Das grenzüberschreitende Tram-8-Projekt nimmt langsam Gestalt an – am Dienstag wurden die Basler und Weiler Gleise miteinander verbunden. Bevor die ersten Trams rollen, sind allerdings noch einige Hindernisse zu überwinden.
Wenn es drauf ankommt, dann können Basel und Weil am Rhein auf den Millimeter genau miteinander zusammenarbeiten. Den Beweis erbrachten sie am Dienstagnachmittag, als sie die neu verlegten Tramschienen am Zollübergang Basel-Hiltalingerstrasse/Weil am Rhein-Friedlingen verschweissten. Voraussichtlich Ende 2014 soll dann das Tram 8 bis nach Weil verkehren.
Bisher wurden der Schweizer und der deutsche Streckenabschnitt der Tramlinie 8 jeweils unabhängig voneinander gebaut. Offensichtlich gelang das passgenau. Jedenfalls konnte beim Festakt die letzte Lücke mitten auf der Grenzlinie vor laufenden Kameras reibungslos geschlossen werden. Es war ein historischer Moment. Das letzte Mal entstand in der Region Basel 1914 eine Tramlinie grenzüberschreitend – die zwischen Riehen und Lörrach. Europaweit ist die Tramlinie 8 bis nach Weil das erste grenzüberschreitende Tramprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der Bau des neuen Zollgebäudes war, wie alle Beteiligten zugaben, ein verwaltungstechnischer Kraftakt zwischen EU- und Schweizer Vorschriften. Dagegen war das Verlegen der Tramschienen, die am noch im Bau befindlichen künftigen Zollgebäude vorbeiführen, vergleichsweise einfach. Der Weiler Oberbürgermeister Wolfgang Dietz konnte es sich trotzdem nicht verkneifen, noch einmal ausdrücklich auch den Behörden dafür zu danken, dass das Ganze möglich wurde: «Es ist nicht so einfach, auf einer Baustelle auch nur einen Hammer von der EU in die Schweiz zu transportieren – geschweige denn Schienenteile.» Dass nun alles einigermassen nahtlos verschweisst ist, ist somit schon einmal eine gute Nachricht.
Kampf gegen die Deutsche Bahn
Dass man aber im Zeitplan dennoch hinterherhinkt, ist nicht den Behörden geschuldet, sondern der Deutschen Bahn. Das Tram 8 soll eines Tages nicht nur nach Friedlingen, sondern über eine quer über die Bahngleise führende Brücke nach Weil hinein fahren.
Dietz musste sich deswegen ein paar Spitzen gefallen lassen, etwa von BVB-Direktor Jürg Baumgartner: «Da tobt gerade ein Kampf Dietz gegen Goliath Bahn.» Hans-Peter Wessels, Vorsteher des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, sprang aufmunternd bei: Man solle nicht vergessen, wer bei David gegen Goliath damals gewonnen habe.
Noch aber ringt Oberbürgermeister Dietz mit allen Kräften mit der Bahn. Warum? «Die Widerlager für die Trambrücke müssen über 14 Gleise geführt werden. Und jedes einzelne davon ist ein Problem», sagte Dietz. Immerhin entstehen nun die ersten Schalungen. Dietz wird aber noch einige Zeit weiterringen müssen, da die Prioriäten der Bahn nicht gerade deckungsgleich mit denen der Weiler sind.
Noch ist er zuversichtlich, dass im Frühjahr nächsten Jahres die ersten Trams rollen – auch hoch oben auf der künftigen Brücke über die Bahngleise.
Wie geht das mit dem Strom?
Das Tram 8 wird in Basel mit dem Strom der IWB fahren, ab der Grenze mit dem der Stadtwerke Weil am Rhein. Wie kann das gehen? Die BVB haben ihr Stromnetz ohnehin in Sektoren unterteilt. Wenn eine Störung (etwa ein Kurzschluss) auftritt, können sie den davon befallenen Bereich vom Rest des Netzes isolieren, damit nicht in ganz Basel der Tramverkehr zum Erliegen kommt. Dafür sind zwischen den Sektoren der Fahrleitung «Streckentrenner» installiert. Wer weiss, wonach er suchen muss, kann die zugehörigen Markierungen auch im Stadtgebiet entdecken. Ein Exemplar davon hat man auch an der Grenze eingebaut – und schon fährt das Tram auf jeder Seite der Grenze mit dem dort eingespeisten Strom.