Thomas Weber betonte bei seiner Wahl zum Kandidaten seinen Willen zu Konsens und Kompromissen. Die Partei demonstrierte geschlossene Unterstützung.
Der Parteitag der Baselbieter SVP zur Wahl des Regierungsratskandidaten war ausserordentlich gut besucht. Thomas Weber nutzte die Stunde, um sich noch einmal persönlich bei seinen Parteigenossen beliebt zu machen. Er setzte dabei auf jene Argumente, welche er in den kommenden Wochen noch oft wiederholen wird: Der studierte Ingenieur und ausgebildete Mediator strich seine Führungsfähigkeiten hervor und bezeichnete sich als Konsens-Politiker und Brückenbauer.
Nachdem sich alle übrigen Kandidaten bereits im Vorfeld zurückgezogen hatten, stellte niemand seine Kandidatur öffentlich in Frage. Am Ende seiner knapp viertelstündigen Rede folgten die einstimmige Nominierung durch die Parteimitglieder und stehender Beifall. Weber bleibt nun Zeit bis zum 03. März, um sich in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken und seine Bekanntheit zu stärken.
Die Stil-Frage
Mit der Kandidatur Webers kommen neue Töne in die Baselbieter SVP. In seinem politischen Profil hart auf SVP-Kurs, bricht er in seinem auftreten mit dem etablierten Gestus und Duktus der Parteiführung. Diese Stil-Differenzen zeigten sich am Donnerstagabend mit evidenter Deutlichkeit. Weber sprach ohne jede Polemik und Häme, sachlich und mit Zurückhaltung erklärte er seine Fähigkeiten und Ziele. Statt den Gräben betonte er Brücken, und verknüpfte seine Rede mühelos mit einem Gedicht des sowjetischen Schriftstellers Maxim Gorki. Der SVP-Regierungsratskandidat ist offensichtlich ein Parteipolitiker, der sich kein Korsett überstülpen lässt und seinen eigenen Weg beschreitet. Für eine Partei, die in der Vergangenheit regelmässig für ihren Stil kritisiert wurde, eine bemerkenswerte Entwicklung.
«Das bin ich. Für mich stimmt es nur, wenn ich authentisch bin», erklärt Weber nach seinem Auftritt. «Vielleicht kann man so angreifbarer sein. Aber ich sage das, was für mich stimmt, auf die Art wie es für mich stimmt.» Das dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, dass er in den Grundhaltungen absolut mit seinen Kollegen übereinstimme. Er fühle sich fest in der Partei verwurzelt und getragen.
Ein Parteimitglied der alten Schule, was Duktus uns Habitus betrifft, ist der SVP-Nationalrat Thomas De Courten. Vor wenigen Wochen brachte er sich selbst ins Rennen um den Regierungsratssitz, vollzog wenig später aber eine Kehrtwende und machte seine Kandidatur rückgängig. Nicht ganz freiwillig, wie sich später herausstellte, Druck kam von der FDP und der Wirtschaftskammer – beide wünschten sich einen mehrheitsfähigeren Kandidaten. Am Donnerstag beschränkte sich De Courtens Auftritt darauf, die Parteimitglieder auf ein Nein zum Bundesbeschluss zur Familienpolitik einzuschwören.
Der Kontrast zu seinem Vorredner Thomas Weber war dabei markant. De Courten sprach mit grossen Gesten und lauter Stimme, statt Brücken betonte er Gräben. «Mit mir hätte einer kandidiert, der sagt was er denkt», sagt De Courten in der Pause und fügt an: «Auch Weber sagt was er denkt, aber vielleicht etwas moderater und konsensorientierter.» Unterschiede in Stil und Auftritt konnte De Courten keine entdecken. So oder so, die Partei stehe voll und ganz hinter der Kandidatur Webers. Gerne hätte man gewusst, wie Dieter Spiess, ehemaliger Parteipräsident und Urgestein der Kantonspartei, die Nomination Webers kommentiert. Doch Spiess war der grosse Abwesende gestern Abend. «Ich musste den ganzen Tag ein Seminar leiten», erklärte er heute Morgen auf Anfrage. Der Schnee verunmöglichte ihm schlussendlich sein Kommen. «Da soll jetzt aber nichts daraus konstruiert werden. Ich finde, die Nomination von Thomas Weber ist eine gute Wahl.»
Nach Ende der gestrigem Veranstaltung auf dem Weg zum Bahnhof hingen an den verschneiten Strassenlaternen bereits die ersten Wahlplakate. «Finanzkraft in den Regierungrat.» Das fehlende «s», kündigte die Parteileitung kurz vor Schluss der gestrigen Versammlung an, werde so bald als möglich eingefügt.