Rotgrün begeistert – sich selbst vor allem

Rotgrün hat in Basel alles richtig gemacht. Sagt Rotgrün. Doch was ist dran am Selbstlob?

Alles wird gut, dank Rotgrün: ein Bild aus dem Wahlkampffilm.

Rotgrün hat in Basel alles richtig gemacht. Sagt Rotgrün. Doch was ist dran am Selbstlob?

Bis jetzt trieb die Basler Polit-Elite vor allem eine Frage im aufkommenden Wahlkampf um: Darf man mit dem politischen Gegner ein Bier trinken? Eine höchst schwierige Frage, wie es bei den widersprüchlichen Antworten den Anschein macht.

Selbstverständlich ja, sagten die liberalen Geister. Ein Bierchen habe noch nie jemandem geschadet. Nein, sagten dagegen die Spitzen von SP und SVP. Nicht, wenn das Bierchen allzu politisch ist. Eine etwas rigide Haltung, die wiederum in der SP auch parteiintern für Ärger sorgt.

Darum ist es möglicherweise gut, dass die SP nun inhaltlich werden will. Am Mittwochmittag hat sie ihren Wahlkampf in der Stiftung «Brasilea» im Hafen Klybeck lanciert – mit ihren Regierungsräten Eva Herzog (Finanzdepartement), Christoph Brutschin (Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt) und Hans-Peter Wessels (Bau- und Verkehrsdepartement). Mit dabei war auch der Grüne Regierungspräsident Guy Morin, der seine Arbeit ebenfalls noch gerne fortsetzen würde. Doch während die drei SP-Vertreter schon fast als wiedergewählt gelten, sieht der eine oder andere Beobachter in Morin einen Wackelkandidaten.

Alles perfekt?

Vielleicht ein Grund, warum das rotgrüne Regierungsteam nicht müde wurde, die eigenen Erfolge zu preisen. Rund eineinhalb Stunden erzählten die vier, mit Unterstützung weiterer Spitzenvertretern von SP, Grünen und Basta, was sie in den vergangenen Jahren Gutes getan haben. Mit Schreiben kam man kaum mehr nach, so perfekt wie Basel an allen Ecken und Enden dargestellt wurde. Glücklicherweise gibt es aber auch noch ein Wahlkampffilmchen mit einem Best-Of all dem Guten.

Das wäre: ein besserer Branchenmix in der Wirtschaft, weniger Schulden, tiefere Steuern, velofreundliche Strassen, mehr Grünanlagen, verkehrsberuhigte Wohnquartiere, vielfältige Kulturangebote, zahlreiche Strassencafés und die neuen Buvetten am Rhein.

Das alles macht Basel attraktiv und führt zu einem Wachstum.

Klingt gut. Doch ist das Selbstlob auch tatsächlich berechtigt?

Eine schwierige Frage, schwieriger sogar noch als jene nach dem Bier. Wir versuchen sie zu beantworten, indem wir mit den wahren Experten reden: den Menschen, die in den verschiedenen Stadtteilen leben. Und die nicht unbedingt Politik machen, aber Tag für Tag mit den Auswirkungen der politischen Entscheide konfrontiert werden.

Ab in die Quartiere!

Nach unseren ersten Berichten aus der Innenstadt, dem Kleinbasel und dem Bruderholz lässt sich zumindest schon so viel sagen: die Basler sind tatsächlich zufrieden mit sich und ihrer Stadt – allerdings nicht ganz so sehr wie die rotgrünen Regierungsräte.

Dem einen gibts noch immer zuviele Einschränkungen für Kulturbetriebe, Cafés und Restaurants, anderen hats weiterhin zu viel Verkehr im Quartier. Und dann gibts auch noch jene, die bezweifeln, dass die Politiker tatsächlich so viel zu bestimmen haben, so viel Gutes tun können, wie sie vielleicht gerne würden. Die Macht liege bei der Wirtschaft und der Verwaltung, sagen sie.

Morin greift Dürr an

Interessante Aussagen, die wir in unserer Quartierserie nun sammeln, um die Politiker – in einem zweiten Schritt – damit konfrontieren zu können.  

Daneben berichten wir selbstverständlich auch gerne über die neusten Irrungen und Wirrungen im Wahlkampf. Wobei wir heute Mittwoch allerdings zur Kenntnis nehmen mussten, dass die SP nach dem Bier vorerst kein weiteres, ähnlich grosses Fass aufmachen wollte.

Wenigstes Morin gab sich zum Schluss der eineinhalbstündigen Werbeveranstaltung noch recht kämpferisch, als er eine Spitze gegen den freisinnige FDP-Kandidaten Baschi Dürr richtete. Bei Twitter habe er mit seinem Möchtegernnachfolger eine intensive Auseinandersetzung geführt, erzählte Morin. Sein Vorwurf: Dürr bekenne sich nicht zum Service Public.

Eigentlich schade, dass man in Basel solche Fragen nicht mehr direkt besprechen kann. Bei einem Bier.

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