Der Internet-Preis- und Prämienvergleichsdienst Comparis ist zumindest in der Darstellung der Resultate nicht ganz so objektiv und fair, wie er von sich behauptet. Er begründet das mit dem Kundennutzen.
Wer auf dem in der Schweiz bekanntesten Prämien- und Angebotsvergleichsdienst Comparis nach Krankenkassenangeboten sucht, sieht nicht alle der insgesamt 64 Marken der Schweizer Kassen. Angezeigt werden nur die beste, die billigste – und alle, die Comparis dafür bezahlen, dass der Internetdienst den Kunden direkt Offertanfragen per Mausklick vermittelt.
Helsana, die grösste Kasse der Schweiz, gehört nicht mehr dazu. «Helsana hatte bis letztes Jahr einen Vertrag mit Comparis. Nun nicht mehr. Der Grund ist, dass man sich nicht über die Vertragsbedingungen einigen konnte», lässt Helsana-Sprecher Stefan Heini dazu verlauten. Sofern Helsana oder eine ihrer Zusatzmarken in einer der vielen Angebotsklassen nicht die «beste» Kasse (Kundenzufriedenheit) oder die billigste ist, taucht sie in der «Standard»- Ansicht eines Prämienvergleichs nirgendwo mehr auf.
16 der 64 Krankenkassen-Marken haben den Vertrag mit Comparis unterzeichnet. Sie bezahlen pro Offerte, die von Nutzern der Vergleichsoberfläche per Mausklick angefordert werden. Der Betrag beläuft sich dabei in der Grundversicherung um etwas bei 30 Franken. «Das ist als komplette Onlinelösung für die Kasse wesentlich günstiger und für den Versicherten bequemer als eine Offertenbestellung auf anderen Kanälen, beispielsweise via Callcenter, Broker oder Aussendienstmitarbeiter», erläutert Comparis-Sprecher Felix Schneuwly.
Das Einkommensmodell des Vergleichsdiensts beruhe ausschliesslich auf diesen Provisionen der Kassen. Comparis beschreibt sich denn auch unablässig als «unabhängig», «neutral», dem «Kundennutzen verpflichtet» und «transparent».
«Die Kunden schätzen das»
Laut den ausführlichen Geschäfts-Grundsätzen werden Kassen, die mit Comparis in einer Geschäftsbeziehung stehen, nicht bevorzugt behandelt. Wer fragt, was anderes als eine Bevorzugung es ist, wenn auch «schlechte» und «teure» Kassen bei einer Abfrage angezeigt werden, nur weil sie via Comparis Offertanfragen annehmen (und dafür bezahlen), wird von Schneuwly freundlich auf den Kundennutzen und die Kundeninteressen (Punkt drei des Comparis-Credos) verwiesen: Gemäss Nutzeranalysen «schätzen die Comparis-Kunden den Vergleich aller Prämien (Vollansicht) und die Standardansicht mit der tiefsten Prämie plus allen Prämien mit Online-Offertanfrage».
Immerhin kann der Kunde, wenn er denn nicht wie die Mehrheit auf Bequemlichkeit, sondern einen vollständigen Vergleich wert legt, alle Angebote ansehen. Dazu muss er auf den kleinen, erklärungsfreien Link rechts oben klicken, der «Vollansicht» heisst. Die Umkehrung als Standard – bei welcher zuerst alle und nur auf ausdrücklichen Wunsch des Internetnutzers ausschliesslich anklickbare Resultate angezeigt würden, habe in Tests schlechter abgeschnitten.
Aber Comparis tut auch in der Standardansicht noch ein bisschen mehr für die bezahlenden Kassen. Gewinnt nämlich eine Kasse den Preisvergleich, die keinen Vertrag mit Comparis und folglich keinen Direktlink hat, dann prangt über der Liste ein knallgelber, gut erklärter Link zum Ausblenden der Angebote ohne Direktofferte.
Verständnis für Kritik
Felix Schneuwly zeigt Verständnis dafür, dass «sehr kritische Nutzer wie Journalisten» so etwas als grenzwertig, wenn nicht unlauter bewerten. Denn auch wenn dank der optionalen «Vollansicht» dem Anspruch auf Vollständigkeit und «Unabhängigkeit» gerade noch als erfüllt gelten kann: Derjenige nach «Transparenz» (Comparis-Credo Nr. 4) wird arg strapaziert.
Übrigens: Die Konkurrenz KK-Vergleich.ch oder das bundeseigene Portal priminfo.ch verzichten auf die «Kundendienstleistung», Kassen ohne Direktoffertbestellung auszublenden. Der Comparis-Konkurrent bonus.ch hingegen kopiert die Vorgehensweise des Marktführers mit so grosser Akribie, dass hier ebenfalls eine «Standard»- und eine «Gesamtansicht» wählbar sind.