Chinesische Sicherheitskräfte haben am Basler Mondfest Tibet-Demonstranten attackiert und Flaggen beschlagnahmt. Ein Video zeigt das gewaltsame Vorgehen.
Am Mondfest auf dem Basler Münsterplatz ist es zu unschönen Szenen gekommen. Wie berichtet, wollten Demonstranten während des Auftritts der chinesischen Botschafterin Xu Jinghu auf die Situation in Tibet hinweisen. Geplant war offenbar ein stiller Protest mit Tibet-Fahnen und Plakaten. Ein Video belegt die Vorwürfe der Demonstranten, wonach chinesische Sicherheitskräfte die Mitglieder des Vereins «Tibeter Jugend in Europa» attackiert haben sollen.
Vor Ort war auch Sabine Horvath, Leiterin des Standortmarketings Basel und beim Kanton verantwortlich für das Fest. Auf Anfrage sagte sie, «die Botschaftsmitarbeiter haben dort eingegriffen, wo Demonstranten während der Ansprache der chinesischen Botschafterin die Sicherheitsabsperrung zur Bühne umgangen haben». Die Protestaktion im Publikumsbereich habe absolut ungehindert stattgefunden.
Vielleicht stand Sabine Horvath an einem ungünstigen Ort. Ausgehend von den Videoaufnahmen wird auf jeden Fall klar, dass ihre Schilderung nicht den Tatsachen entspricht. Eine Sicherheitsabsperrung ist nicht ersichtlich. Und auch Demonstrierende in mehreren Metern Abstand zur Bühne wurden von Sicherheitskräften attackiert.
Regierungspräsident zeigt Verständnis für das Vorgehen
Beste Aussicht auf die Situation hatte Regierungspräsident Guy Morin, der neben der Botschafterin auf der Bühne stand. Über seine Informationsbeauftragte lässt er lapidar ausrichten: «Ich bedaure den Vorfall von letztem Sonntag bei dem friedlichen traditionellen chinesischen Mond-Fest in Basel. Sicherheitspersonal der chinesischen Botschaft griff ein, um den Personenschutz der chinesischen Botschafterin zu gewährleisten.»
Morin suggeriert damit, die Demonstranten hätten eine Bedrohung für die Botschafterin dargestellt, was sich anhand des Videomaterials nicht bestätigen lässt.
Bereits am Ende seines Auftrittes äusserte er sich gegenüber den Demonstranten und bat um ein friedliches Fest. Unter anderem verwies er auf die herzliche Aufnahme der tibetischen Flüchtlinge durch die Schweiz und sorgte damit für Irritation. «Er hatte die Frechheit, uns die Schuld zu geben. Dabei wollten wir absolut friedlich demonstrieren. Genau durch solche Städtepartnerschaften wie zwischen Basel und Schanghai werden schweizerische Werte verletzt», sagt eine der Demonstrantinnen.
Sie prüft nun eine Anzeige gegen Unbekannt, unter anderem wegen Nötigung.