Das Baselbiet braucht Veränderung, klar. Bloss: mit wem? Eine kleine Wahlhilfe.
Diesmal muss das Baselbiet die richtige Wahl treffen. Unbedingt. Sonst kommt dieser Kanton wohl auch in den nächsten Jahren nicht aus der Krise. Doch wer ist die richtige Wahl bei der Suche nach einem Nachfolger für den abtretenden Finanzdirektor Adrian Ballmer (FDP) am 3. März? Thomas Weber (SVP), der Kandidat der Bürgerlichen? Eric Nussbaumer (SP), die linke Alternative? Oder vielleicht doch Gerhard Schafroth (GLP), der umtriebige Mann der Mitte?
Dieser Frage ging die TagesWoche in den vergangenen Wochen nach – mit einer Reise durchs Baselbiet, die zeigen sollte, was dem Kanton und seinen Menschen tatsächlich fehlt. Und was sie brauchen. Wir gingen dabei in möglichst unterschiedliche Gebiete, linke und rechte, arme und reiche, baselfreundliche und stadtkritische. Oder besser gesagt: Wir kamen nicht nur in verschiedene Dörfer, sondern in fast schon verschiedene Welten.
Etwas verbindet aber sie alle: der Wunsch nach tiefgreifenden Veränderungen – nicht nur, was die derzeit prekäre finanzielle Situation anbelangt. Nein, die Gemeinden wollen mehr Gestaltungsspielraum, mehr Unabhängigkeit von Liestal und mehr Verständnis auch vonseiten der kantonalen Behörden und der Regierung.
Daneben bekamen wir sehr viel konkrete Anregungen zu hören, die wir an die drei Kandidaten weiterleiteten. Aufgrund ihrer Antworten versuchen wir nun aufzuzeigen, wie gross der Gestaltungswille der Kandidaten tatsächlich ist. Und welcher der drei dank seiner Persönlichkeit und seinen Beziehungen auch tatsächlich in der Lage ist, die angestrebten Veränderungen umzusetzen.
Schafroth: vorne – und hinten
Das Ergebnis ist eindeutig: Der Grünliberale Gerhard Schafroth erwies sich klar als Reformfreudigster (in den Bereichen Bildung, Energie, Finanzen, Wirtschaft, Verkehr und Zusammenarbeit bringt er es mit seinem Veränderungswillen im Durchschnitt auf den Faktor 8,6; mehr zur Skala, siehe unten links). Offen gegenüber Neuerungen sind allerdings auch seine beiden Kontrahenten: Nussbaumer bringt es auf 6,9,Weber auf 6,4.
Ein anderes Bild ergibt sich bei der Reformkraft, ermittelt anhand der Bereiche Persönlicheit und Beziehungen. Hier schneidet Schafroth (3,3 im Schnitt) deutlich schlechter ab als Weber (6,5) und Nussbaumer (8,6). Ein Ergebnis, das nicht nur für den fast schon hyperaktiven Schafroth eine Enttäuschung sein wird, sondern auch für den freundlichen Weber. Abstriche musste der SVPler aber in Kauf nehmen, weil er im Wahlkampf eher vage blieb. Und weil er genau jene Kräfte hinter sich hat, die die finanzielle Misere in den letzten Jahren angerichtet haben: der bürgerliche Machtapparat inklusive Wirtschaftskammer.
Das macht Weber etwas verdächtig, ebenso wie der Schlingerkurs seiner Partei. Bis vor Kurzem lästerte die Baselbieter SVP noch über alle anderen Parteien. Dann kündigte Ballmer seinen Rücktritt an. Nun spannen die Bürgerlichen wieder zusammen. Aus inhaltlichen Gründen? Kaum. Eher, weil es im Baselbiet wieder einmal um einen wichtigen Posten geht. Wir konzentrieren uns hier dagegen auf die drängendsten inhaltlichen Fragen.
Reisen Sie mit durchs Baselbiet Sechs Stationen hatten wir auf unserer Reise durchs Baselbiet – und unzählige interessante Begegnungen. Die einzelnen Artikel können online bei uns nachgelesen werden – ebenso wie die detaillierten Antworten der drei Kandidaten auf die drängendsten Fragen aus den Baselbieter Dörfern. Alles weitere in unserem Blog zu den Wahlen oder in unserem Dossier zum Thema.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.02.13