Salina Raurica: Ein externer Entwickler könnte es richten

Sie planen, übernehmen das Risiko und suchen Investoren: Arealentwickler könnten eine Schlüsselrolle in der Wirtschaftsoffensive spielen.

Mit der Generalunternehmung Losinger Marazzi will der Kanton Baselland die Entwicklung der Salina Raurica in Pratteln nun endlich vorantreiben. (Bild: Amir Mustedanagic)

Sie planen, übernehmen das Risiko und suchen Investoren: Arealentwickler könnten eine Schlüsselrolle in der Wirtschaftsoffensive spielen.

Salina Raurica ist eine grosse Hoffnung des Baselbiets. Direkt an der Autobahn, nah an der Stadt und zwischen Industrie und Längi-Quartier in Pratteln sind die 170 000 Quadratmeter perfekt gelegen für die Pläne des Kantons. In der Rheinebene sollen nicht nur neue Unternehmen angesiedelt werden, sondern das Gebiet soll sich von Schweizerhalle aus in Richtung Pratteln zum Wohnort entwickeln, Park inklusive.

Vorgesehen ist auch die Verlegung der vielbefahrenen Rheinstrasse. Dadurch wird das Rheinbord zugänglich und die Erschliessung des Gewerbegebietes wird vereinfacht. Wie das ­genau geschehen soll, darüber streitet man im Baselbiet noch.

Der bisherige Plan sieht vor, dass die Strasse parallel zur Autobahn ­verlegt würde und bei Augst in einen Kreisel führt. Die Wirtschaftskammer Baselland schlägt aber vor, dass sie mitten durch das Areal geht, zusammen mit dem Tram. «Das ist eine sehr spannende Idee», sagt Marc-­André Giger, Projektleiter der Baselbieter Wirtschaftsoffensive.

Die Entwicklung des Areals könnte episches Ausmass annehmen.

Allerdings würde man die bisherige Planung infrage stellen, und ein neues Problem würde entstehen. So müsste beispielsweise der kantonale Richtplan angepasst werden, und die Gemeinde Pratteln müsste ihre umfangreichen Überlegungen zur Nutzungsverteilung in diesem Gebiet wieder von vorne anfangen, sagt Giger. «Daher gilt es zu analysieren, ob sich eine Neuauflage lohnt.» Und vor allem die Frage zu klären, wie viel Zeit man verliert.

Eine ausgesprochen wichtige Frage. Obwohl Coop bereits die Bauprofile für ihren Bau aufgestellt hat, könnte die Realisierung der kom­binierten Wohn-, Arbeits- und Grün­zone zu einer epischen Geschichte werden. Das Areal gehört über 50 unterschiedlichsten Eigentümern – von der Schrebergartenbesitzerin bis zur Roche ist alles dabei.

Glattpark aus der Vogelperspektive.

Glattpark aus der Vogelperspektive.

Entsprechend verschieden sind auch deren Vorstellungen – und die ­Bereitschaft, ihr Land zu verkaufen. Eine Konstellation, die zu erheblichen Verzögerungen führen kann, wie ein Beispiel aus dem Kanton Zürich zeigt. In Opfikon, wo mit dem «Glattpark» ein ähnliches Quartier entsteht, ­dauerte es vierzig Jahre, bis sich elf Grund­eigentümer einig waren und der Masterplan endlich umgesetzt werden kann. Voraussichtliches Bauende: 2017.

Die Zeit drängt

So viel Zeit hat das Baselbiet nicht. Deshalb gibt es die Idee, das Gebiet an einen kommerziellen Arealentwickler abzutreten. Er hätte die Aufgabe, die bestehende Vision umzusetzen. Ein Arealentwickler würde die Interessen der über 50 Grundeigentümer übernehmen, indem er das Land reserviert.

Die Eigentümer können in diesem Modell in der Regel wählen, ob sie direkt an mögliche Investoren verkaufen oder das Land per Vertrag zur Entwicklung freigeben und später von möglichen Wertsteigerungen profitieren. Der Arealentwickler kann danach als einzelne Ansprechperson einfacher Investoren gewinnen.

Möglich wäre auch, dass die Arealentwickler sich bei der millionenteuren Verlegung der Kläranlage, die zurzeit mitten auf dem Gebiet steht, beteiligen und die Kosten danach auf die Investoren abwälzen.
Angesichts der Dimension der Kosten für eine allfällige Verlegung der ARA müsste allerdings eine wirkliche Wertsteigerung für das Areal entstehen, damit Investoren eine Win-win-Situation sehen. Ob es überhaupt so weit kommt, ist noch unklar. Beides, die mögliche Verlegung der Kläranlage wie auch der endgültige Verlauf der Strasse, soll bis spätestens im Sommer geklärt sein, sagt Giger.

Professionelle Arealentwickler interessieren sich vor allem für den kommerziellen Aspekt: Je schneller das Projekt Gestalt annimmt, desto früher können sie Investoren akquirieren und desto schneller kassieren sie. Dieser Druck ist auch im Sinne des Kantons, der überdies kein finanzielles Risiko eingehen muss.

Was das Baselbiet allerdings nicht gerne hören wird: In der Regel dauert die Realisierung einer Quartierplanung von der Idee bis zum ersten Bau zehn Jahre. Selbst bei «BaseLink» an der Hegenheimerstrasse in Allschwil, das als Vorzeigeareal im Kanton gilt und wo auf 75 000 Quadratmetern ein Gewerbe- und Technologiepark entsteht, dauerte es fünf Jahre, bis nun in diesem Jahr mit dem Bau der ersten Etappe begonnen wird. Und dies, obwohl es mit dem Bürgerspital Basel und der Genossenschaft Elektra Birseck nur zwei Grundeigentümer gibt, die erst noch von Anfang an eine Vision teilten und gemeinsam an einem Strick zogen.



Modell von BaseLink: 75'000 Quadratmeter für Gewerbe und Forschung.

Modell von BaseLink: 75’000 Quadratmeter für Gewerbe und Forschung. (Bild: BaseLink)

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 28.02.14

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