Umfrage: Basler Senioren lieben das Rheinufer, das Kleinbasel weniger

96 Prozent der über 55-Jährigen leben «sehr» oder «eher gerne» im Stadtkanton. Die Regierung will nun ihre Alterspolitik erneuern.

Die über 55-Jährigen fühlen sich gesund und wohl in Basel. (Bild: JJ Sulin)

96 Prozent der über 55-Jährigen leben «sehr» oder «eher gerne» im Stadtkanton. Die Regierung will nun ihre Alterspolitik erneuern.

Sie fühlen sich grundsätzlich wohl, die über 55-Jährigen in Basel. Dies zeigt die erste kantonale Befragung «55plus» des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, an der rund 1700 Personen im Herbst schriftlich teilgenommen hatten (Fragebogen mit 59 Fragen).

96 Prozent der Befragten leben «sehr» oder «eher gerne» im Stadtkanton. Der Lieblingsort ist bei den über 55-Jährigen das Rheinufer – weniger gerne halten sie sich im Kleinbasel auf. Ingesamt zeigt sich eine deutliche Mehrheit zufrieden mit der Basler Seniorenpolitik, und zwar mit den Angeboten als auch mit der Infrastruktur, wie Michèle Thommen vom Statistischen Amt am Donnerstag vor den Medien sagte.

An ihrer jetzigen Wohnung kritisieren die Befragten am häufigsten die nicht altersgerechte Ausstattung. Als Herausforderung sehen sie die «finanzielle Situation» und die «Gesundheit». Die meisten möchten auch noch im hohen Alter in ihrer eigenen Wohnung leben. Gut vorstellen können sie sich dabei, Unterstützung in Anspruch zu nehmen (beispielsweise von Spitex). Für die über 75-Jährigen hingegen steht ein Umzug ins Alters- oder Pflegeheim eher in Vordergrund. Die Jüngeren ziehen eher den Umzug in eine kleinere, altersgerechtere Wohnung in Erwägung.

Gesundheitskosten werden nicht sinken

Von den rund 1700 Befragten fühlen sich 34 Prozent gesundheitlich «sehr» und 48 Prozent «eher gut» – 15 Prozent geht es «eher schlecht» oder «sehr schlecht». «Viele wohnen allein. Ein grosses Problem ist die soziale Vereinsamung», sagte Gesundheitsdirektor Carlo Conti. Personen aus Mehrpersonenhaushalten fühlen sich gesünder als Alleinstehende. Einkommensschwächere Personen sind gesundheitlich angeschlagener als einkommensstarke.

Grund für die Erhebung ist die Demographie: die Geburtenraten sinken, die Lebenserwartung steigt aber. Der Bund erwartet bis 2030 eine Zunahme von 57 Prozent bei der Generation ab 65 Jahren und 77 Prozent bei der Generation ab 80. In Basel-Stadt werden beispielsweise bis 2030 rund 46 100 über 65-Jährige leben – im Jahr 2010 waren es noch rund 38 900. Conti bezeichnete die demographische Entwicklung als «die zentrale, politische Herausforderung in den nächsten 20 Jahren». Für den CVP-Politiker ist klar: Die Gesundheitskosten werden in den nächsten zehn bis 20 Jahren deshalb nicht sinken («es wäre unehrlich, dies zu behaupten»).

Alterspolitik soll angepasst werden

In Basel-Stadt wurde die Alterspolitik 2007 von einer «reinen Pflegeplanung« (möglichst langes, selbstständiges Leben zu Hause) zu umfassender Seniorenpolitik ausgebaut. Laut Philipp Waibel, Leiter Gesundheitsdienste, will man die Alterspolitik nun nach der Befragung erneut anpassen. Wie konkret die neue Politik aussehen wird, ist noch unklar. Zwingend müsse den Migranten aber das Gesundheitssystem besser erklärt werden, sagte er. Zu klären sei auch, ob Quartiervereine die Bedürfnisse der Senioren kennen würden. Conti möchte das «enorme Potenzial an Knowhow und Lebenserfahrung» aktiver Senioren künftig mehr nutzen. «Viele haben das Bild, dass Senioren automatisch pflegebedürftig sind. Das ist das ist falsch, wie die Umfrage bestätigt hat.»

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