Tri Color heisst der Dorfladen in Oberwil, der geschützte Arbeitsplätze für psychisch Beeinträchtigte anbietet. Der Laden wurde umgebaut, nun steht die Neueröffnung bevor.
Tri Color steht mit weissen Buchstaben auf der Scheibe, die Fassade ist weiss und unscheinbar. Der Laden sieht aus wie ein üblicher Dorfladen. Doch im Oberwiler Laden steckt mehr.
2008 wurde der Laden eröffnet und ist Teil der Arbeitsintegration der Stiftung Jugendsozialwerk. «Wir haben zurzeit sieben Teilnehmer, die bei uns arbeiten», sagt Chiara Nauer. Sie ist die Gastgeberin des Ladens.
Schwere Aussicht auf Job
Die sieben Leute werden von Nauer und einem Sozialarbeiter betreut. Das Ziel ist, die aus dem ersten Arbeitsmarkt Ausgeschiedenen wieder fit für diesen zu machen. Peter Glaser, Leiter Finanzen und Qualitätssicherung der Stiftung, sagt: «20 Prozent finden wieder einen Job. Da muss man realistisch sein. Jemand der zehn Jahre lang IV bezogen hat, der hat keine Chance.»
Es verwundert also nicht, bleiben die Angestellten längere Zeit. «Wir haben einen Klienten, der ist seit dem Anfang dabei», sagt Nauer. Die Angestellten arbeiten an diesem geschützten Arbeitsort, erhalten eine Tagesstruktur und finden Halt im Leben. Glaser ergänzt: «Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit. Unser Leute wollen arbeiten, sie wollen die Krankheit mit der Arbeit vereinbaren.»
Eine spezielle Form der Integration
Nauer betont auch die Vorzüge des Ladens für die Teilnehmer: «Es handelt sich um Arbeitsintegration, jedoch bewegt sich der Laden in der freien Marktwirtschaft, was eine aussergewöhnliche Art von Arbeitsintegration bedeutet.» Bei anderen Projekten seien die Teilnehmer des Öfteren abgeschottet und würden keinen Kundenkontakt pflegen. Kontakt haben die Teilnehmer auch mit den Sozialpädagogen vom Wohn- und Arbeitszentrum Bernhardsberg.
Das Zentrum ist auch von der Stiftung Jugendsozialwerk. Jede Woche treffen sich die Klienten vom Laden Tri Color mit den Sozialpädagogen und besprechen die Woche. Bei diesen Gesprächen wird auch geschaut, ob das Arbeitspensum den Klienten passt. Die meisten haben ein 80-Prozent-Pensum, bei Bedarf kann dieses aber gedrosselt werden.
Starke Konkurrenz
Die Arbeitsintegration funktioniert, mit dem Laden ist es schwieriger. «Wir haben bis anhin knapp kein Minus gemacht», sagt Glaser. Der Umsatz pro Jahr beträgt etwa 400’000 Franken. Das führt Glaser unter anderem auf die Konkurrenz zurück: «Wir haben in der Umgebung gleich zwei Megastores, die alles abdecken.»
Aus diesem Grund wurde das Geschäft umgestaltet. Zusätzlich wollte man «effizientere Strukturen» schaffen und «Ressourcen schonender arbeiten», wie Glaser sagt. Nicht nur hinter den Kulissen ändert sich etwas, auch auf die Kunden warten Neuerungen.
«Früher hatten wir Gemüse. Aber wir konnten qualitativ nicht mit den Grossverteilern mithalten», erklärt Glaser. Bei den Grossverteilern würde täglich frisches Gemüse geliefert. Glaser sagt: «Wir haben das nicht verkaufte Gemüse einfach in den Kühlschrank gelegt.»
Neu: Frische Pasta
Anstelle des Gemüses gibt es eine neue Pasta-Ecke. Am Tisch in der Ecke wird täglich frische Pasta hergestellt. «Unsere Vision ist, dass Besucher des Ladens mit uns Pasta machen», sagt Glaser. Doch dazu müsse sich die Ecke erst bewähren.
Das ist die grösste Veränderung. Zudem wurde das Sortiment auf Bio beschränkt. Nauer betont: «Wir haben aber auch viele lactose- und glutenfreie Produkte, nebst der Käsetheke und den ausgewählten Fleischwaren.»
Auch im Bistro gibt es Neuerungen. Die Wände wurden frisch gestrichen und das Essen wird schneller serviert – für die Leute, die nach dem Mittagessen möglichst rasch zurück zur Arbeit wollen.
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Tri-Color, Hauptstrasse 20, 4104 Oberwil. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 7.30 – 14.30 Uhr. Am Wochenende vom 7. und 8. November findet die Eröffnungsfeier statt. Am Freitag und Samstag gibt es Ballone für Kinder, ein Glücksrad und Apfelpunsch. Am Samstag lockt der Laden mit zwei Alphornbläsern, einer Band sowie einem Karikaturisten. Für den Hunger steht ein Marktstand mit (vegetarischen) Hotdogs und Raclette bereit.