Umweltaktivist Rob Hopkins: «Wir müssen einfach anfangen»

Dem britischen Umweltaktivisten Rob Hopkins sind Grenzen und Möglichkeiten egal. Er sieht vor allem Chancen, zum Beispiel für die Energiewende. Am Eco Naturkongress im Theater Basel predigte er, endlich zu Taten zu schreiten.

Nachhaltigkeit fängt bei Rob Hopkins im Kleinen an: «Wir ändern die Wirtschaft jeden Tag, wenn wir einkaufen.» (Bild: Jim Wileman)

Dem britischen Umweltaktivisten Rob Hopkins sind Grenzen und Möglichkeiten egal. Er sieht vor allem Chancen, zum Beispiel für die Energiewende. Am Eco Naturkongress im Theater Basel predigte er, endlich zu Taten zu schreiten.

«Weniger ist mehr», «Sein statt Haben» – oder auch «Zeitwohlstand statt Güterwohlstand»: Neu sind die bedeutungsschwangeren Slogans zwar nicht, die im Rahmen des Eco Naturkongresses im Theater Basel präsentiert worden sind. Aber nach Ansicht der Veranstalter werden sie immer bedeutender. Suffizienz lautet der Fachbegriff (siehe Box). 

Was ist Suffizienz?
Suffizienz steht für die Verringerung des Energiebedarfs, vor allem durch Hinterfragung des persönlichen Bedarfs. Suffizienz gehört neben Effizienzsteigerung und erneuerbaren Energien zu den drei Pfeilern, auf denen energiepolitische Ziele erreicht werden sollen. So ist Suffizienz zentraler Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes, der den Ausstieg aus der Kernenergie vorsieht, und unverzichtbar für die Erreichung einer 200-Watt-Gesellschaft, wie sie die Stadt Zürich anstrebt.

Verfechter fragen: Muss ich mein Zimmer im Winter wirklich auf 22 Grad heizen, damit ich mich im T-Shirt bewegen kann? Brauche ich wirklich den grossen Kühlschrank für meinen Single-Haushalt? Den Geländewagen, um aus der Agglo ins Büro im Stadtzentrum zu fahren? Muss ich für die Arbeit überhaupt ins Stadtzentrum fahren? Es sind die Fragen nach dem Notwendigen.

Weniger Energie dank lokaler Produktion

Für den Umweltaktivisten Rob Hopkins, der am Eco Naturkongress referierte, lautet die Antwort auf diese Fragen: Nein, wir brauchen das alles nicht. Er sucht nach Wegen, wie sich der Energiebedarf reduzieren lässt – freilich ohne allzu grosse Einbussen beim Komfort. Der Brite, der ein Buch mit dem Titel «The power of just doing stuff» geschrieben hat, schlägt vor, vieles kleinräumiger zu organisieren. Das beginnt bei der Produktion des Nachtessens, hört aber bei der kleinen Brauerei von nebenan längst nicht auf. Hopkins propagiert eine neue Wirtschaft und lokale Währungen. So sollen Wege verkürzt und Energie gespart werden. Die Suffizienz an Mobilität könne gesteigert werden.

Das Erfrischende an Hopkins ist, dass er in der Lage ist, seinen Enthusiasmus des «just doing stuff» in den schummrigen Theatersaal von Basel zu tragen. Er verkörpert den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft. Seine Initiativen vertwittert er unter dem Konto @robintransition – Rob in Veränderung.

Hopkins ist ein Macher der sich nicht darum kümmert, ob seine Pläne umsetzbar sind. Und er beginnt im Kleinen: «Wir ändern die Wirtschaft jeden Tag, wenn wir einkaufen», erklärt er. Und wenn jemand einwendet, das klinge alles schön und gut mit dem Urban Gardening und den Repair Cafés, aber das sei halt nicht umzusetzen, dann entgegnet Hopkins: «Wir müssen einfach anfangen, die Regierung wird schon nachziehen.»

Manchmal, freilich, stoppt sie ihn auch. Als das Projekt einer lokalen Währung in England ausuferte, habe die Bank of England angeklopft und auf das alleinige Recht des Gelddruckens aufmerksam gemacht. «Du weisst nie, wann du den kritischen Punkt erreichst», sagt er. Aber von dieser Unsicherheit will sich Hopkins ebenso wenig bremsen lassen wie die zahlreichen Antreiber der lokalen Initiativen und Projekte seines «Transition»-Netzwerks in Grossbritannien.

Denkbar, aber politisch unrealistisch

Der Vorteil von Rob Hopkins Strategie des Anpackens ist, dass er sich nicht um politische Realitäten zu scheren braucht. Am Eco Naturkongress ging es derweil nicht nur um Aktionen im Kleinen, sondern auch um politische Machbarkeiten. Die veranstaltenden Organisationen suchten mitunter nach konkreten politischen Lösungen.

Zur Sprache kamen dabei Vorschläge wie eine Energie- oder Benzinsteuer und andere Systeme um Anreize für ein genügsameres Mobilitätsverhalten zu schaffen. Wie das enden kann, mussten die Grünliberalen bei der Abstimmung zur Initiative Energie- statt Mehrwertsteuer erleben. Mit einer historischen Ablehnungsquote von 92 Prozent wurde die Vorlage vom Stimmvolk versenkt.

Rob Hopkins würde hier wohl entgegnen, Veränderung sei ein Experiment. Man kann halt nicht immer gewinnen. Aber wer eine nachhaltigere Gesellschaft erreichen wolle, müsse es versuchen. Er hat einige Teilnehmer des Eco Naturkongresses angesteckt. So war bereits in der Mittagspause zu vernehmen: «Die Zeit der Businesspläne ist vorbei. Jetzt ist die Zeit der Aktionspläne gekommen.»

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