Vom «edlen Dorfplatz» zum zerfallenden Flickwerk – damit soll Schluss sein

Der Rümelinsplatz könnte ein belebtes Herzstück der Basler Innenstadt sein – stattdessen wird die Stimmung seit Jahren von Baustellen, Lärm und leerstehenden Häusern dominiert. Dieses triste Bild will der Verein Instandbelebung Rümelinsplatz verändern.

Rümelin La Mode ist dicht – der Vorplatz wird zum Parkplatz. (Bild: Nils Fisch)

Der Rümelinsplatz könnte ein belebtes Herzstück der Basler Innenstadt sein – stattdessen wird die Stimmung seit Jahren von Baustellen, Lärm und leerstehenden Häusern dominiert. Dieses triste Bild will der Verein Instandbelebung Rümelinsplatz verändern.

Am Dienstagabend hat der noch junge Verein Instandbelebung Rümelinsplatz (VIBR) Interessierte und Anwohner zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Dabei wurde nicht nur der Zustand des Platzes bedauert – es wurde auch ein Schlaglicht auf die oft undurchsichtige Stadt- beziehungsweise Bauplanung geworfen.

An der Veranstaltung in der Galerie Eulenspiegel nahm ein kleines Grüppchen teil, zirka 20 Personen, die meisten von ihnen waren Vereinsmitglieder oder gehörten zum Vorstand. Und alle waren sich einig: Mit dem Rümelinsplatz kann es so nicht weitergehen. Die seit Jahren leerstehende Liegenschaft am Rümelinsplatz 1 wirke abschreckend und ungemütlich, zudem werden die diversen Baustellen und vielen unterschiedlichen Bodenbeläge sowie die ständige Präsenz von Wild-Parkierern bemängelt.

Mittagszeit am Santiglaustag: Ein CCHR-Vertreter spricht Passantinnen auf dem Rümelinsplatz an.

In den vergangenen Wochen hat der Verein VIBR seinem Unmut durch kreative Projekte Luft gemacht und versuchte damit aktiv, dem Platz neues Leben einzuhauchen: Im Dezember wurde ein Weihnachtsbaum aufgestellt, und die Passanten wurden dazu aufgefordert, ihre Wünsche auf Zettel zu schreiben und daran anzubringen. Seit vergangenem Freitag findet ein neues interaktives Projekt mit Bilderrahmen statt, das eine Art analoges Facebook darstellen soll.

Versuch der Aufwertung: Analoges Facebook auf dem Rümelinsplatz. In einem Rahmen finden sich alle nützlichen Hilfsmittel: Stifte, Klebestreifen, Post-Its. Übrigens hält die Wand auch mit dem Trend «Liebesschlösser» mit (siehe violetten Rahmen).

Versuch der Aufwertung: Analoges Facebook auf dem Rümelinsplatz. In einem Rahmen finden sich alle nützlichen Hilfsmittel: Stifte, Klebestreifen, Post-Its. Übrigens hält die Wand auch mit dem Trend «Liebesschlösser» mit (siehe violetten Rahmen). (Bild: Jasmin Schraner)

 

Liegenschaft Rümelinsplatz 1 kommt auf den Markt

Doch der Verein VIBR will nicht nur mit kleinen Aktionen Präsenz markieren, er will auch ganz konkret bei der Gestaltung des Rümelinsplatzes mitwirken und Einsicht in die oft undurchsichtigen Karten der Stadtplanung erhalten. Dies ist gar nicht so einfach: Denn anscheinend herrscht reichlich Verwirrung, was die bauliche Zukunft des Platzes angeht.

Stefan Wehner vom Tiefbauamt Basel-Stadt versuchte, die Situation zu erklären. Die Bauarbeiten auf dem Rümelinsplatz und in den angrenzenden Gassen begannen ursprünglich, weil die Kanalisation undicht und die IWB-Leitungen der Häuser veraltet waren und der Plattenbelag sich in einem schlechten Zustand befand.

Klar ist auch: Das Haus, vor dem die Aktion abläuft, wird demnächst auf den Markt geworfen. Über die künftige Nutzung gibt es Ideen, letztlich müsse aber der jetzt gesuchte Käufer entscheiden, was er mit dem nicht billigen Gebäude anstellen will, heisst es beim beauftragten Makler.

Unterschiedliche Informationen stiften Verwirrung

Die Sanierungen sind laut Wehner mittlerweile fast abgeschlossen – es gebe noch Restarbeiten, welche ab Juli 2015 etwa drei Monate in Anspruch nehmen sollen, dabei gehe es zum Beispiel um die Pflästerung der Grünpfahlgasse. Marianne Pfister, Präsidentin des Vereins VIBR, meinte jedoch aus verlässlichen Quellen zu wissen, dass die Pflästerung der Grünpfahlgasse noch nicht definitiv sei – Verwirrung!

Erst wird saniert, dann umgestaltet – «völlig absurd», finden die Betroffenen am Rümelinsplatz.

Wenn diese notwendigen Sanierungsarbeiten erst einmal abgeschlossen sind, soll ein Architekturwettbewerb zur Umgestaltung des Rümelinsplatzes lanciert werden – Beginn der Eingabefrist für Projekte wird voraussichtlich erst im Jahr 2016 sein. Eine längerfristige Beruhigung der Situation am Rümelinsplatz liegt also noch in weiter Ferne. Die Umgestaltung wird wohl kaum vor 2020 fertig sein, waren sich Pfister und Wehner dieses Mal einig.

Unnötiger Architekturwettbewerb

Marianne Pfister verkündete, dass der Verein VIBR eine Zusage erhalten habe, um die Wettbewerb-Projektausschreibung mitzugestalten. Doch der Architekturwettbewerb scheint unter den Anwohnern eher auf Skepsis und Unverständnis zu stossen.

Thomas Tschopp, ehemaliges Vorstandsmitglied und Mitbegründer des «Unternehmen Mitte», bezeichnete es als «völlig absurd», im Anschluss an diese bereits sehr langwierigen Sanierungsarbeiten noch einen Architekturwettbewerb auszuschreiben. Das erscheine ihm extrem doppelt gemoppelt: «Es kommt mir vor, als müssten solche Wettbewerbe als Verzögerungstaktiken für die Politiker hinhalten, wenn etwa kein Geld mehr für eine Umgestaltung vorhanden ist!»

Zudem sei es fraglich, ob der Rümelinsplatz tatsächlich irgendein kreatives Architekturprojekt benötigt – war der Platz doch, alles in allem, schön so, wie er war, findet Tschopp und fragt sich: Gäbe es nicht, in Anbetracht der zeitlichen Verzögerung, eine einfachere, zufriedenstellende Lösung für diesen Platz im Herzen Basels?

Heiliger Privatbesitz

Doch die Vorstandsmitglieder des Vereins VIBR müssen sich eingestehen, dass es nun einmal vieles gibt, worauf sie keinen Einfluss nehmen können – dies gilt auch für die als störend empfundene leerstehende Liegenschaft am Rümelinsplatz 1. Tschopp erklärt: «In der Schweiz ist Privatbesitz nun einmal heilig. Egal, wie sehr ein privates Gebäude das Stadtbild beeinträchtigt, solange keine ernsthafte Bedrohung davon ausgeht, wird es vom Staat nicht berührt.»

Dem Verein bleibt nicht viel übrig – ausser immer und immer wieder ihre Wünsche anzubringen.

Daher bleibt dem Verein und mit ihm den Anwohnern nicht viel anderes übrig, als ihre Anliegen und Wünsche immer und immer wieder anzubringen, und die Bauplanung so weit zu beeinflussen, wie es denn möglich ist. Pfister erklärt: «Da es ohnehin einen Wettbewerb geben wird, nehmen wir lieber an dessen Gestaltung teil, anstatt uns trotzig zu verweigern!»

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