«Uber macht uns alles kaputt»

Die Basler Taxifahrer haben genug: UberPop-Fahrzeuge aus der ganzen Schweiz werden mittlerweile in Basel gesichtet – das beschere den Taxifahrern Lohneinbussen von bis zu 50 Prozent. Eine Gruppe von ihnen machten sich deshalb Luft auf dem kantonalen Taxibüro. Die Aktion endete mit zwei Strafanzeigen.

Gemeinsam gegen Uber: Diese Taxifahrer haben genug vom Fahrdienst. 

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Basler Taxifahrer haben genug: UberPop-Fahrzeuge aus der ganzen Schweiz werden mittlerweile in Basel gesichtet – das beschere den Taxifahrern Lohneinbussen von bis zu 50 Prozent. Eine Gruppe von ihnen machten sich deshalb Luft auf dem kantonalen Taxibüro. Die Aktion endete mit zwei Strafanzeigen.

«Diesen Freitag zählte ich 70 Uber-Fahrzeuge in Basel – jetzt reichts», sagt Taxifahrerin Rita Taschner vor dem Polizeiposten Clara. Nummernschilder unter anderem aus Luzern und Freiburg habe sie gesichtet und auch fotografiert: «Wir haben mittlerweile die ganze Schweiz in Basel.» Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. So entschloss sich Taschner, zusammen mit 15 weiteren Taxifahrern das Taxibüro des Justiz- und Sicherheitsdepartements (JSD) mit der jetzigen Situation konfrontieren.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Taxifahrer ihren Unmut gegenüber dem Fahrdienst kundtun – die TagesWoche berichtete. Dass der jetzige Vorstoss etwas ändern könnte, zweifeln die Initianten selber schon im Vorhinein an: «Man wird versuchen, uns auszuweichen – aber ein paar Fragen habe ich, mit denen ich das Taxibüro festnageln will», meint Markus Kümin, Vorstandsmitglied der Unia und Ex-Taxifahrer. Er betont, zur Unterstützung hier zu sein und nicht im Namen der Gewerkschaft.

Mit dem unangekündigten Besuch auf dem Taxibüro wolle man ein Zeichen setzen und aufzeigen, was UperPop für die Taxifahrer bedeute – nämlich finanziellen Notstand: «So, wie es momentan läuft im Geschäft, überlege ich mir, zu kündigen und Sozialhilfe zu beziehen», sagt ein Taxifahrer, Vater von zwei Kindern, sichtlich erzürnt. Kümin rechnete seinen Stundenlohn für die Zeit, bevor es Uber in Basel gab, aus und kam auf 16 Franken: «Mit Uber ist es noch die Hälfte. Das ist doch kein Leben.» 

Diesen Zorn tragen die Männer und Rita Taschner dann auch hoch in den zweiten Stock des Clarapostens – ins Taxibüro. Die Dame am Schalter zeigt sich erstaunt über den Auflauf und muss dann abwinken: die falsche Adresse. Sie könne nichts machen, sei nicht zuständig. Über die Regierung müsse man gehen. Doch auf diese Weise sei es sinnlos.

Kopfschütteln, Ernüchterung macht sich in der Gruppe breit. Emotionen kochen hoch und ein Taxifahrer tritt hervor: «Ich kann Ihnen gerne meine Mahnungen vorbeibringen. 8000 Franken, die ich nicht bezahlen kann. Ich habe drei kleine Kinder. Uber macht uns alles kaputt. Was soll ich machen?», sagt er wütend. Kümin will nachhaken: «Verstehen Sie denn immerhin die Problematik?», fragt er die Frau am Schalter. Eine Antwort bekommt er nicht.



Gespannt hofften sie auf Antworten oder ein Entgegenkommen – und bekamen keines von beidem. 

Gespannt hoffen die Taxifahrer auf Antworten oder ein Entgegenkommen – und bekommen keines von beidem.  (Bild: Hans-Jörg Walter)

Rita Taschner platzt der Krage. Sie gehe jetzt runter, die zwei beobachteten Uber-Fahrer vom Wochenende anzeigen. Die Taxifahrer folgen ihr, man hört Sprüche wie: «So, gehen wir jetzt zur Mittleren Brücke und springen?»   

Die Fahrer stehen wieder dort, wo sie angefangen haben: im Regen vor dem Claraposten, ratlos wie zuvor.

Wir folgen Rita Taschner ins Polizeibüro. Sie erstattet Anzeige wegen illegalen gewerbsmässigen Personentransports, der vorliegt, sobald man innerhalb von 16 Tagen mehr als zwei Personen gegen Bezahlung herumchauffiert – was wohl bei jedem UberPop-Fahrer der Fall sei.  



Rita Schatner zeigt dem Polizisten die Kennzeichen der gesichteten Uber-Fahrer. Ob es nützen wird, bleibt abzuwarten. 

Rita Taschner zeigt dem Polizisten die Kennzeichen der gesichteten Uber-Fahrer. Ob es nützen wird, bleibt abzuwarten.  (Bild: Hans-Jörg Walter)

Ob die Anzeigen nützen werden, konnten die Polizisten nicht sagen – obwohl in Basel bereits zwei UberPop-Fahrer verzeigt wurden. Davon wisse er nicht, sagt ein Polizist. Und sowieso seien eigentlich die Juristen und das Verkehrsdepartement für solche Angelegenheiten verantwortlich und nicht die Polizei. 

In der Zwischenzeit ist Darth Vader zu den Taxifahrern vor dem Posten gestossen. Ist er das etwa, der vielverschriene Uber-Fahrer? «Nein, nein, er ist auch Taxifahrer», meint ein Kollege lachend. 



Und wir dachten schon, Darth Vader sei Uber-Fahrer. Aber es war dann doch nur ein verkleideter Kollege. 

Und wir dachten schon, Darth Vader sei Uber-Fahrer. Aber es war dann doch nur ein verkleideter Kollege.  (Bild: Hans-Jörg Walter)

Wie lange die Taxifahrer noch lachen können, ist indessen unklar: «Das Pulverfass ist kurz vor dem Explodieren», sagt Taschner. Aber sie werde weiterkämpfen, bis Uber endlich aus Basel verschwinde. 

«Immerhin haben wir dem Chef der Dame im Taxibüro mit der Aktion ein schönes Geschenk bereitet», sagt Kümin zum Schluss, und meint damit Sicherheitsdirektor Baschi Dürr, der am Dienstag seinen vierzigsten Geburtstag feierte. Eine Stellungnahme aus seinem Departement war am selben Tag nicht erhältlich – die Medienstelle war nicht besetzt. Aber das noch einiges auf das JSD zukommen wird, haben die Taxifahrer deutlich gemacht.

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