Korruption kommt in der Schweiz selten ans Licht. Umso mehr Aufmerksamkeit erregen jene Fälle, die auffliegen. Eine Auswahl aus den letzten Jahren.
Fussballtickets für Informatikaufträge
Im Januar deckte der «Tages-Anzeiger» auf, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco von 2009 bis 2011 einer Firma Aufträge im Wert von 26 Millionen Franken erteilt hatte, ohne sie auszuschreiben. Der zuständige Ressortleiter im Seco, der die überbezahlten Aufträge vergab, erhielt im Gegenzug von der begünstigen Informatikfirma VIP-Tickets für Fussballspiele und Konzerttickets. Die eidgenössische Finanzkontrolle hatte den Braten nicht gerochen, obwohl schon 2005 ein Gutachter davor warnte, dass die Vergabepersonen im Seco enge Verbindungen mit einer begünstigten Firma pflegten. Nachdem die interne Kontrolle versagt hatte, steckte ein Whistleblower die Story dem «Tages-Anzeiger».
Pensionskassengelder verlocht
Es ist bis heute der grösste Korruptionsskandal in Zürichs Geschichte. Der ehemalige Anlegechef der Zürcher Pensionskasse BVG, Daniel Gloor, unterhielt 15 Jahre lang ein System, mit dem er Geld von befreundeten Geschäftsleuten annahm, bei denen er die ihm anvertrauten Altersguthaben investierte. Als die Firmen ins Straucheln gerieten, schoss er noch mehr Geld ein. Die Pensionskasse erlitt einen Verlust von Dutzenden Millionen Franken. Gloor nahm über eine Million Franken an Geschenken und Schmiergeld an. Im November 2012 verurteilte ihn das Bezirksgericht Zürich in erster Instanz zu 6 Jahren und 3 Monaten Gefängnis. Im Juni fand der Berufungsprozess vor dem Obergericht statt.
Daniel Gloor liess sich als Verwalter von Pensionkassengeldern bestechen und musste vor Gericht. (Bild: Keystone)
Sex für Informationen
Im November 2013 wurde bekannt, dass sich Mitglieder der Zürcher Sittenpolizei zu Getränken, Essen oder auch zu Sex einladen liessen und im Gegenzug Personen aus dem Rotlichtmilieu vor Razzien warnten und mit anderen Informationen versorgten. Manchmal traten sie gar als Assistenten bei Milieustreitigkeiten auf. Die internen Kontrollen der Polizei funktionierten: Als der Chef der «Sitte» Wind davon bekam, liess er die verdächtigen Mitglieder seiner Einheit überwachen und hörte Telefongespräche ab. Zwei Sittenpolizisten wurden entlassen, drei andere versetzt. Nach der Untersuchung war das Verhältnis zwischen Polizisten und dem Chef, der die Untersuchung eingeleitet hatte, so gestört, dass er in eine andere Abteilung transferiert wurde.
Gemälde gegen Bewilligung
Etwas länger zurück, aber umso bunter war der Korruptionsskandal um Raphael Huber, den ehemaligen Chefbeamten des kantonalen Wirtschaftswesens. Huber pflegte in der Zeit vor der Liberalisierung des Gastgewerbes folgenden Deal mit Wirten einzugehen: Sie kauften Bilder seines malenden Vaters zu überhöhten Preisen und erhielten im Gegenzug die Bewilligung für einen Gastrobetrieb. Hubers Chef Eric Honegger reichte eine Strafanzeige ein, als die Praxis aufflog. 1998 verurteilte das Obergericht Huber zu 200 000 Franken Busse. Doch Huber war bereits weg: Er floh in die Toskana, wo er noch heute lebt.
Sportkorruption in Zug
Die Sportrechte-Vermarktungsfirma ISL in Zug ging 2001 in Konkurs. Von 1989 bis 2001 überwies sie 160 Millionen Franken als sogenannte «Provisionen» an Sportfunktionäre, um sich die Übertragungsrechte von Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu sichern. 2008 wurden drei ISL-Manager zu Geldstrafen verurteilt. Eine Untersuchung gegen Fifa-Funktionäre, die sich von ISL-Managern bestechen liessen, stellte ein Zuger Gericht 2010 gegen die Zahlung von 5,5 Millionen Franken ein. Aus den Ermittlungsakten, die 2012 öffentlich wurden, geht hervor, dass etwa Ex-Fifa-Präsident Joao Havelange und sein Schwiegersohn Ricardo Teixeira, Ex-Präsident des brasilianischen Verbandes, insgesamt Zahlungen im zweistelligen Millionenbereich kassierten.
Richter und Kripo-Chef helfen Mafioso
Von 1994 bis 1998 verriet der Chef der Kriminalpolizei von Chiasso Zigarettenschmugglern, wann Razzien und Hausdurchsuchungen anstanden. Dafür kassierte er Schmiergelder in der Höhe von 370 000 Franken. Ein ehemaliger Tessiner Richter wurde 2002 wegen passiver Bestechung verurteilt. Er hatte von einem italienischer Mafioso und Zigarettenschmuggler über eine Million Franken Schweigegeld angenommen. Der Fall wurde als «Ticinogate» bekannt.