«Sie könnten ja Säure im Rucksack haben»

Auf dem Weg ins Büro schoss TagesWoche-Leser Daniel Graf Bilder von der OSZE-Trutzburg Safranzunft. Daraufhin wurde er gefilzt.

Ein Polizist durchsucht den Rucksack eines Passanten während der OSZE-Konferenz in Basel. (Bild: Daniel Graf)

Auf dem Weg ins Büro schoss TagesWoche-Leser Daniel Graf Bilder von der OSZE-Trutzburg Safranzunft. Daraufhin wurde er gefilzt.

Donnerstagmorgen, 8.30 Uhr, Daniel Graf ist mit dem Rucksack unterwegs ins Büro. In der einen Hand trägt er eine Coop-Tasche, mit der andern will er Handy-Bilder vom Ausnahmezustand vor der abgeriegelten Safran-Zunft in der Gerbergasse schiessen.

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Er stellt sich gut sichtbar vor die Absperrung und hält das Handy in die Luft. Plötzlich sind Polizisten zur Stelle, fragen nach Identitätskarte und Rucksack. Begründung: «Sie könnten ja Säure im Rucksack haben.»

«Ruppiges Auftreten»

Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den Beamten um Polizisten aus Bern, die das Basler Korps in den Tagen rund um das OSZE-Ministerratstreffen in Basel unterstützen. Für Graf eine mögliche Erklärung des aus seiner Sicht übertriebenen Vorgehens: «Ich glaube, die haben sich gelangweilt. Zudem ist die Berner Polizei bekannt für ihr ruppiges Auftreten, wenn sie im Ordnungseinsatz in fremden Städten unterwegs sind.»

Kurz darauf sieht er sich bestätigt, als er seine Empörung gegenüber Basler Polizisten äussert: «Die sahen das eher entspannt und haben mir Verständnis entgegen gebracht. Mir ist klar, dass wegen der OSZE im Moment der Ausnahmezustand herrscht», sagt Graf. «Aber das, was ich heute Morgen erlebt habe, grenzt für mich an Schikane.»

Die Absperrungen, die Armee und Polizei vor der Safran-Zunft errichtet haben, sollen der Sicherheit der Aussenminister dienen, die heute Donnerstagabend im Restaurant zum grossen Dinner geladen sind. Während des Anlasses werden die Absperrungen verstärkt, die Nachbarn werden auch aufgefordert, die Fensterläden herunterzulassen. Zaungäste sind während des Anlasses nicht erwünscht.

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Die OSZE-Konferenz versetzt Basel in diesen Tagen in den Ausnahmezustand. Das führt zu gewissen Beschränkungen in der Bewegungsfreiheit der Bürger. Wie erleben Sie das, geschätzte Leserinnen und Leser? Falls Sie Ähnliches (oder auch Positives) im Zusammenhang mit dem Treffen der Aussenminister erleben, freuen wir uns über ihre Zuschrift in der Kommentarspalte oder via Email auf dienstpult@tageswoche.ch.

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Update 12.19 Uhr, 4.12.2014: Zitat ergänzt: «Zudem ist die Berner Polizei bekannt für ihr ruppiges Auftreten, wenn sie im Ordnungseinsatz in fremden Städten unterwegs sind.»

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