SP und Grüne suchen die Nähe zu den Grünliberalen. Ziel ist offenbar ein Fünferticket mit den vier bisherigen rot-grünen Regierungsräten und einem Kandidaten der GLP. Für die FDP wäre eine solche Liste gefährlich.
Wie viel in diesen Tagen doch geredet wird! Apéro hier, Apéro dort, und überall sind die Basler Regierungsratswahlen vom 28. Oktober 2012 Thema. Wer will? Wer will nicht? Und wer will mit wem? Klar scheint, dass FDP-Grossrat Baschi Dürr kandidieren und den Sitz des zurücktretenden Sicherheitsdirektors Hanspeter Gass erben will. Wen die FDP nach dem Nein von Peter Malama als zweiten Kandidaten ins Rennen schicken möchte, um die heutige rot-grüne Regierungsmehrheit zu knacken, ist völlig offen. Die FDP wird ihr Vorgehen in den nächsten Wochen beschliessen und an der Parteiversammlung vom 1. Februar vorstellen.
Bei der Frage, wie eine Zusammenarbeit aussehen soll, gibt es bei den Bürgerlichen ohnehin ein grosses Durcheinander. Der LDP schwebt ein breites Bündnis zwischen FDP, CVP, SVP, LDP und GLP vor. Aber das ist ziemlich aussichtslos. Denn die SVP will nicht mit der CVP, weil diese bei den Ständeratswahlen nicht den SVP-Kandidaten Sebastian Frehner unterstützen wollte, und die GLP will nicht mit der SVP, weil diese ihr zu radikal ist.
Und jetzt auch das noch: SP und Grüne wollen ebenso gerne mit der GLP kooperieren. Ein Fünferticket wäre ganz nett und vielversprechend, hört man neuerdings aus SP-Kreisen. Konkret: Eine Liste mit den bisherigen Regierungsräten Guy Morin (Grüne), Eva Herzog (SP), Hans-Peter Wessels (SP), Christoph Brutschin (SP) – und eben einem Kandidaten der Grünliberalen. Mit einem solchen «Superticket» könnte man der FDP den Sitz wegschnappen, heisst es.
«Geht um das Inhaltliche»
Von den Plänen einer solchen Liste weiss Jürg Stöcklin, Präsident der Grünen, jedoch nichts. Sagt er zumindest. Fakt ist nämlich: Er und SP-Präsident Martin Lüchinger haben an einem Treffen (Traktandum Wahlen) beschlossen, das Gespräch mit den Grünliberalen zu suchen. «Es ist sinnvoll mit der GLP zu reden und herauszufinden, was unsere gemeinsamen Interessen sind und wo wir allenfalls zusammenarbeiten könnten. In Vordergrund steht das Inhaltliche – es ist völlig offen, wohin das Ganze führt», sagt Stöcklin der TagesWoche.
Konkreter wird Martin Lüchinger: «Wir sind zurzeit dran, unsere Strategie für die Wahlen zu definieren. Und bei den Sondierungsgesprächen mit den Grünliberalen geht es vor allem um das Inhaltliche, aber auch um Optionen für die kommenden Wahlen.» Die Chancen einer solchen Liste mit der GLP will der SP-Präsident nicht kommentieren. «Jetzt ist sicher noch nicht der richtige Zeitpunkt dazu.»
Die kleine Partei GLP scheint es derweil zu geniessen, von allen Seiten umworben zu werden. Dabei ist noch völlig unklar, ob sie sich überhaupt für einen Regierungssitz bewerben wird. «Wir überlegen uns das noch. Es kommt darauf an, ob wir einen geeigneten Kandidaten finden, der den Ansprüchen der Wählerschaft und allenfalls den Listenpartnern genügt», sagt Parteipräsident David Wüest-Rudin, der bereits für den Nationalrat kandidierte und als möglicher Regierungsratskandidat gehandelt wird. Man möchte schliesslich keinen «Alibi-Kandidaten». Und eigentlich müsse die GLP nicht zwingend dabei sein («wir sind vier Jahre nach der Gründung nicht unter Druck, anzutreten»).
Noch für alles zu haben
Zu einer allfälligen Liste mit den Linken meint Wüest-Rudin: «Das ist eigentlich nicht unsere erste Priorität. Uns schwebt eher etwas in der Mitte vor. Zum linken Flügel der SP und Grünen bestehen immerhin ziemlich grosse Differenzen.» Aber ausschliessen möchte er eine Kooperation wiederum auch nicht. Momentan sei alles möglich, alles. Eine Option sei ebenfalls, dass die GLP alleine antritt. «Wir denken über alles nach», wiederholt er. Dass es von linker Seite ersthafte Überlegungen für eine solche Zusammenarbeit gibt, sei ihm schon zu Ohren gekommen. Und: «Man kann davon ausgehen, dass wir im Gespräch sind – bei all diesen Apéros momentan», sagt Wüest-Rudin.