Vorsicht: Schnäppchen-Falle!

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat der Kanton Basel-Stadt die Aktion City Park & Ride lanciert. Aber Achtung: Das Sonderangebot, das ein einfaches Umsteigen vom Auto aufs Tram verspricht, kann relativ teuer zu stehen kommen.

Rechnen ist angesagt: Lange nicht für jeden autofahrenden Stadtbesucher lohnt sich das Sonderangebot City Park & Ride.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat der Kanton Basel-Stadt die Aktion City Park & Ride lanciert. Aber Achtung: Das Sonderangebot, das ein einfaches Umsteigen vom Auto aufs Tram verspricht, kann relativ teuer zu stehen kommen.

Grosser Bahnhof beim Parkhaus: Ende September präsentierten gleich zwei Basler Regierungsräte zusammen mit den Spitzen des Tarifverbunds Nordwestschweiz und von Pro Innerstadt ihren neusten verkehrspolitischen Geniestreich: Wer mit dem Auto in die Stadt fährt und sein Gefährt in einem der fünf staatlichen Parkhäuser einstellt, soll problemlos aufs Tram umsteigen können und erst noch eine Stunde Parkieren als Geschenk erhalten.

City Park & Ride nennt sich das Ganze. Das klingt gut, fand auch ein Stadtbesucher aus Bottmingen, der am vergangenen Wochenende mit seiner Frau ins Parkhaus Elisabethen einfuhr und das Plakätchen sah, das in einem etwas holprigen, aber vielversprechenden Reim verkündete: «Eine Stunde gratis parkieren und dann mit Tram & Bus flanieren.» 

Im Ticket tickt die Uhr

Über Unschärfen in der Formulierung blickt man da gerne hinweg. «Los gehts! Jetzt Ticket lösen und die Stadt erleben!» Gelesen, getan. Das Ticket gilt als Fahrkarte für zwei Personen für beliebige Tram- und Busfahrten im Bereich der Stadt und der näheren Schweizer Agglomeration. Aber im Ticket tickt trotz der ersten geschenkten Parkplatzstunde eine Zeituhr, die nicht nur die Parkdauer misst, sondern auch den Preis des Trambilletts ansteigen lässt.



Ein Slogan, der viel verspricht ...

Ein Slogan, der viel verspricht … (Bild: TaWo)

Hätte der Besucher nur das Kleingedruckte gelesen, das unter dem Titel «Tarifverordnung» weniger gut sichtbar seitlich neben dem Automaten angebracht ist. Dort steht unter «Tarife City Park & Ride» das, was der Slogan verschweigt: «Erste Stunde CHF 6.80, jede weitere Stunde CHF 1.60, maximal CHF 14.80; zzgl. Parkgebühren – die erste Parkstunde ist kostenlos.» Die Parkgebühren, so liest man weiter oben, belaufen sich unter der Woche tagsüber auf 1.50 Franken pro halbe Stunde.

Zu viel bezahlt

Die Rechnung, die dem Besucher aus Bottmingen nach etwas über vier Stunden Aufenthalt in der Stadt schliesslich am Automaten präsentiert wurde, belief sich auf 23.70 Franken. «Das haute mich aus den Socken», sagt er. Tatsächlich wären er und seine Frau ohne Sonderangebot billiger weggekommen. Die beiden fuhren nämlich nur zweimal eine Kurzstrecke mit dem Tram, auf der man ja in der Basler City ganz schön weit kommt.

Weil einer der beiden ein Halbtax-Abo besitzt, hätte sich im Normalfall ein Fahrpreis von 8.20 Franken summiert. Das City-Park-&-Ride-Angebot berechnete aber einen ÖV-Fahrpreis von 13.20 Franken. Die 3 Franken, die das Paar durch die geschenkte erste Parkstunde einsparte, machen diesen Mehrpreis nicht wett. «Wir hätten die Wege in der Stadt auch spielend zu Fuss zurücklegen können, liessen uns aber durch das vermeintliche Sonderangebot zur Tramfahrt verleiten», sagt der Besucher, der darum 2 Franken drauflegen musste.

Zurückhaltende Infos

Der Slogan «Eine Stunde gratis parkieren und dann mit Tram & Bus flanieren» verspricht viel – auf den ersten Blick vielleicht gar mehr, als er einhält. Auch Josianne Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz setzt da ein Fragezeichen: «Ob die Preisbekanntgabe hier korrekt vorgenommen wird, muss die örtliche Gewerbepolizei feststellen. Für die Kundinnen und Kunden ist es jedenfalls nicht auf den ersten Blick erkennbar, dass neben dem Werbehinweis weitere Informationen vorhanden sind», gibt sie gegenüber der TagesWoche zu Bedenken.

In der Preisbekanntgabeverordnung des Staatssekretariats für Wirtschaft (so etwas gibt es tatsächlich) ist für das Parkieren und Einstellen von Autos explizit vermerkt: «Die Preisanschläge, -listen und -kataloge müssen leicht zugänglich, gut lesbar sowie klar und unmissverständlich sein. Die Preise müssen für die Kunden verfügbar sein, ohne dass diese danach fragen müssen.»

Nun gut: Die Tarife sind alle aufgeführt, aber die Kunden müssen sie schon etwas suchen. Und wenn sie sie gefunden haben, geht die Rechnerei los. «Klar und unmissverständlich», wie es die Verordnung verlangt? Darüber kann man sicher streiten.

Sinnvoll für Beyeler-Besucher ohne Halbtax-Abo

Nun kann man sich fragen, welchen Sinn ein Park-&-Ride-Angebot innerhalb der Kernstadt macht. Flanieren geht doch noch immer besser zu Fuss als in überfüllten Trams. Wer sein Auto im Parkhaus St. Jakob abstellt, ist sicher froh, wenn er mit dem Tram in die Stadt fahren kann. Aber von der Heuwaage aus? Oder gar vom höchst zentralen Storchen-Parking?

Das lohnt sich wohl nur für diejenigen, die nach dem Shopping einen Besuch bei der Fondation Beyeler einplanen. Dieser hypothetische Fall wurde bei der Präsentation des Sonderangebots Ende September explizit genannt. In diesem Fall könnte ein Paar ohne Halbtax-Abo und mit den etwas über vier Stunden Aufenthaltsdauer tatsächlich 5 Franken einsparen. Das reicht für einen Lotto-Zettel. Damit sich in Zukunft wenn möglich der Chauffeur ums Parkieren kümmern kann.

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