TagesWoche-Podium: Und sie waren alle so nett

Am TagesWoche-Podium im Volkshaus diskutierten am Donnerstag drei bisherige Nationalräte und zwei Herausforderer. Für etwas Feuer sorgte Sibel Arslan, Kandidatin des Bündnisses Grüne BastA!.

Das TagesWoche-Podium im Volkshaus blieb ungewohnt ruhig – wie es der aktuelle Wahlkampf auch ist.

(Bild: Jonas Grieder)

Am TagesWoche-Podium im Volkshaus diskutierten am Donnerstag drei bisherige Nationalräte und zwei Herausforderer. Für etwas Feuer sorgte Sibel Arslan, Kandidatin des Bündnisses Grüne BastA!.

 

Exakt eine Stunde, nachdem die Teilnehmer des TagesWoche-Podiums es sich in ihren Positionen bequem machten, rüttelte Silvia Schenker (SP) ihre Konkurrenten wach: «Ich muss die Harmonie jetzt etwas stören.» Es gebe nicht nur Einigkeit zwischen den Kandidaten, wie es manche Diskussion an diesem Abend glauben machte.

Sie musste in Erinnerung rufen, was in einer Stunde Diskussion vergessen ging: «Es gibt einige Themengebiete, wo wir uns überhaupt nicht einig sind!» Zum Beispiel in der Sozialpolitik.

Und Schenker hatte Recht, was die Positionierung angeht: Auf dem Podium im Volkshaus sassen nämlich mit ihr und Sebastian Frehner (SVP) zwei Pol-Politiker. Schenker ist laut «20-Minuten»-Polit-Ranking die linkste Politikerin in Bern, Frehner hingegen ist der zweitrechteste Nationalrat.

Migrations-Statement eigentlich für Arslan reserviert

Widerspruch war somit programmiert – nur blieb er grösstenteils aus, als die Podiumsteilnehmer über Basler Projekte, Europapolitik, ja selbst Migrationspolitik sprachen.

Frehner erdreistete sich gar zu der Aussage, die Schweiz sei ein Migrationsland, worauf die übrigen Kandidaten ihn nur Stirn runzelnd ansahen – eigentlich war dieser Satz doch für die Kandidatin mit Migrationshintergrund, Sibel Arslan (Bündnis Grüne BastA!), reserviert. Als Frehner nachschob, gerade weil dies so sei, brauche es eine vernünftige Migrationspolitik, war die Politwelt wieder in Ordnung – links für Offenheit, rechts für Abschottung.

Liberal oder wirtschaftsliberal – das ist hier die Frage

Die Kandidaten stimmten einander auffällig viel zu, widersprachen sich selten und blieben handzahm. Zwischen Frehner und Daniel Stolz (FDP) entspann sich ein Streit, wer «wirtschaftsliberaler» sei. Stolz und Christoph Eymann (LDP) wollten sich partout nicht widersprechen – obwohl sie bei den Nationalratswahlen konkurrenzieren. Sie begnügten sich mit den unterschiedlichen Label: wirtschaftsliberal (Stolz) und liberal (Eymann).

Was diese Bezeichnung allerdings bedeutet und in welchen Themen sich die beiden unterscheiden, blieb für das Publikum offen.

Man würde sich nicht gegenseitig «kannibalisieren», so Stolz. Schliesslich arbeiten er und Eymann gemeinsam für einen Platz in Bern, wer diesen am 18. Oktober erhalte, sei offen. Eymann gab später zu bedenken: «Wenn ich nicht gewählt werde, brauche ich auch kein Care Team.» Kämpferisch klingt das jedenfalls nicht.

Trumpf: Asylpolitik

Für etwas Frische sorgte Sibel Arslan, die als einzige Teilnehmerin noch keinen Sitz in Bern innehatte. Ihr spürte man den Idealismus an, den sie mit viel Schwung in die Diskussion brachte. Schnell verhakte sie sich jedoch in ihrer Argumentation, was sich bei verschiedenen Themen zeigte.

Ihren Trumpf konnte sie dann beim Thema Flüchtlingskrise ausspielen, wo sie ihren persönlichen Hintergrund ins Spiel brachte: «Eigentlich müsste ich bei der Asyldebatte im Nationalrat sein und mitdiskutieren.» Es ginge um etwas, was die meisten in Bern nur aus der Distanz kennen: Krieg und Flucht. Bei ihr sei das anders, so Arslans Botschaft.

Es war einer der eindringlichen Momente an diesem Abend. Ansonsten blieb es ungewohnt ruhig – wie es in diesem Wahlkampf allgemein der Fall ist.

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