Sieben Antworten vor dem 9. WM-Spieltag

Von wem will Mario Balotelli einen Kuss? Wie edel logieren die Schweizer in Brasilien? Und kann Kultur einen Menschen retten? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Die Torlinientechnologie beweist: Der war drin! Wayne Rooney zappelt im Netz des Tors des Gegners Uruguay. (Bild: Reuters/Pawel Kopczynski)

Von wem will Mario Balotelli einen Kuss? Wie edel logieren die Schweizer in Brasilien? Und kann Kultur einen Menschen retten? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten.

Diese Fussballer! Erst machen sie ihr Hobby zum Beruf – und dann dürfen sie auch noch während der WM in Luxus-Ferienanlagen wohnen. Unter uns: Wie edel ist die Unterkunft der Schweizer Nationalmannschaft während einer Weltmeisterschaft?

Gar nicht mal sooo edel. 2010 habe er in Südafrika in seinem nicht einmal mittelmässig isolierten Hotelzimmer mitten in der Nacht alle auffindbaren Trainingsanzüge angezogen, erzählte uns ex-Nationalspieler Benjamin Huggel am Mittendrin-Talk: «Dort galt das als Fünfsternehotel, in der Schweiz wären es nicht mal drei Sterne gewesen. Es war eine Frechheit.»

Und wie ist es in Porto Seguro? Auch nicht wesentlich edler. Zumindest, wenn man Arne Friedrich glaubt. Der ehemalige deutsche Nationalspieler ist derzeit als Experte für einen chinesischen Sender in Brasilien und berichtet «11 Freunde»: «Ich war hier in Porto Seguro mal im Hotel der Schweizer. Eigentlich ist das ein ganz normales Hotel. Beim DFB ist es noch mal ein, zwei Nummern besser, das muss man ganz klar sagen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.»

Also eigentlich genau so, wie auf dem Rasen in der ersten Runde dieser WM. Wir stellen fest: Alles im grünen Bereich.

Ricardo Rodriguez und zwei junge Fans am Strand von Porto Seguro.

Ricardo Rodriguez und zwei junge Fans am Strand von Porto Seguro. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Mario Balotelli hat sich zu Beginn der WM verlobt. Fertig mit der Schwerenöterei also?

Nicht ganz. Super Mario lässt das Mausen nicht und wünscht sich einen ganz besonderen Kuss, so denn seine Italiener heute gegen Costa Rica den letzten Hoffnungsfunken der Engländer am Leben erhalten sollten.

 

Der Fifa wird vorgeworfen, die sozial Benachteiligten Fussballfans vom Besuch der Stadien auszuschliessen. Stimmt das wirklich?

So etwas würde die Fifa nie tun. Wenn die sozial Benachteiligten allerdings nicht genügend Geld haben, um sich ein Ticket zu kaufen, dann sind sie natürlich selber schuld. Und wenn ein paar chilenische Fans zwar Geld hätten, um Tickets zu kaufen, und es auch noch Tickets gäbe, sie diese aber trotzdem nicht kaufen dürfen, dann ist irgendwer Schuld. Sicher nicht die Fifa. Wenn diese Fans danach das Mediencenter stürmen, um doch noch ins Stadion zu gelangen, sind übrigens die Fans schuld. Und die lokalen Sicherheitsverantwortlichen.

Ausserdem hat die Fifa extra für Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, eigene Plätze geschaffen. Und hier sieht man mal wieder den heilende Einfluss, den der Fussball auf die Welt hat. Bei gewissen Gehbehinderten hat der Besuch eines Fifa®-Coca-Cola®-Budweiser®-Yingli®-WM®-Spiels™ eine WUNDERHEILUNG BEWIRKT!

«Ein Wunder, ein Wunder, ich kann wieder stehen!» Zwei Rollstuhl-Gänger am Eröffnungsspiel in Sao Paulo.

«Ein Wunder, ein Wunder, ich kann wieder stehen!» Zwei Rollstuhl-Gänger am Eröffnungsspiel in Sao Paulo.

Das ist der Fifa nun allerdings auch wieder nicht recht, wie der «Telegraph» berichtet. Elende Perfektionisten.

Kann Kultur einen Menschen retten?

Natürlich! Gerne führen wir hier das Beispiel von Gianluigi Buffon an, der heute gegen Costa Rica sein Comeback im Tor der Italiener geben dürfte. Die Jahre 2003, 2004 waren es, von denen Buffon dem «Tages-Anzeiger» folgendes erzählte: «Ich sass im Bett, umschlang meine Knie und weinte.»

Psychoanalyse brachte nichts, Fussball half auch nichts. Wobei der Besuch eines WM-Spiels vielleicht Wunder hätte wirken können (siehe oben) – aber es war halt keine WM damals. Also begann Buffon, sich «eine kulturelle Basis anzulesen». Mit Erfolg: «Drei Monate später zeigten sich die ersten Früchte meiner ganz persönlichen Renaissance.»

Noch heute liest der inzwischen 36-Jährige fleissig. Zum Beispiel über die Jahre des Terrorismus in Italien, die Biografie des linken italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi und, «Sie werden mich für verrückt halten, ein Handbuch über neurolinguistische Programmierung».

Gianluigi Buffon weiss: Selfies machen nicht glücklich. Kultur macht glücklich!

Gianluigi Buffon weiss: Selfies machen nicht glücklich. Kultur macht glücklich! (Bild: Reuters/Alessandro Garofalo)

Vor dem ersten Spiel gegen Frankreich hat der honduranische Trainer gesagt, seine Mannschaft halte sich an die Regeln. Sind das dieselben Regeln, die auch sonst auf der Fussballwelt gelten?

Vermutlich nicht. Aber schauen wir uns ein paar strittige Szenen an.

 

 

Okay, wahrscheinlich haben sich die Honduraner gegen Frankreich schlicht an jene Fussballregeln gehalten, die einem Land angemessen sind, das wegen seiner hohen Mordrate als gewalttätigste Nation der Welt gilt.

Welche Informationen aus der Fifa-Pressemappe werde ich heute garantiert vom TV-Kommentator meines Vertrauens vorgelesen erhalten?

Wenn Costa Rica spielt, fallen die Tore: 25 waren es in den letzten fünf WM-Spielen der Costaricaner (8 für, 17 gegen die Mittelamerikaner). Italien hat noch nie an einer WM gegen eine Mannschaft aus Nord- oder Mittelamerika verloren. Die Schweiz und Frankreich treffen zum 38. Mal aufeinander, die Franzosen führen in der Statistik mit 15 zu 12 Siegen. Die Schweiz hat noch nie ihre beiden ersten Spiele einer WM gewonnen. Acht der letzten 13 Spiele zwischen Ecuador und Honduras sind unentschieden ausgegangen. Honduras hat in seinen letzten fünf WM-Spielen gnadenlose null Tore geschossen.

Jetzt aber Butter bei die Fische: Wie gehen die Spiele heute Abend aus?

Das ist einfach: Gemäss unserem Razinger-Index spielen die Schweiz, Frankreich, Honduras und Ecuador allesamt unentschieden. Italien gewinnt gegen Costa Rica.

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