Er gefällt nicht allen, der am Samstag eröffnete Rheinuferweg. «Jetzt sieht es tatsächlich noch extrem kahl aus», gesteht der verantwortliche Landschaftsarchitekt Guido Hager. Aber das werde sich noch ändern.
Das Landschaftsarchitekturbüro Hager Partner AG hat vor neun Jahren mit dem Projekt «Undine» den Wettbewerb für die Gestaltung des Rheinuferwegs gewonnen. Das Resultat ist seit dem letzten Samstag begehbar. In der TagesWoche-Community gibt es dazu unterschiedliche Meinungen: Die einen sind begeistert, andere sind skeptisch. Der Landschaftsarchitekt Guido Hager antwortet auf die Kritik.
Herr Hager, die meisten Kritiker finden, dass Kalkstein und Beton statt Grün das Bild dominiert. Wo bleiben die versprochenen «hängenden Gärten»?
Landschaftsarchitekt Guido Hager ist zuversichtlich, dass beim Rheinuferweg auf längere Sicht nicht alles bei Kalkstein und Beton bleiben wird. (Bild: M. Bertschi)
Jetzt sieht es tatsächlich noch extrem kahl aus. Mit der Zeit werden aber die noch jungen Bäume mehr Gewicht bekommen. An den Mauern wird sich mit der Zeit eine Ritzenvegetation ansiedeln, so etwa Flechten, Farne, Gräser und Lerchensporne. Die Fugen sind extra porös gestaltet, sodass auch Eidechsen Unterschlupf finden können. Auf den Kiesstreifen soll eine sogenannte Trittvegetation mit Moos und Blumen wachsen. Es wird also üppiger werden. Zudem wird bei den aufgeschütteten Steinen im Uferbereich Schilf wachsen. Für Fische und den Biber gibt es Unterstände. Der Biber ist übrigens auf dem Vormarsch und Naturschutzexperten geben ihm dort eine Chance, daher hat man diesen Aufwand gemacht. Das alles ist ein Prozess – die Natur muss ihren Weg selbst finden. Abgesehen von den Baumscheiben machen wir daher keine Begrünung.
Wie stellen Sie sich den Rheinuferweg vor, wenn es dort wie gewünscht wuchert und spriesst?
So wie bei der Pfalz. Unterhalb vom Münster hat es dichte Mauern, über die sich ein grüner Vorhang gelegt hat. Es ist etwa das, was wir uns vorstellen.
Weshalb konnte keine Wiese in den Uferabschnitt integriert werden?
Das hat mit den Platzverhältnissen zu tun. Der Streifen ist zwischen zehn und dreissig Meter breit und überwindet Höhenunterschiede von bis zu zehn Metern. Hinzu kommt die Hochwassersituation – der Rhein kann schliesslich bis über die Berme reichen. Dazu gibt es strikte Vorgaben. Wir mussten uns also in einem sehr schmalen Korridor bewegen.
Wird diese steinige Umgebung im Sommer nicht stark aufgeheizt?
Jeder Stein wird aufgeheizt, aber je heller, desto weniger. Daher haben wir bewusst kein dunkles Gestein gewählt.
Grosszügige Ritzen für alles, was da kreucht und fleucht: Eidechsen, Flechten und Farne sollen einmal hier leben. (Bild: Alexander Preobrajenski)
Die von Ihnen gestaltete Mauer ist zugleich eine Art Schutzwall für den Campus, der mit Kameras bestückt ist. Stört Sie das nicht?
Es ist positiv, dass der Uferweg überhaupt zusammen mit Novartis eröffnet werden konnte. Das muss man höher gewichten als die Kameras. Diese werden mit der Zeit im Gesamtbild untergehen.
Knapp 28 Millionen hat der Rheinweg gekostet. Man kann sich also ausrechnen, wie teuer der einzelne Laufmeter war. Weshalb ist die Investition gerechtfertigt?
Es wird damit ein hochwertiger Standort geschaffen – etwas, das als Velo- und Spazierweg in den Alltag hineingenommen werden kann. Er kommt sowohl den Menschen als auch der Natur zugute. Der Gewinn wird sich erst über die Jahre hinweg vollständig zeigen – wenn es grüner wird, die Fische laichen und gar der Biber kommt.
Die Eröffnung lockte auch ohne Sonne viele Spaziergänger. (Bild: Alexander Preobrajenski)