Schlafen im Strohhotel, auf dem Balkon des Wallis

In Nax, oberhalb von Sion, finden atemlose Städter zurück zur Natur. Dazu will auch ein Hotelneubau beitragen, worin altes Wissen neu eingefädelt worden ist.

Das Maya Boutique Hotel im Walliser Dorf Nax oberhalb von Sion ist aus 55 Tonnen Stroh gebaut.

(Bild: Jacqueline Beck)

In Nax, oberhalb von Sion, finden atemlose Städter zurück zur Natur. Dazu will auch ein Hotelneubau beitragen, worin altes Wissen neu eingefädelt worden ist.

In Nax, oberhalb von Sion, machen es sich Touristen zwischen Strohballen bequem – in einem Bett, das nicht piekst. Im Maya Boutique Hotel verstecken sich die goldenen Halme zwischen lehm- und kalkverputzten Wänden und sorgen an dieser Stelle für einen angenehmen Schlaf: Sie regulieren das Raumklima.

«Unsere Gäste sollen am Morgen wie Menschen aussehen und nicht wie Monster», sagten sich Lisa und Louis Papadopoulos, als sie sich 2008 daran machten, ihr eigenes Hotelkonzept zu entwerfen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden fünf Jahre lang schlecht geschlafen, weil ihr Haus nicht isoliert war, und der Ölpreis befand sich auf einem Höchststand.

Auf der Suche nach einer energetisch sinnvollen Bauweise stiess das schweizerisch-griechische Paar auf den Strohballenbau. Diese Technik wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Nebraska (USA) angewandt. Gut hundert Jahre später erlebte sie in Europa ein Revival.

300 Tage Sonne pro Jahr, sagt die Statistik

Guter Schlaf ist der neue Luxus unserer Zeit, behaupten Trendforscher. Also gestalteten die jungen Hoteliers ihre Zimmer mit Materialien, die uns damals noch umgeben hatten, als Schlaf noch kein Luxus war. Will heissen: mit viel Holz.

Nicht nur die Holzarten stammen übrigens aus der Umgebung. Auch das Duschwasser kommt direkt ab Quelle. Energie liefert bald vollumfänglich die Sonne. Und die scheint hier, auf dem Hochplateau der Gemeinde Mont-Noble über dem Val d’Hérens, angeblich an 300 Tagen im Jahr. Bei unserem Besuch machte die Sonne leider gerade eine Pause.

Eine Touristendörfchen rüstet auf

Familie Papadopoulos sieht ihr liebevoll gestaltetes Kleinod als Prototyp für eine neue Hotel-Generation, die naturnah sein wird. Die Region will sich touristisch weiterentwickeln. Geld dafür scheint vorhanden zu sein: Blaue Bodenlichter erleuchten nachts den Weg durchs Dorf, an der Strassenkreuzung steht das neu errichtete «Adonis Center» mit Edelweiss-Markt, Coiffeur und Bankomat, und am Dorfrand das «Forum Mont-Noble». Hier finden regelmässig Konzerte statt. Tennisplätze, eine Swingolf-Anlage und Bogenschiess-Stationen wurden ebenfalls aus dem Boden gestampft.

Wer es ursprünglicher mag, begibt sich auf einen der zahlreichen (Berg-)Wanderwege in der Region, etwa entlang der Suonen, die im 14. Jahrhundert zur Bewässerung der Weiden angelegt wurden. Im Winter locken ein kleines Ski-Gebiet am Mont-Noble und weiter hinten im Tal zwischen Évolène und Arolla beachtliche 80 Kilometer Langlauf-Loipen.

  • Ansehen: Die Eringer Kühe, eine alte Walliser Rasse, machen jeweils beim Alpaufzug mit Hornkämpfen die hierarchische Ordnung für den Sommer unter sich aus. Stolze Züchter haben das Spektakel institutionalisiert: Die Ringkuhkämpfe «Combats des reines» finden während des ganzen Sommerhalbjahres in verschiedenen Walliser Dörfern statt – auch im Val d’Hérens.
  • Anbeissen: Später landet das Fleisch der Eringer Kühe auf dem Teller – bzw. auf heissem Stein im Restaurant Le Trappeur in Mase (4 km von Nax) oder im Holzofen des Maya Boutique Hotels (Restaurant freitags und samstags geöffnet).
  • Anseilen: Seinen eigenen Auf- und Abstieg bewältigt man an der Via Ferrata du Belvédère, einem harmlosen Klettersteig unterhalb von Nax mit grossartiger Aussicht.

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