Am diesjährigen 111. Marché-Concours in Saignelégier war der Kanton Basel-Stadt als Ehrengast eingeladen. Politisches Hauptthema zwischen den Pferdeumzügen war die Personenfreizügigkeit, welche beide Grenzkantone besonders betrifft. Und trotz Marschmusik zum Festschmaus: ein gelungener Anlass.
Am diesjährigen 111. Marché-Concours in Saignelégier war der Kanton Basel-Stadt als Ehrengast eingeladen. Unter der Leitung von Guy Morin reiste eine offizielle Delegation des Kantons an die Pferdezüchterausstellung. Die Festreden und der grosse Umzug am Sonntag bildeten den Höhepunkt der Werbeoffensive, im Rahmen derer sich Basel als Kulturstadt und attraktiven Veranstaltungsort unter dem Motto «Franchement! Bâle» präsentieren durfte. Zwischen Pferderennen, Zuchttier-Vorführungen, Darbietungen zu Fantasyfilmmusik und einer Fohlen-Tombola stellte sich Basel vor.
Freunde bei Freunden
Im Zentrum des Gastauftrittes Basels stand das Stärken der freundschaftlichen Beziehungen mit dem Jura. Bereits seit 2008 läuft unter dem Namen «Interreg» eine Zusammenarbeit, welche kulturelle und wirtschaftliche Projekte finanziert und die administrative Zusammenarbeit der beiden Regionen vereinfacht. Diese langjährige und gut funktionierende Partnerschaft widerspiegelte sich in der Stimmung, die während des Banketts herrschte. Basel hatte in Saignelégier keine Charmeoffensive nötig. Man merkte, hier haben sich zwei Gleichgesinnte gefunden, weswegen man sich gegenseitig und wohlwollend auf die Schulter klopfte.
Thematisiert wurde neben den interregionalen wirtschaftlichen und historischen Gemeinsamkeiten auch Politisches. Die Regierungspräsidenten Guy Morin (BS, Grüne) und Charles Juillard (JU, CVP) sprachen die Abstimmung vom 9. Februar an und die Herausforderungen, welche diese für Basel-Stadt sowie den Jura bringt. Beide sind als Grenzkantone auf die Arbeitskräfte, die täglich vom Ausland in die Region bzw. Stadt pendeln, angewiesen – beide Kantone haben sie abgelehnt.
Damit lieferten sie Gastredner Didier Burkhalter einen Steilpass, um auf angesprochene aussenpolitische Themen einzugehen. Doch das wirkte im Rahmen dieses Volksfestes etwas gezwungen, soll doch nicht vergessen werden, dass es hier primär um die Pferde ging. So wünschte Juillard den Baslern scherzhaft und zur Auflockerung nachgeschoben, dass sie eine schöne Zeit am diesjährigen Marché erleben würden, nicht nur mit den Pferden, sondern auch mit den Jurassiern.
Festschmaus zu Marschmusik – eine fragwürdige Entscheidung
Bundespräsident Didier Burkhalter betonte in seiner abschliessenden Rede die Wichtigkeit, sich in Zeiten der Unsicherheit auf altgelebte Schweizer Traditionen zurückzubesinnen. Eine Anspielung auf den Marché, eine zum Volksfest gewordene Tradition des Juras, deren Leute er wie die Region «belle et rebelle» nannte. Auf die Bemerkungen Morins und Juillards zur Aussenpolitik ging er nicht weiter ein. Die Abstimmung vom 9. Februar schien ein zu heisses Eisen für solch einen Anlass zu sein, speziell vor dem Hintergrund der letzten Entwicklungen, in denen sich die EU als nicht bereit gezeigt hatte, die Personenfreizügigkeit neu zu verhandeln.
Gegessen wurde zwischen den Festansprachen zu dezenter Marschmusik der Basler Polizeimusik. Vielleicht die einzig fragwürdige Entscheidung der Basler, trägt dies nicht wirklich dem Ablösen vom Klischee des steifen Deutschschweizers bei.
Angenehm selbstironisch
Abseits des Festbanketts liefen unterdessen die Vorbereitungen für den Umzug, an dem Basel ein halbstündiges Segment gestalten konnte, auf Hochtouren. «Die Organisation» unter der Leitung von Tobit Schäfer gewann die Ausschreibung für die Gestaltung des Auftritts und organisierte den in den bisherigen Jahren traditionell mit Trachtenvereinflair aufgegleisten Cortège für einmal unkonventionell. Trotz anfänglicher Skepsis der Veranstalter gelang dies. Am Cortège, dem Höhepunkt des Marché-Concours, stellte der Gastkanton seine kulturellen Eigenheiten von der rossigen Seite vor. Vom heiligen Georg auf seinem Pferd über den Zolli, der Herbstmesse und dem Tattoo waren alle typischen Wahrzeichen Basels dabei.
Als wiederkehrendes Sujet diente der wohl grösste Kulturexportschlager der Stadt, die Fasnacht und die unvermeidbaren Tambouren. Cliquen, Guggen, Kutschen und andere rossbezogene Fasnachtssujets wurden den Zuschauern näher gebracht. Zum Schluss verabschiedete sich Basel mit einem Augenzwinkern vom Marché-Concours: Von einem Traktor gezogen bildete die Anarcho-Punk-Band «Das Pferd» den musikalischen Abschluss des Umzugs.