Der malische Songwriter stellt sein neues Album «Soô» im Kleinbasler Union vor.
Er ist der grosse Katalysator der Musik Malis: Seit zwanzig Jahren hat sich Habib Koité auf die Fahne geschrieben, die Klänge und Rhythmen des Vielvölkerstaates zusammenzuführen. In Basel war er zuletzt beim Jazzfestival 2012 mit dem Amerikaner Eric Bibb zu hören. Nun bringt er sein neues Album «Soô», einen eleganten Zyklus akustischer Lieder, auf die Bühne.
Im Titelstück geht es ihm darum, dass die Malier im Land bleiben sollen anstatt ihr Glück in Europa oder den USA zu suchen. Glaubt Habib Koité, dass Mali eines nicht allzu fernen Tages in der Lage sein wird, seine Bevölkerung selbst zu ernähren? «Ich bin kein Politiker», winkt er im Interview ab, «ich spreche lediglich davon, wie wichtig es ist, einen Ort zu haben, wo man aufgewachsen ist, Familie, Freunde, Erinnerungen hat. Gerade in dieser Situation, in der sich viele Leute in der Heimat nicht mehr wohl und sicher fühlen, möchte ich ihnen Mut zusprechen, für eine bessere Zukunft zu arbeiten, nicht im Ausland, sondern zu Hause.»
Koité weiss, dass sich dafür auch die Rahmenbedingungen ändern müssen. «Die Verantwortlichen in meiner Heimat müssen die Korruption in den Griff bekommen und endlich mit der persönlichen Bereicherung aufhören», fordert er. «Die finanziellen Mittel müssen für Bildung eingesetzt werden, und das ungleiche Niveau zwischen Europa und uns auf dem Gebiet der Technologie muss ausgeglichen werden. Bis der Analphabetismus bekämpft werden kann und wirklich Chancengleichheit herrscht, wird noch viel Zeit vergehen», sagt Koité voraus.
Engagierte Texte
Entsprechend engagiert sind seine Texte, in denen er auch gesellschaftspolitische Brennpunkte wie die Beschneidung von Frauen und die Zwangsheirat thematisiert. Wenn er immer wieder darüber singen muss, bedeutet das, dass sich noch nichts bewegt hat in diesen Bereichen? «Die arrangierte Heirat ist eine harte Nuss, denn da stehen immer handfeste finanzielle Interessen dahinter: Ein alter Mann legt einen Sack Geld auf den Tisch der armen Familie, um die junge Tochter zu bekommen, und dieser Familie bleibt oft keine andere Wahl. Trotzdem gibt es in Mali in letzter Zeit auch immer mehr Liebeshochzeiten», sagt Koité.
Für seine neuen Lieder hat er auch eine neue Band zusammengestellt. «Junge Musiker», wie er ausführt, «an Handperkussion, Gitarre, Banjo, Keyboard, Bass, Buschharfe und Spiesslaute.» Es gibt kein Schlagzeug mehr, was für den Klang eine ziemlich radikale Veränderung ist. Ausserdem gehören die Mitglieder verschiedenen Ethnien an, manche kommen auch aus nördlichen Regionen und bringen ihre Färbungen mit. «Ich bin also immer noch darum bemüht, die Mikrokulturen, die verschiedenen Volksgruppen unseres Landes miteinander zu verknüpfen.»
Davon kann man sich im Kleinbasler Union überzeugen.
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Habib Koité live: Samstag, 22.3., Union, Klybeckstrasse 95, Basel.
Neues Album: «Soô» (Contrejour)