«Viele Ägypter fragen mich, wie sie den FC Basel verfolgen können»

In Ägypten ist er ein Star. In der Schweiz wird er sich erst einen Namen machen müssen: Mohamed Salah, der neue Offensivspieler des FC Basel. Im TagesWoche-Interview berichtet Salah, wie er hier angekommen ist und was er sich von seinem Engagement beim FC Basel verspricht.

Bereitet den FCB-Fans bereits Freude und Lust auf die neue Saison: Ghaly Mohamed Salah, dessen Name Ghaly auch das Trikot ziert. (Bild: Sacha Grossenbacher)

In Ägypten ist er ein Star. In der Schweiz wird er sich erst einen Namen machen müssen: Mohamed Salah, der neue Offensivspieler des FC Basel. Den Saisonbeginn wird er allerdings gleich aus zwei Gründen verpassen.

Der Vergleich soll gefallen sein, als es in die entscheidenden Verhandlungsrunden zwischen dem FC Basel und dem Arab Contractors SC ging. Wer einen Rolls Royce wolle, der müsse eben auch das nötige Kleingeld in die Hand nehmen, wurde den Baslern von ägyptischer Seite beschieden. Mohamed Salah muss lächeln, als er gefragt wird, ob er denn wirklich ein Rolls Royce sei: «Ich hoffe es.» Und er sagt im Interview: «In Ägypten musste ich auch ganz klein anfangen.»

Schlussendlich musste der FCB mit zwei Millionen Franken Ablösesumme sogar noch ein bisschen tiefer in die Tasche greifen als für ein Phantom ab Stange ohne Zusatz-Schnickschnack. Nur dass bei einem Rolls Royce spätestens bei der Ansicht der Kühlerfigur jedem Betrachter klar ist, was er vor sich hat. Salah aber wird sich in der Schweiz erst noch einen Namen machen müssen.

Allzu schwer fallen sollte ihm das mit seinen technischen Qualitäten und seinem Schmetterantritt nicht. Bloss wird er den Saisonstart auf jeden Fall verpassen. Wie berichtet, hat sich der Offensivspieler bei seinem letzten Auftritt mit der ägyptischen A-Nationalmannschaft verletzt.

Es handelt sich um einen rund zwei Zentimeter kurzen Riss im Schulterblatt. Keine schwere Verletzung – allerdings darf Salah im Moment keine Trainingseinheiten mit Körperkontakt bestreiten. Um Salahs Beziehung zum ägyptischen Verband nicht zu verkomplizieren, hat der FCB trotzdem zugestimmt, dass der Spieler nach Frankreich ins Vorbereitungslager des ägyptischen Olympiateams reist.

Dort wird Salah allerdings nur nach dem Plan trainieren, den ihm die Basler mitgeben. Die Verletzung sollte während des Olympiaturniers (26. Juli – 11. August) ausheilen. Vor einem allfälligen Einsatz Salahs aber müssen die Basler Ärzte grünes Licht geben.

Mohamed Salah, Sie gelten als eines der hoffnungvollsten Fussballtalente Ägyptens. Weshalb haben Sie sich für einen Wechsel zum FC Basel entschieden – und gegen den Schritt in eine grössere Liga?

Mir gefällt, dass der FC Basel ein Club mit grosser Geschichte ist. Ich hatte auch Angebote aus Spanien, aber die habe ich abgelehnt. Entscheidend für mich war die Woche, die ich in Basel verbracht habe. Da haben mich vor allem die Leute überzeugt, die für den Club arbeiten. Ich wurde sehr gut behandelt, auch von den Spielern. Ich habe mich sofort wohl gefühlt. Danach war für mich klar, dass ich nach Basel kommen wollte.

Warum haben Sie sich überhaupt für einen Wechsel nach Europa entschieden? Auch in Ägpyten können Fussballer gutes Geld verdienen – viele ägyptische Profis bleiben deswegen in der Heimat.

Ich will meine eigene Geschichte schreiben, indem ich mich im Ausland versuche. Ausserdem spiele ich im Nationalteam, da bin ich immer wieder in Ägypten.

Betrachten Sie denn den FC Basel als Sprungbrett in eine grössere europäische Liga?

Basel ist ein Club, der auch auf europäischer Ebene Grosses erreichen kann. Darum denke ich jetzt nicht schon wieder daran, den FCB zu verlassen. Was mir aber gefällt, und was ich am Beispiel von Xherdan Shaqiri gesehen habe: Der Club investiert in junge Spieler, er fördert sie. Er legt ihnen aber auch keine Steine in den Weg, wenn ein grosses Angebot kommt.

Haben Sie sich vor Ihrem Wechsel bei ägpytischen Ex-Fussballern, die in der Schweiz gespielt haben, erkundigt, was Sie hier erwarten könnte? Der Trainer der Olympia-Auswahl, Hany Ramzy, zum Beispiel hat bei Neuchâtel Xamax gespielt.

Ich habe mit mehreren Leuten gesprochen. Es wurde mir gesagt, dass es ein schwieriger Schritt sei, ins Ausland zu gehen. Und dass es sein könnte, dass die einheimischen Spieler versuchen, mich auszugrenzen. Aber ich darf sagen, dass das hier überhaupt nicht der Fall ist. Ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft.

Dabei besteht sicher noch eine Sprachgrenze. Wie wollen Sie sich in Zukunft in Basel verständigen?

Ich werde zunächst mein Englisch auffrischen, damit ich später einfacher einen Zugang zur deutschen Sprache bekomme.

Seit eineinhalb Jahren durchlebt Ägypten stürmische Zeiten. Es gab eine Revolution, Präsident Hosni Mubarak wurde von der Macht vertrieben, nun streiten sich Militärs und Muslimbrüder um die Macht. Wie erleben Sie diese Ereignisse?

Wir sind alle stolz auf die Revolution. Ich glaube, dass der Veränderungswille in Ägypten gross ist und dass wir ein Land mit einer starken Demokratie werden. Auch wenn ich jetzt auf die Entwicklung in meiner Heimat schaue, habe ich daran keine Zweifel. Ich selbst habe mich an keinen Demonstrationen beteiligt – ich war als Fussballprofi eingespannt. Aber ich habe versucht, die Revolution indirekt zu unterstützen.

In Ägypten sind Sie ein Star, in der Schweiz aber müssen Sie sich erst noch in die Herzen der Fans spielen.

Die Fans haben ihre Erwartungen und die will ich erfüllen. Ich habe auch in Ägypten ganz klein angefangen und wurde dann zu dem, der ich heute bin. Dasselbe will ich auch hier in Basel machen.

Wird der FC Basel denn wegen Ihnen in Ägypten beachtet werden?

Ganz ehrlich: Es fragen mich jetzt schon viele Leute, ob und wie sie die Spiele des FCB in Ägypten mitverfolgen können.

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