Die Baselbieter Regierung liefert einen Zwischenbericht aus der Werkstatt: Vier Areale sollen besonders gefördert werden. Die Leitung des Projektes, das dem maroden Kanton zu neuen Steuereinnahmen verhelfen soll, verbleibt definitiv bei Sabine Pegoraro.
Die Kadenz, in der die Baselbieter Regierung über ihre Wirtschaftsoffensive informiert, ist ungewöhnlich hoch. Am Freitagvormittag haben Sabine Pegoraro und der Projektausschuss bereits zum dritten Mal dieses Jahr zu einer entsprechenden Medienkonferenz geladen (die entsprechende Medienmitteilung und weitere Dokumente findet sich auf der Rückseite dieses Artikels). Damit soll wohl dieser «Drive» demonstriert werden, den Pegoraro und die anderen Referenten an der Veranstaltung unablässig beschwören.
Es sei unglaublich, wie viel passiert sei, seit der letzten Zusammenkunft von Medien und Regierung in dieser Sache, sagt Pegoraro zu Beginn. Sie blickt auf die letzten Monate zurück, spricht von erreichten Meilensteinen, kündigt weitere an; all das in rasendem Tempo. Dann übergibt sie an den interimistischen Leiter der Wirtschaftsoffensive, Marc-André Giger.
Und auch Giger spricht von einer «ansteckenden Energie», von «enormen Anstrengungen» und «grosser Bereitschaft zur Veränderung». Insbesondere scheint Giger angetan von der direktionsübergreifenden Kooperation, «ich habe schon bei vielen Projekten mitgearbeitet, aber das hier ist definitiv das bisher Komplexeste». Seit Februar ist Giger im Amt, und schon rüttelt er an den Grundfesten des kantonalen Selbstverständnisses (zumindest dem klischierten). Künftig soll es nämlich nicht mehr heissen «Mir wei luege…», sondern «Mir dien mache!».
Neu geschaffene Areal-Datenbank
Doch Pegoraro, Giger und Isaac Reber, der ebenfalls im Projektausschuss sitzt, haben sich nicht nur gegenseitig gut zugesprochen. Sie eröffneten auch Einblicke in den bisherigen Projektverlauf. Als einzig wirklicher «Meilenstein» bezeichnet werden kann die neu geschaffene Datenbank. Darauf laufen sämtliche Informationen zusammen, welche eine effiziente Bewirtschaftung und Entwicklung der zahlreichen (total 37) Areale erlauben. Mit der Bekanntgabe dieser knapp vierzig Standorte kann die Wirtschaftsoffensive nun konkret verortet werden, auch wenn die Offensive sich mit der Entwicklung dieser Areale noch längst nicht erschöpft hat.
Unternehmer die sich entweder neu im Kanton niederlassen oder ihre bereits bestehenden Kapazitäten ausbauen wollen, so Gigers Idee, sollen künftig eine Ansprechperson in der Verwaltung haben. Er nennt das «one-stop-shop». Sucht nun also ein kleiner Produktionsbetrieb einen Standort für eine zweite Lagerhalle, kann diese Anspruchsperson auf der neu geschaffenen Datenbank innert Minuten geeignete Areale identifizieren. «Bis jetzt war es in diesem Kanton nicht möglich, einfach nach möglichen Standorten zu suchen», sagt Giger.
Schwerpunkte sollen schnelle Ergebnisse zeitigen
Natürlich würde die gleichzeitige Entwicklung aller 37 Areale die Möglichkeiten des Kantons übersteigen. Deshalb habe man vier «Schwerpunktareale» festgelegt, erklärt Giger. Neben den drei bereits bekannten Standorten (Dreispitz, ABB und Salina Raurica) gab Sabine Pegoraro heute noch ein viertes solches, prioritär behandeltes, Areal bekannt. Die sogenannte «Ergolz-Achse» umfasst mehrere Areale zwischen Muttenz und Sissach. Diese Standorte würden sich gemäss Pegoraro insbesondere durch eine gute Verkehrsanbindung und bereits bestehende Infrastruktur auszeichnen. Eine Grundlage die es erlaube, besonders schnell erste Ergebnisse erzielen zu können.
Als nächstes muss für alle Areale festgelegt werden, welche Branchen sich dort jeweils niederlassen sollen. Giger will nämlich verhindern, dass sich die Nutzer gegenseitig in den Weg kommen. So sei es beispielsweise unsinnig, neben einer Spedition mit schwerem Lastwagenverkehr ein Rechnerzentrum zu bauen, welches empfindlich auf Erschütterungen reagiere. Dieses sogenannte Arealmatching soll bis Ende Juni abgeschlossen sein.
Gegen Ende der Medienkonferenz kam Isaac Reber noch auf zwei organisatorische Aspekte der Wirtschaftsoffensive zu sprechen. Man habe erkannt, dass bei diesem Projekt Kontinuität enorm wichtig sei, weshalb die Regierung entschieden hat, das Mandat für die Leitung definitiv an Sabine Pegoraro zu vergeben. Zuerst war geplant, die Projektleitung mit dem Amt des Regierungspräsidiums zu verknüpfen, was zu einer Rotation geführt hätte.
Giger will sich bewerben
Ausserdem gab Reber bekannt, dass Gigers Position, an diesem Freitagmorgen im Amtsblatt ausgeschrieben worden sei. Giger hatte den Auftrag im Februar nur interimistisch angetreten. Die Idee war es, die Wirtschaftsoffensive möglichst rasch anzuschieben und in Fahrt zu bringen. Giger hat aber natürlich Interesse daran, seine Aufgabe weiterzuführen. «Es wäre komisch, wenn ich mich nun nicht für diese Position bewerben würde», sagte er später am Telefon.