Strube Zeiten für die alten Mitte-Parteien

Seit den Gesamterneuerungswahlen von 2011 fanden insgesamt zwölf kantonale Wahlen statt. Eine Auswertung zeigt: Der nationale Trend setzt sich in den Kantonen fort. Das sind keine guten Nachrichten für FDP und CVP.

Eine Spielerei, aber doch eine mit Aussagekraft: Soviel Prozentpunkte haben die Parteien in den zwölf kantonalen Wahlen seit 2011 insgesamt verloren oder gewonnen. (Bild: Nils Fisch)

Seit den Gesamterneuerungswahlen von 2011 fanden insgesamt zwölf kantonale Wahlen statt. Eine Auswertung zeigt: Der nationale Trend setzt sich in den Kantonen fort. Das sind keine guten Nachrichten für FDP und CVP.

Die Schweiz, ein Land im ständigen Wahlkampf. Kaum hat man im Baselbiet die Zähne von Thomas Weber und das Kinn von Eric Nussbaumer überstanden, folgen die Glatze von Anton Lauber und der Nicht-mehr-Bart von Thomi Jourdan.

Aber was will man klagen: So wie im Baselbiet geht es im ganzen Land zu und her. Seit den nationalen Gesamterneuerungswahlen vom Herbst 2011 haben insgesamt zwölf kantonale Wahlen stattgefunden. Die letzte im Kanton Neuenburg, bei der Links-Grün die Mehrheit im Parlament verlor. Nun gehen die kantonalen Parlamentswahlen in eine Sommerpause – Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

Die SVP mit den meisten Mandaten

Die Nachrichtenagentur SDA vergleicht in ihrer Bilanz die Anzahl Mandate der Parteien in den verschiedenen Kantonsräten. Das Ergebnis der SDA-Analyse: «Die SVP spürt den Frühling». In den drei kantonalen Wahlen, die 2013 stattfanden, habe die SVP ihren Abwärtstrend stoppen können und um insgesamt 16 Mandate zugelegt. Nach Berechnungen der SDA hält die SVP schweizweit 560 von total 2559 kantonalen Parlamentssitzen – das ist Schweizer Rekord. Die anderen Parteien in der Übersicht der Nachrichtenagentur, die ausschliesslich die Wahlen im Jahr 2013 berücksichtigte: SP: 453 (-8); Grüne: 190 (-1); CVP: 460 (-9); FDP: 546 (-7); GLP: 78 Sitze (+7); BDP: 88 (+2).

Einen anderen Ansatz hat die Kommunikationsagentur «Border Crossing» von Politikberater Mark Balsiger gewählt. Mitarbeiterin Deana Gariup sammelte die Daten aller zwölf Wahlen seit 2011 und konzentrierte sich dabei auf die Verluste und Gewinne bei den Wähleranteilen. Die Tabelle – unten aufbereitet von der TagesWoche, an dieser Stelle von «Border Crossing» – ist zwar eine Spielerei; lässt aber dennoch einige Tendenzen erkennen:

  • Die SVP gewinnt zwar in den Kantonen der Romandie, ist aber schweizweit immer noch im Rückwärtsgang. Deutliche Niederlagen fuhr die Partei in St.Gallen und Uri (März 2012) ein und auch im Thurgau (April 2012) verlor die SVP bei einem immer noch sehr hohen Wähleranteil von 30,5 über 5 Prozentpunkte.
  • Die CVP ist die grosse Verliererin. Zusammengerechnet verloren die Christdemokraten in den vergangenen zwölf kantonalen Wahlen insgesamt 26 Prozentpunkte. Mit Ausnahme des Kantons Uri verlor die CVP bei jeder kantonalen Wahl seit 2011 Wähleranteile.
  • Die FDP hat eine ausgeglichene Bilanz: In sechs Kantonen legten die Freisinnigen zu, in sechs verloren sie. Auffällig bei den Verlust-Kantonen ist der gleichzeitige Zugewinn von GLP und BDP. «Wenn es um Wahlen geht, sind die Schweizer ein Volk von Seitenspringern», sagt Mark Balsiger.
  • Die BDP und GLP konsolidieren sich auf bescheidenem Niveau.
  • Die Linke (SP und Grüne) verlieren insgesamt rund 2,5 Prozentpunkte. Die Grünen setzen ihren Negativtrend fort, die SP konnte die Wähleranteile insgesamt steigern.
  • Damit ist die SP auch die einzige Partei, die den Trend der Gesamterneuerungswahlen brechen konnte: 2011 verlor die SP 0,8 Prozent Wähleranteile, gewann aber gleichzeitig viele zusätzliche Mandate. Nun ist es umgekehrt: Die SP gewinnt Wählerprozente – und verliert gleichzeitig Mandate.

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