«Wolf & Wolf»: Beim Bauen des eigenen Velos ins Schwitzen kommen

Bei Wolf & Wolf bauen Veloliebhaber ihr individuelles Zweirad nach Mass. Die beiden Brüder Florian und Gabriel Wolf setzen seit zwei Jahren auf die Marke Eigenbau und haben Erfolg.

Bei Wolf & Wolf bauen Veloliebhaber ihr individuelles Zweirad nach Mass. Die beiden Brüder Florian und Gabriel Wolf setzen seit zwei Jahren auf die Marke Eigenbau und haben Erfolg.

Ein schickes Velo muss nicht immer aus der Fabrik kommen. Wer etwas handwerkliches Geschick, zehn Tage Zeit und das nötige Kleingeld hat, kann sich sein Rad selber bauen. Die beiden Brüder Florian (33) und Gabriel Wolf (26) haben daraus ein Geschäft gemacht. Seit zwei Jahren entwickeln sie gemeinsam mit ihren Kunden individuelle Velos nach Mass. Vom Schweissen übers Schrauben bis zum Schleifen erledigen hier die Kunden unter Anleitung alles selbst. 

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Wie die Velokurierin Christina N. vor einigen Monaten merken musste, gefallen die Einzelanfertigungen auch anderen. Als sie vor die Tür trat und sich auf ihr bei Wolf & Wolf gebautes Rennrad setzten wollte, war es weg. Jetzt schweisst sie in einem Workshop an ihrem Ersatz. Für sie ist das Bauen mehr als nur Mittel zum Zweck. «Bei der Herstellung des eigenen Velos zu schwitzen, das macht auch Freude», sagt die Studentin mit vom Stahl geschwärzten Händen.

Technisch vorne dabei

Die beiden Brüder Gabriel und Florian Wolf befinden sich mit ihrem jungen Unternehmen noch auf den ersten Metern. Wer hier sein Velo baut, vertraut sich im Grunde genommen Laien an. Beide haben keine handwerkliche Ausbildung und verfolgen neben ihrem Unternehmen weitere Projekte, die Werkstatt befindet sich in einem Flügel der Freien Mittelschule (FOS).

Doch der Eigenbau hat bei den Brüdern Tradition. Florian baute sein erstes Velo mit 15 Jahren. Und in den vergangenen zehn Jahren bauten die Brüder mit Klassen der Freien Mittelschule Dutzende Liegevelos. Seit der Unternehmensgründung vor zwei Jahren bauen Wolf & Wolf mit ihren Kunden monatlich zwei Velos.

Ob Liegevelo, Stadtrenner oder E-Bike, die Einzelteile sind jeweils auf dem technisch neusten Stand. «Wir werden auch in Zukunft klein bleiben», sagt Gabriel Wolf, «aber mit hoher Qualität und technisch vorne dabei.» Seit einem halben Jahr arbeiten die beiden mit einem deutschen Entwickler zusammen an einem eigenen Antriebsystem. Und die Modelle, die ihre Werkstatt verlassen, können es ohne Weiteres mit professionell gefertigten Rädern aufnehmen.

An Stelle der klassischen Stahlketten sorgen Zahnriemen für den Antrieb, die Gangschaltung findet sich im Tretlager und kann mit der Ferse bedient werden. Die Drehzahl, die Höhe und Länge des Rahmens, alles stimmen sie auf die Bedürfnisse der Kunden ab. «Wir füllen eine Nische aus», sagt Florian Wolf, «massgeschneiderte Fahrräder im höheren Preisbereich.» Ein Fahrrad gibt es ab 3200 Franken. Geld sparen lässt sich mit der Marke Eigenbau nicht, doch wer hier landet, sucht ohnehin etwas anderes.

«Wir füllen eine Nische aus, massgeschneiderte Fahrräder im höheren Preisbereich.»

So etwa Oli L. Der velofanatische Aargauer mit Bürojob wollte nach den gekauften Rennrädern aus Carbon und Alu sein Stadtvelo selber bauen. Eine Recherche im Netz führte in zu der Werkstatt in Muttenz. Jetzt steht er in seinen Ferien an der Werkbank und baut an seinem 2-Gang-Velo aus Stahl. Dynmamisch soll es werden, der 55er-Rahmen eine stahlblaue Pulverbeschichtung erhalten, so wie im 3D-Modell auf dem Werkstattbildschirm. Man sieht es den meist schlichten Fahrrädern nicht an, doch dahinter steckt stundenlange Rechenarbeit. «Nebst meinem Bürojob ist es ein gutes Gefühl am Abend mit müden Armen nach Hause zu kommen», sagt Oli lachend, während er eine Querverstrebung abschleift. Dahinter schweisst Florian Wolf gerade an einer Sattelstütze.

Das Konzept stösst auf Anklang. «Wir machen kaum Werbung und haben dennoch eine konstante Nachfrage», sagt Gabriel Wolf. Neben dem Bau steht die Innovation im Zentrum. Und die Verbundenheit der Kunden zu ihrem Gefährt. Auf ein Velo aus Serienproduktion setzen sich die beiden Brüder schon lange nicht mehr. «Mit einem Velo zu fahren, das ich nicht selber gebaut habe, das kann ich mir nicht mehr vorstellen», sagt Florian Wolf und zieht wieder seine Schweisserbrille über die Augen.


Wer ist Ihr Velomech des Vertrauens in der Region und warum? Schreiben Sie uns Ihren Tipp ins Kommentarfeld.

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