Schweizer Energiekonsum gebremst

Gegenüber dem Vorjahr hat der Schweizer Energiekonsum 2012 zugenommen, weil die Wintermonate kälter waren. Klimabereinigt aber neigt sich das Wachstum des Energieverbrauchs dem Ende zu.

Die Schweiz geht sorgältiger um mit der Energie. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Gegenüber dem Vorjahr hat der Schweizer Energiekonsum 2012 zugenommen, weil die Wintermonate kälter waren. Klimabereinigt aber neigt sich das Wachstum des Energieverbrauchs dem Ende zu.

Wirtschaft und Bevölkerung in der Schweiz konsumierten im Jahr 2012 rund 245 Milliarden kWh Endenergie. Umgerechnet entspricht das dem Energiegehalt von 24,5 Milliarden Litern Heizöl oder drei Tausend Litern Heizöl pro Kopf der Bevölkerung. Gegenüber dem Vorjahr ist der Energieverbrauch damit um 3,7 Prozent gestiegen.

Überdurchschnittlich gewachsen ist in diesem Zeitraum der Konsum von Erdgas (plus + 9,7 %), während der Zuwachs beim Erdöl (plus 3,2 %) und beim Strom (plus 0,6 %) unter dem Mittelwert blieb. Das zeigen die gestern veröffentlichten Daten des Bundesamtes für Energie. Gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat damit auch der Ausstoss des Klimagases CO2. Soweit die schlechten Nachrichten.

Wachstum mittelfristig gebremst

Positiver fällt die differenzierte Analyse aus: Die kurzfristig deutliche Zunahme des Energieverbrauchs ist vor allem auf die kühlere Witterung gegenüber dem rekordwarmen Vorjahr 2011 zurück zu führen. Die Verbrauchsrekorde in den  – noch kälteren – Jahren 2010 und 2008 hingegen wurden im Jahr 2012 unterschritten. Und seit dem – wärmeren – Jahr 2000 stieg der Energieverbrauch bei jährlich witterungsbedingten Schwankungen nur noch um 3,2 Prozent.

Das Wachstum des Energieverbrauchs in der Schweiz hat also abgenommen. Klimabereinigt hat unser Energiekonsum seit der Jahrtausendwende nahezu stagniert, nachdem er in den Jahrzehnten davor massiv gewachsen war. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Wohnbevölkerung seit dem Jahr 2000 um zwölf Prozent zugenommen hat und die Wirtschaft teuerungsbereinigt um rund 20 Prozent gewachsen ist.

Die Energieeffizienz insgesamt ist also gestiegen, zumindest innerhalb der Landesgrenzen. Denn die Schweiz hat in den letzten Jahren einen Teil ihrer energieintensiven Produktion (zum Beispiel Aluminium oder Zellulose) ins Ausland verlagert.

Innerhalb der Endenergie gab es Verschiebungen. Der Verbrauch von Elektrizität (siehe Grafik) und von Erdgas hat überdurchschnittlich zugenommen, während der Verbrauch von Erdölprodukten leicht abnahm. Auf tiefem Niveau stark gewachsen ist seit dem Jahr 2000 auch der Verbrauch von erneuerbarer Energie.

Nimmt Energiekonsum bald ab?

In den nächsten Jahren soll der Energieverbrauch in der Schweiz nicht nur stagnieren, sondern abnehmen: Laut „Energiestrategie“ des Bundesrats darf eine Person in der Schweiz im Jahr 2050 nur noch halb so viel Energie konsumieren wie im Jahr 2000.

Der Energieverbrauch insgesamt ist annähernd auf die Marke der Jahrtausendwende gesunken.

Weniger Spritverbrauch, – in der Theorie
Der durchschnittliche Treibstoffverbrauch für neue Autos in der Schweiz ist weiter gesunken, nämlich auf 6,21 Liter pro hundert Kilometer Fahrt. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Rückgang von knapp 0,2 Liter oder 2,8 Prozent. Der Ausstoss von CO2 verminderte sich im Mittel auf 151 Gramm pro Kilometer und übertraf damit die ab 2015 gültigen Grenzwerte noch um 21 Gramm.
Das teilte das Bundesamt für Energie gestern mit. Bei den erwähnten Daten handelt es sich um Normwerte, die auf dem Prüfstand erreicht werden. In der Praxis aber verbrauchen die Neuwagen im Schnitt rund 1,1 Liter mehr Sprit. Das zeigt die neuste Untersuchung des Touring Club der Schweiz (TCS). Demnach stieg die Differenz zwischen Prüfstand- und Praxisverbrauch seit dem Jahr 2000 stetig, allein von 2011 bis 2012 um 0,2 Liter. Das heisst: In der Praxis dürfte der Treibstoffverbrauch der Schweizer Neuwagenflotte 2012 nicht abgenommen, sondern stagniert haben. Zudem sind die Autos 2012 wieder grösser und schwerer geworden.

Nächster Artikel