Eine Formulierung im aktuellen Merian-Reiseführer zu New York sorgt für Empörung. Dort heisst es: «Die Weissen stellen nur noch ein Drittel ihrer Bewohner. Kein Grund zur Sorge.» Der Verlag sieht sich nun mit harschen Rassismusvorwürfen konfrontiert.
Reiseführer haben eine besondere Aufgabe. Sie geben Einblicke in fremde Orte und Lebensweisen und tragen mit zahlreichen Tipps zur Verständigung zwischen Kulturen bei. Umso überraschender ist eine Formulierung in einem Merian-Reiseführer zu New York, bei der Rassismus-Verdacht aufkommt.
Im aktuellen Reiseführer «New York: MERIAN Momente – Mit Extra-Karte zum Herausnehmen» von Jörg von Uthmann heisst es wörtlich in der Einleitung eines Kapitels: «Die grösste Stadt Amerikas hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Die Weissen stellen nur noch ein Drittel ihrer Bewohner. Kein Grund zur Sorge: New York ist heute eine der sichersten Grossstädte des Landes.»
Der Abschnitt und vor allem die Formulierung «Kein Grund zur Sorge» suggerieren: Besucher des Big Apple müssen keine Angst um ihre Sicherheit haben. Trotz all der Ausländer, Immigranten und Menschen ohne US-amerikanischem Pass. Die, so versteht man das Geschriebene, offenbar gefährlicher sind als «Weisse».
Hat Autor von Uthmann beim Verfassen schlicht nicht nachgedacht? Wie konnte diese Formulierung ihren Weg in eine veröffentlichte Version des Buches finden? Hat sich das Lektorat daran nicht gestört? Auf Twitter sorgt das Geschriebene für Empörung.
Schwerlich fassbarer Rassismus im aktuellen @MERIAN_de-Reiseführer zu New York! #NoToRacism pic.twitter.com/1l6zr1UDg9
— Christoph Azone (@ChristophAzone) 29. August 2014
Früher war #Merian ein Qualitätsprodukt, heute schreiben dort rassistische Vollkoffer. #NoToRacism pic.twitter.com/2Pu7x4aI6m
— Christian Neuhold (@ChrisNeuhold) 29. August 2014
@HaticeAkyuen @MERIAN_de Alltagsrassismus. Dumm und betrüblich. Sicher tragen die Kinder der Urheber ZARA-Shirts.
— Oliver v Dobrowolski (@vionville) 29. August 2014
@ChristophAzone Und so ein Mist schafft es bei @MERIAN_de durch’s Lektorat? Krass.
— Nicole Britz (@dyfustic) 29. August 2014
@ChristophAzone Hallo @MERIAN_de ist das nicht der Augenblick, wo man über eine Überarbeitung der Auflage nachdenken sollte???! #fail
— Markus Fuchs (@Markus_Fuchs) 29. August 2014
Die TagesWoche hat zum Thema eine Anfrage an den Münchener Verlag Travel House Media, zu dem Merian gehört, gestellt. In einer Stellungnahme hat sich der Verlag zu der Kritik geäussert. «Hier wurde eine Formulierung abgedruckt, die wir in dieser Form bedauern», heisst es.
Die Kritik sei berechtigt und man bitte um Entschuldigung. «Sowohl der Autor als auch Travel House Media wollten sich auf keinen Fall rassistisch äussern», so der Verlag. Der betreffende Text sei überarbeitet worden. Die korrigierte Auflage des Reiseführers komme bereits Ende des Jahres 2014 in die Buchläden.
Merian-Chefrefaktor Andreas Hallaschka sprach gegenüber der TagesWoche von einem «schlimmen Ausrutscher». Auch Merian werde nur von Menschen gemacht. «Und denen unterlaufen Fehler, manchmal sogar solche, die man hinterher kaum verstehen kann», so Hallaschka.
Die kritisierte Passage im Reiseführer steht im Vorwort des Autors.
Artikelgeschichte
Der Artikel wurde am 29.8.2014 mit einer Stellungnahme des Merian-Verlags ergänzt.