale Kandidatin Martina Bernasconi.
Dürr kommentiert die Veränderungen zur ersten Welle der Umfrage durch TagesWoche und «bz Basel» vorsichtig positiv: «Ich nehme das Resultat zur Kenntnis. Es zeigt, dass es möglich ist, dass ich Regierungspräsident werde. Dass es einen zweiten Wahlgang braucht, war mir immer klar.»
Wenig Verbindliches
Der Wahlkampf fürs Präsidium findet bislang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Plakate sieht man nirgends in der Stadt, angriffige Kampagnen sucht man vergeblich. In den wenigen Auslassungen zum Präsidium zeigte sich Ackermann in den letzten Wochen allerdings griffiger. Sie wirbt mit neuen Städtepartnerschaften, mit der Wiedereinführung der Behindertenfachstelle. Die zu Beginn des Wahlkampfs geduckt und bieder auftretende Grüne hat in ihrer Wahrnehmung «das eigene Profil geschärft».
Sicherheitsdirektor Dürr liefert dagegen kaum verbindliche Aussagen zu möglichen Veränderungen unter ihm als neuem Regierungspräsidenten. Er spricht davon, dass er sich mehr um die strategische Führung des Kantons kümmern würde, dass er die «heutigen Strukturen und Prozesse daraufhin überprüfen und anpassen» würde.
Strategie geht nicht auf
Dürrs lustloser Wahlkampf schlägt sich nun in den Umfrageergebnissen nieder, die dort liegen, wo er 2012 stand. Im zweiten Wahlgang der Präsidiumswahl unterlag er damals Amtsinhaber Guy Morin mit 40 gegen 57 Prozent Wähleranteil. Damals wollte Dürr noch den Kulturbetrieb und dessen Finanzierung umbauen. Für seine Ideen erntete er viel Kritik, was ihn wohl dazu bewog, sich dieses Mal bedeckt zu halten. Nun scheint auch diese Strategie nicht aufzugehen.
Was das für den zu erwartenden zweiten Wahlgang im November heisst, ist schwer vorauszusagen. Noch immer verteilen sich 13 Prozent der Wähleranteile auf chancenlose Kandidaten. Wohin diese dereinst fallen werden, lässt sich nicht sagen. Offen ist auch, wohin die Stimmen der grünliberalen Bernasconi fliessen, sie wird – sollte sie nicht noch überraschend deutlich zulegen – mit ihren bescheidenen 8 Prozent nicht nochmals antreten. Das erklärt Bernasconi auf Anfrage.
Sorgen bereiten muss Dürr, dass die zahlreichen Enthüllungen aus seinem Departement nach der Erhebung zur Umfrage erfolgt sind. Vor allem die Dienstwagenaffäre schlägt sich direkt auf seine Kandidatur nieder. Drei Jahre brauchte sein Departement, um die rechtswidrige Praxis zu überarbeiten, dank der Polizeikader persönliche Dienstwagen erhielten – und diese teilweise auch für den Privatgebrauch nutzten.
Erst Ende Jahr soll damit Schluss sein und ein neues Reglement vorliegen. Seinem Versprechen, als Regierungspräsident Prozesse und Strukturen zu überarbeiten, nimmt Baschi Dürr kurz vor den Wahlen gleich selber die Glaubwürdigkeit.