Verwaltungsratspräsident Martin Gudenrath muss gehen

Der Verdacht der Vetternwirtschaft muss sich bestätigt haben: Regierungsrat Hans-Peter Wessels lässt Martin Gudenrath als BVB-Verwaltungsratspräsident fallen. Über die Klinge springen muss auch noch eine weitere Person im Verwaltungsrat.

Hans-Peter Wessels verzichtet auf Martin Gudenrath. Grund ist der Bericht der Finanzkontrolle. (Bild: Nils Fisch )

Der Verdacht der Vetternwirtschaft muss sich bestätigt haben: Regierungsrat Hans-Peter Wessels lässt Martin Gudenrath als BVB-Verwaltungsratspräsident fallen. Über die Klinge springen muss auch noch eine weitere Person im Verwaltungsrat.

Die Tage von Martin Gudenrath als Verwaltungsratspräsident der BVB sind gezählt. Wie die TagesWoche aus regierungsnahen Kreisen weiss, schliesst der Basler Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels (SP) eine weitere Zusammenarbeit mit Gudenrath aus. Grund für den Bruch ist der Bericht der Finanzkontrolle. Diese hatte im August eine Untersuchung wegen Vetternwirtschaft und Begünstigung der BVB-Führung eingeleitet. Der Verdacht: Die Söhne des Verwaltungsratspräsidenten Gudenrath, des Direktors Jürg Baumgartner und des Vizedirektors Franz Brunner hätten zu vergleichsweise hohen Löhnen Praktika bei der BVB absolviert.

Der Bericht der Finanzkontrolle, der gemäss der «Schweiz am Sonntag» hart in der Sache ist und den die Verwaltungsräte der BVB am Samstag erhalten haben, muss Wessels erschüttert haben. Denn noch im September sprach er Gudenrath das volle Vertrauen aus: «Es kann keine Rede davon sein, dass ich seinen Rücktritt wünsche. Im Gegenteil: Der Verwaltungsrat und die neue Direktion der BVB haben hervorragende Arbeit geleistet», sagte er damals, ohne die Resultate der Finanzkontrolle-Untersuchung zu kennen. Überhaupt zeigte sich Wessels in der Vergangenheit stets begeistert von Gudenrath. Nun muss er ihn fallen lassen. 

Eine Frau kommt ins Spiel

Wessels will seinen sechs Kollegen offenbar an der Regierungssitzung von diesem Dienstag die Abwahl Gudenraths vorschlagen. Die Regierung wählt für vier Jahre insgesamt drei Mitglieder des BVB-Verwaltungsrates – darunter den Präsidenten. Noch bis Ende Jahr sind Martin Gudenrath, Dominik Egli und Paul Blumenthal als Regierungsvertreter im BVB-Verwaltungsrat. Wie durchsickerte, muss – sofern die Regierung Wessels‘ Plan absegnet – aber nicht nur Gudenrath über die Klinge springen, sondern auch noch eine weitere Person: Egli oder Blumenthal. Ersetzt werden diese beiden Personen durch eine Frau und einen Mann. Um wen es sich handelt, ist unklar.

Hans-Peter Wessels will sich nicht zur Demission Gudenraths äussern, er sagt nur: «Ich gebe dazu keinen Kommentar ab. Informiert wird nach dem Entscheid der Regierung – voraussichtlich noch in diesem Jahr.»

Martin Gudenrath ist seit 2010 Verwaltungsratspräsident der BVB, in letzter Zeit stand er mit seinen BVB permanent in der Kritik. Der von den Turbulenzen angeschlagene Gudenrath liess bereits vor drei Monaten offen, ob er sich nochmals für das Amt zur Verfügung stellt – so sagte er an einer Medienkonferenz: «Für ein Weitermachen brauche ich das Vertrauen der Regierung. Und ich brauche Vertrauen in mich selber.» Ob er sich dieses Amt selber wieder zugetraut hätte, spielt keine Rolle mehr. Das Vertrauen von Wessels hat er verloren.

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