Zur Zukunft des Basler Hafenareals sind viele Visionen im Umlauf. Mit der Idee, die Klybeck- zur Museumsinsel zu veredeln, bringen sich im anlaufenden Wahlkampf nun auch noch FDP-Newcomer ins Spiel.
Cécile Grieder ist nicht der Typ Mensch, der sich zurücklehnt und sich am Erreichten erfreut. Kaum hat sie mit dem Gasthaus «Roter Bären» an der Ochsengasse ein neues kulinarisches und mitten im Rotlichtviertel auch stadtentwicklerisches Zeichen gesetzt, greift sie bereits wieder zu Hammer und Pinsel, um auf dem zwischengenutzten Hafenareal einen Flecken zu besetzen. Unmittelbar neben der Marina Bar erlebt das einstige Sonnendeck vom NT-Areal seine Wiedergeburt. Eröffnung ist bereits am Freitag.
An einem ganz anderen Punkt befinden sich vier Basler FDP-Politiker, die als Gruppe «Next Generation» damit liebäugeln, im Herbst in den Grossen Rat gewählt zu werden und entsprechend um Aufmerksamkeit buhlen. Auch sie wollen im Hafengebiet ein Zeichen setzen. Allerdings nicht mit Hammer und Pinsel, sondern mit Papier und Bleistift. Am Dienstag, 26. Juli, stellten sie vor den Medien eine Vision zur mittel- bis langfristigen Entwicklung des Hafenareals auf der Klybeckinsel beim Dreiländereck vor.
Museumsinsel mit Wohn- und Erholungsanteil
Sie bringen die Idee einer Museumsinsel ins Spiel. Nach dem Vorbild der berühmten Museumsinseln in Berlin und Chicago, wie Carol Baltermia, Vorstandsmitglied der FDP Kleinbasel sagte. Natürlich etwas bescheidener konzipiert, dafür mit Grün- und Wohnflächen. Die Museen sollen zusammen mit kleineren Restaurants dafür sorgen, dass die dereinst neugestaltete Klybeckinsel nicht leer und ausgestorben wirken wird. Zentraler Anziehungspunkt soll ein grosses Museum sein.
Mit der Idee einer Museumsinsel treten die FDP-Politiker zu einem nicht ganz günstigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit, denn viele Weichen für eine umfassende Erneuerung der Basler Museumslandschaft sind bereits gestellt: Vor wenigen Monaten erst wurde am St. Alban-Graben der Neubau des Kunstmuseums Basel eröffnet. Für ein weiteres staatliches Haus, das Naturhistorische Museum, existiert bereits ein pfannenfertiges Neubauprojekt beim Bahnhof St. Johann. Und als neuer Standort für das Antikenmuseum Basel und die Skulpturhalle ist der Urmuseumsbau an der Augustinergasse im Gespräch.
Ein neues Museum für Industriegeschichte
Zieht man in Betracht, dass auch die umfassende Neugestaltung des Museums der Kulturen Basel erst einige Jahre alt ist, käme als grosses Museum eigentlich nur noch das Historische Museum Basel in Betracht. Und auf dieses haben die FDP-Politiker denn auch ihr Auge geworfen, wenn auch nicht unbedingt gleich als Ganzes: So denken die freisinnigen Insel-Visionäre daran, auf der Insel als ein «etwas grösseres Ankermuseum» ein neues Museum für Industriegeschichte zu installieren.
Um dieses Ankermuseum herum sollen nach den Vorstellungen der FDP-Politiker mehrere, bereits bestehende kleine Museen gruppiert werden. «Kleine, wenig besuchte Bijoux könnten, an einem Ort gebündelt, ihre Anziehungskraft steigern», sagte Baltermia. Als mögliche Beispiele nannten die Politiker neben der Verkehrsdrehscheibe Schweiz, die sich bereits vor Ort befindet, das Cartoonmuseum oder das Anatomische Museum.
Erst eine Idee
Die Museumsinsel ist erst eine Idee, die es politisch zu deponieren gelte, sagte FDP-Grossrat Christian Moesch. Wie genau dies geschehen soll, konnte er noch nicht sagen. Aber immerhin weiss die Basis der FDP von der Vision einer Museumsinsel, und der Gang der vier FDP-Newcomer an die Öffentlichkeit sei von der Parteileitung abgesegnet worden.
Rheinhattan war auch nur so eine Idee. (Bild: MVRDV)
Die Vision einer Museumsinsel hat auch noch einige Zeit, um gären und sich mit weiteren Visionen messen zu können. Denn im Vordergrund steht nach wie vor die industrielle Hafenentwicklung. Die Baurechtsvertäge mit den bestehenden Firmen auf der Klybeckinsel laufen erst im Jahr 2029 aus. «Aber es ist wichtig, seine Ideen frühzeitig einzubringen und danach auch dranzubleiben», sagte Moesch.