Drei Grossräte ziehen laut einer Umfrage Damian Heizmann Baschi Dürr vor. Mitbewerber Christian Mueller zieht seine Kandidatur zurück.
Polit-Quereinsteiger Damian Heizmann erhält weiteren Zuspruch. Der Inhaber eines Velokuriergeschäfts hat vor einer Woche überraschend erklärt, er wolle Baschi Dürr den Sitz im Regierungsrat streitig machen. Der 25-jährige Familienvater verfolgt klassisch linke Ziele und anders als der ursprünglich dritte Bewerber Christian Mueller geniesst Heizmann politische Unterstützung. Mueller hat sich auch deshalb nun entschieden, seine Kandidatur zurückzuziehen. Mueller fordert seine Anhänger auf, an seiner Stelle Heizmann zu wählen.
Dieser konnte arrivierte Politiker auf seine Seite ziehen. Nach dem Grünen Michael Wüthrich hat nun auch Parteikollegin und Basta!-Mitglied Brigitta Gerber bekannt gegeben, sie werde Heizmann wählen. Das geht aus einer Umfrage der TagesWoche hervor, die alle Grossräte fragte, welchen Kandidaten sie im zweiten Wahlgang vom 25. November wählen werden.
SP-Politikerin Gysin für Heizmann
Neben Wüthrich und Gerber unterstützt auch SP-Frau Doris Gysin den Neo-Politiker, der in erster Linie angetreten ist, um Dürr zu verhindern, wie er freimütig einräumt. Die SP hat beschlossen, keinen eigenen Kandidaten in den zweiten Wahlgang zu schicken. Vorausgegangen waren intensive Debatten in der Parteileitung. Der linke Flügel hatte mit dem Argument, eine Alternative für die eigene Basis bieten zu wollen, versucht, eine Kampfkandidatur durchzudrücken. Die Mehrheit – auch jene der Delegierten – empfand das mit Sicht auf die eigene Wählerstärke als kaum vermittelbar.
Das Bild nach der Umfrage, an der total 40 Grossräte teilgenommen haben, zeigt nun, dass Dürr auch unter den SP-Grossräten Rückhalt geniesst. Wenn auch nur anonym, bekennen sich doch zwei SPler zum erzliberalen FDP-Politiker. Die Mehrheit der Fraktion allerdings wird leer einlegen, sich also hinter keinen der beiden Kandidaten stellen.
Uneinheitlich ist das Bild auch bei der SVP, die ebenfalls heftige Diskussionen geführt hat, bevor die Delegiertenversammlung beschloss, die SVP solle nicht mehr antreten. Im ersten Wahlgang versuchte die SVP noch, mit Lorenz Nägelin und Patrick Hafner einen Sitz in der Regierung zu erringen. Aus Rücksicht auf die bürgerliche Zusammenarbeit sei darauf verzichtet worden, nochmals ins Rennen zu steigen, teilte die Partei mit.
Defizite in der Persönlichkeit
Unterstützung erhält Dürr vom wirtschaftsnahen, bürgerlichen Flügel der SVP. Der rechte Hardliner Eduard Rutschmann lehnt als Einziger Dürr offen ab. Rutschmann begründet das politisch: «Mit Dürr rutscht die Regierung nach links ab.» Zudem würde er «das Sicherheitsdepartement zu Tode sparen». Dass es Rutschmann um etwas anderes geht, zeigt sich nicht nur an der Widersprüchlichkeit dieser beiden Aussagen. Er hat bei Dürr Defizite in der Persönlichkeit ausgemacht: «Er hört nicht zu und weiss nicht, wie man mit Mitmenschen umgeht. Er sollte in eine Verhaltensschule.»
Die Grünen wiederum nehmen es Dürr übel, dass er sich nicht aus der Kandidatur fürs Präsidium verabschiedet hat und weiterhin Morin unruhige Tage beschert. Gerber sagt, sie halte es für «relativ gewagt von Dürr, nochmals fürs Präsidium zu kandidieren». Für sie ist das aber nicht der Hauptgrund, Gegner Heizmann zu wählen. «Die Positionen Dürrs sind schlecht für unsere Stadt, Heizmann hingegen vertritt vielfach dieselben Anliegen wie die Grünen und schlicht ein sozialeres Basel», sagt Gerber.
Geschlossen hinter Dürr stehen neben der FDP auch die Liberalen und die CVP-Grossräte. Uneinig sind sich die Grünliberalen. Während einer der beiden Teilnehmer an der Umfrage Dürr stützt, legt der andere leer ein.
An der Umfrage mitgemacht haben 40 Grossräte. Es bestand die Möglichkeit, anonym teilzunehmen (namenlose Felder). Die Umfrage fand statt, bevor Christian Mueller seine Kandidatur zum Regierungsrat zurückgezogen hat. Grafik: Daniel Holliger
Wer siebter Regierungsrat wird, ist eigentlich klar. Doch auch gestandene Politiker wollen Baschi Dürr (oben) verhindern. Und sei es mit Damian Heizmann. Artwork Nils Fisch
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 09.11.12