Vor 111 Tagen hat Erich Lagler seine Arbeit als Chef der BVB aufgenommen. Der ehemalige SBB-Mitarbeiter plant einige Neuerungen in Basel. Alle Combino-Trams sollen Holzsitze bekommen.
Der neue BVB-Direktor Erich Lagler ist das Gegenteil seines Vorgängers Jürg Baumgartner: ruhig, bescheiden, nüchtern. Seit dem 1. November 2014, genau 111 Tage, ist Lagler Chef der zerrütteten BVB – und scheint inzwischen gut in Basel angekommen zu sein. «Ich hatte einen tollen Start», sagte Lagler am Donnerstag vor den Medien. Zu den Highlights zählt er die Eröffnung der neuen Tramlinie 8 nach Weil am Rhein und die OSZE-Konferenz.
Im Interview erklärt Lagler, der zuvor das Industriewerk Olten der SBB leitete, wo er seine Schwerpunkte sieht und welche Neuerungen auf die BVB-Fahrgäste zukommen.
Herr Lagler, Sie sind seit 111 Tagen BVB-Direktor. Wie gross ist das Chaos, das Ihnen die alte Führung hinterlassen hat?
Ich bin auf kein Chaos gestossen. Vielmehr habe ich eine Belegschaft angetroffen, die sehr engagiert unterwegs ist. Es ist klar, dass die Herausforderung nach diesen Turbulenzen gross ist, aber die Aufgabe finde ich äusserst spannend. Die BVB sind ein tolles Unternehmen. Daraus lässt sich sehr viel machen.
Sie müssen also wirklich keinen Scherbenhaufen aufräumen?
Nein. Natürlich ist die Belegschaft aufgrund der Vergangenheit zum Teil verunsichert und fragt sich, was nun mit der neuen Führung auf sie zukommt. Ich glaube aber, dass ich die ersten Zeichen setzen konnte.
Inwiefern?
Indem ich aufzeigen konnte, in welche Richtung es mit den BVB gehen soll. Mir ist es ein grosses Anliegen, dass wir die Werte im Unternehmen hochhalten. Ich war deshalb in den ersten drei Monaten sehr viel draussen beim Personal – und will das auch künftig gemeinsam mit dem Management fortsetzen. Denn ein gegenseitiger Austausch ist sehr wichtig.
Fühlen Sie sich aufgrund der vergangenen Turbulenzen politisch an die kurze Leine genommen?
Das kann ich nicht beurteilen. Die BVB erlebe ich so, wie sie mir entgegengekommen sind. Ich habe keinen Vergleich. Zudem war ich vorher bei den SBB tätig, die ebenfalls unter politischer Beobachtung standen.
Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte?
Es gilt in einem ersten Schritt, der Verunsicherung in der Belegschaft entgegenzuwirken. In einem zweiten Schritt müssen wir das Vertrauen ausserhalb des Unternehmens wiederherstellen. Schliesslich gilt es, das Unternehmen – aktuell zum Beispiel das Rollmaterial – weiterzuentwicklen und zu verbessern.
Sie müssen pro Jahr eine Million Franken einsparen. Wird Personal abgebaut?
Es wird sicher keine Kürzungen beim Personal geben. Wir wollen in Zukunft einfach mehr Leistungen mit gleich vielen Leuten erbringen.
Daran wird das Personal aber keine Freude haben.
Mir ist es wichtig, dass wir die Lösungen zusammen mit den Mitarbeitenden finden. Die Mitarbeitenden an der Front sehen täglich, was wir besser machen und wo wir Prozesse vereinfachen können. Dieses Potenzial wollen wir in Zukunft viel besser nutzen.
Welche Neuerungen kommen auf den Fahrgast zu?
Ab diesen April sollen die ersten neuen Gelenkbusse der Marke Citaro 530 ausgeliefert werden. Bis 2017 werden insgesamt 61 Flexity-Trams unterwegs sein. Ausserdem investieren wir bis 2017 rund drei Millionen Franken in 650 neue Haltestellen-Stelen. Sie ersetzen die rund 40-jährigen Haltestellentafeln.
Geplant ist ebenso eine Erneuerung der 28 Combino-Trams für rund fünf Millionen Franken. Wieso?
Die Combinos haben die Hälfte ihrer Lebensdauer erreicht. Die Fahrzeuge sollen behindertengerecht angepasst werden. Zudem sollen sie – wie beim Flexity – Holzsitze bekommen und auch das neue BVB-Grün erhalten. Bis Anfang 2016 möchten wir einen Prototyp erstellen, wie eine Erneuerung des Combinos aussehen könnte. Nach einer Erprobungsphase entscheiden wir, wie die übrigen 27 Fahrzeuge bis 2020 erneuert werden.
Der Ansturm auf die Tramlinie 8 nach Weil am Rhein ist riesig. Die BVB transportieren seit der Eröffnung letzten Dezember 5000 bis 6000 Fahrgäste mehr pro Tag. Vorerst sind für die überfüllte Tramlinie nur kurzfristige Massnahmen angedacht (Taktverdichtungen an den Samstagen). Auf den Fahrplanwechsel 2015/2016 könne man den Takt allenfalls anpassen, so Lagler. Man wolle die Situation gemeinsam mit dem Amt für Mobilität beobachten.