Laut aktuellen Studien ist der Asylbereich eines der dringendsten Probleme in der Schweiz. In unserer Strassenumfrage wollten wir wissen: Was läuft schief im Asylwesen?
«Umfrage zu Flüchtlingen? Nein, sorry, keine Zeit», sagt der junge Mann und geht weiter. Wir sind auf der Suche nach Personen, die vor der Kamera etwas zum Asylwesen sagen, viele Baslerinnen und Basler winken ab – das Thema sei zu verfänglich, sie wollten sich nicht dazu äussern.
Laut aktueller GFS-Studie stellt das Asylwesen eines der dringendsten Probleme in der Schweiz dar. Und das, obwohl es finanziell und gesellschaftlich gesehen eigentlich ein Randthema ist. Was läuft schief im Asylwesen, wollten wir von Passanten wissen – und erhielten erstaunliche Antworten.
(Bild: Jonas Grieder)
Niklaus Hofmann aus Rickenbach findet die Frage schwierig. «Das Problem liegt darin, dass wir das Gefühl haben, wir könnten uns in unserer wunderbar schönen Schweiz einkapseln», sagt er. Man vergesse grundsätzlich, was Nächstenliebe bedeute und welches Leiden die Flüchtlinge auf sich nehmen, um in die Schweiz zu kommen. Hofmann ist nicht nur als Privatperson auf der Seite der Schutzbedürftigen, er politisiert bei den Grünen und kandidierte Anfang des Jahres für den Landrat – ohne Erfolg.
Auch für Viola Jackman steht das Mitgefühl mit den Flüchtlingen im Vordergrund: «Ich bin entsetzt zu hören, was im Mittelmeer passiert.» Die Menschen, die nach Europa kämen, müssten gerechter verteilt werden, sagt sie. «Der Dialog insgesamt muss besser werden.»
(Bild: Jonas Grieder)
Kritische Töne lassen zwei Passanten in Basel vermissen. Sie sehen kaum Probleme, die die Schweiz bewältigen müsste. Einzig Markus Ruggiero findet, dass «sehr vieles» im Asylbereich schieflaufe. Man müsse Asylsuchende beschäftigen, anstatt sie in «ein Gefängnis-ähnliches Ding» zu stecken. So könnten sie sich verdienen, dass sie hier sind.
Die SVP-Vorschläge, die Schweiz einzuzäunen, könnten wir vergessen, wenn die Flüchtlinge hier arbeiteten, so Ruggiero. «Diejenigen, die nur profitieren wollen, würden dann nicht mehr kommen. Und die anderen sind froh, dass sie kommen dürfen, und tun etwas dafür, dass sie hier sein dürfen.» Es gebe genügend Arbeit in der Schweiz, die gemacht werden sollte, die aber niemand macht.
(Bild: Jonas Grieder)
Janna Berger aus Möhlin sagt, es brauche viel Kommunikation, «dass man versteht, dass man keine Angst haben muss, wenn Asylbewerber irgendwo angesiedelt werden». Und fügt hinzu: «Es geht um Angstbewältigung.»
Mit ihrer Kritik spricht sie an, was in der Schweiz häufig auftritt: Das Staatssekretariat für Migration (SEM) brachte beispielsweise Hölstein als möglichen Standort für ein neues Bundesasylzentrum ins Spiel. Sogleich wurde Protest dagegen laut, weshalb das SEM weitersuchen musste.
(Bild: Jonas Grieder)
Die 33-jährige Baslerin Susanna Hernandez betont einen anderen Aspekt: Die Leute bekämen Panik, wenn Bereiche wie Wohnungsmarkt oder Arbeitswelt betroffen seien. Es sei wichtig, dass offener kommuniziert werde und die Asylzahlen transparent gemacht würden.
Es sei derzeit kritisch, mit all den Umfragen zum Thema Asylwesen, die Leute seien schlecht informiert.
(Bild: Jonas Grieder)