Spekulationen um Mubaraks Zustand

Mitten in ein politisches Chaos, das jeden Tag undurchschaubarer wird, platzte die Meldung von einem schweren Schlaganfall des gestürzten Ex-Präsidenten Mubarak. Verlässliche Informationen über seinen Zustand gibt es nicht.

Schwer bewacht: Der Eingang zum Maadi Militär Hospital, in das Hosni Mubarak eingeliefert wurde. (Bild: Mohamed Mossara/Keystone)

Mitten in ein politisches Chaos, das jeden Tag undurchschaubarer wird, platzte die Meldung von einem schweren Schlaganfall des gestürzten Ex-Präsidenten Mubarak. Verlässliche Informationen über seinen Zustand gibt es nicht.

Scharen von ägyptischen Medienleuten drängten sich am Mittwoch vor dem Militärspital in Maadi, einem südlichen Vorort von Kairo. Dort hofften sie, die Wahrheit über den Gesundheitszustand von Hosni Mubarak zu erfahren, der in der Nacht vom nahegelegenen Tora-Gefängnis in die Intensivabteilung des Hospitals verlegt worden war. An seiner Seite war seine Frau Susanne. Die Söhne Alaa und Gamal haben die Erlaubnis erhalten, die Haftanstalt für einen Besuch zu verlassen. Die Bulletins aus den verschiedenen Quellen waren widersprüchlich, wie so oft in den 16 Monaten seit Mubaraks Sturz und zuvor, als er noch im Amt war und Spekulationen über seine Gesundheit mit Gefängnis geahndet wurde.

Gesichert ist, dass der 84-jährige, der eine lebenslängliche Gefängnisstrafe absitzt, erneut einen Schlaganfall erlitten hatte, nachdem er bereits vor Tagen zweimal wiederbelebt werden musste. Er soll sich in kritischem Zustand, aber nicht in einem tiefen Koma befinden und nicht an lebenserhaltenden Maschinen hängen. Die nächsten 72 Stunden sollen entscheidend sein, er könne sie aber auch überleben, zitierten ägyptische Medien eine ungenannte medizinische Quelle. 

Ablenkungsmanöver?

Die Meldung über seinen angeblichen klinischen Tod, verbreitet von der staatlichen Nachrichtenagentur, kam, als Zehntausende in Kairo auf dem Tahrir-Platz gegen den schleichenden Militärcoup demonstrierten und auch in Alexandria eine grosse Menschenmenge ihre Frustration zeigte. Viele dachten als erstes an ein Ablenkungsmanöver mitten in diesem politischen Chaos, das von Tag zu Tag undurchschaubarer wird, denn dieses Szenario ist nur zu gut bekannt.

Auf der Strasse waren vor allem die Muslimbrüder und Revolutionsgruppen. Die Muslimbrüder wehren sich gleich auf mehreren Schienen gegen die Schliessung, des von ihnen dominierten Parlamentes. Neben den Demonstrationen suchen sie auch nach juristischen Mitteln, um gegen das Gerichtsurteil und dessen Umsetzung durch den regierenden Militärrat (Scaf) vorzugehen. Die Menschen auf den Strassen verlangten Legitimität für den Präsidenten, dessen Befugnisse vom obersten Militärrat Scaf völlig ausgehöhlt wurden, und sogar den Tod für Feldmarschall Tantawi, dem starken Mann seit dem Sturz Mubaraks.

Warten auf die Resultate

Noch immer ist nicht bekannt, wer dieser Präsident sein wird. Sowohl  Mohammed Morsi von den Muslimbrüdern als auch Ahmed Shafiq, der Kandidat der Armee, reklamieren den Wahlsieg für sich. Zahlen aus verschiedenen Quellen, darunter einer Gruppe von unabhängigen Richtern, sehen Morsi mit rund 52 Prozent der Stimmen vorne. Aber beide Seiten haben eine lange Liste von Beschwerden wegen Unregelmässigkeiten eingereicht und sprechen sogar von Fälschung.

Deshalb gibt es erste Hinweise, dass die Wahlkommission mehr Zeit für deren Bearbeitung braucht und die offiziellen Resultate nicht wie vorgesehen am Donnerstag veröffentlichen kann. Diese Hängepartie könnte sich noch länger hinziehen. Niemand wagt zudem vorauszusagen, ob der Verlierer und seine Anhänger die Niederlage akzeptieren werden oder ob es zu Protesten und gar gewalttätigen Ausschreitungen kommt. Bereits vor der Stichwahl, die dann trotz des giftigen Wahlkampfes ruhig und geordnet über die Bühne ging, hatten sich viele Ägypter vorsorglich mit Mengen an Lebensmitteln eingedeckt.

In solch spannungsgeladenen Zeiten gibt es mehr Gerüchte und Spekulationen als harte Fakten. Spekuliert wird etwa, dass die Wahl annulliert und wieder eine Ausgangssperre verhängt werden könnte und auch über die Art der Beerdigung wurde in den letzten Tagen schon viel geschrieben. Auch hier sind die Meinungen geteilt. Ein Teil der Militärexperten findet, Mubarak stehe ein militärisches Begräbnis zu, weil er nicht wegen Verrat angeklagt worden sei. Andere meinen dagegen, es gebe eine private Beerdigung im kleinen Kreis der Familie auf einem Friedhof in Heliopolis, unweit des Präsidentenpalastes in Kairo, wo ein Familiengrab steht.

Nächster Artikel