0:3 und das Aus im Achtelfinal: Sevilla überrennt den FCB

35 Minuten dauert es, bis der Sevilla FC die Basler Abwehr knackt, dann überrennen die Spanier den überforderten Schweizer Meister innert einer Minute zwei Mal und entscheiden diesen Achtelfinal der Europa League. Beim Pausenstand von 3:0 bleibt es, der FC Basel kann den Schaden begrenzen, hat von einem Gegner von grosser Klasse aber seine Grenzen aufgezeigt bekommen.

35 Minuten dauert es, bis der Sevilla FC die Basler Abwehr knackt, dann überrennen die Spanier den überforderten Schweizer Meister innert einer Minute zwei Mal und entscheiden diesen Achtelfinal der Europa League. Beim Pausenstand von 3:0 bleibt es, der FC Basel kann den Schaden begrenzen, hat von einem Gegner von grosser Klasse aber seine Grenzen aufgezeigt bekommen.

So etwas wie eine Kopie des torlosen Hinspiels wollte der FC Basel in Sevilla vorlegen, mit einer taktisch überlegten Leistung dem Titelverteidiger wie schon in Basel Paroli bieten. Und dann entwickelte sich fast eine Kopie dessen, was dem FCB vor knapp zwei Jahren ebenfalls in der K.o.-Phase der Europa League widerfahren ist: Er wurde wie schon in Valencia (0:5 nach Verlängerung) überfahren.

Die weiteren Achtelfinals
(in Klammer Hinspielresultat)

Leverkusen–Villarreal 0:0 (0:2)
Valencia–Bilbao 2:1 (0:1)
Lazio Rom–Sparta Prag 0:3 (1:1)
Anderlecht–Shakhtar 0:1 (1:3)
Manchester Utd–Liverpool 1:1 (0:2)
Tottenham–Dortmund 1:2 (0:3)
Braga–Fenerbahçe 4:1 (0:1)

» Zusammenfassung und Telegramme

Und das von einem Sevilla, das überhaupt keinen Zweifel aufkommen liess. Erst schmetterten die etwas über 35’000 Zuschauer im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán inbrünstig ihre Vereinshymne, dann legte die Mannschaft von Unai Emery vom Anpfiff weg ein horrendes Tempo vor und schnürte den FCB mit Direktspiel ein.

In der fünften Minute musste Tomas Vaclik ein erstes Mal gegen Kevin Gameiro parieren, und erst danach kam der FCB erstmals überhaupt in Ballbesitz. Urs Fischer setzte bis auf den durch die Gelb-Sperre erzwungenen Wechsel in der Innenverteidigung auf die Startelf von Basel. Der FCB-Trainer liess also Breel Embolo auf der Bank – eine einerseits durchaus nachvollziehbare Entscheidung, obwohl der Youngster eine Waffe hätte sein können, die für Sevilla eine Unbekannte war.

Sevilla zeigt seine ganze Klasse

Indes: Hätte das eine entscheidende Rolle gespielt gegen dieses Sevilla? Was die Andalusier zeigten, war Fussball von allerhöchstem Anspruch: Schnell, direkt, gefährlich. In der dichten, eindrücklichen Atmosphäre des Pizjuan bekamen die Gäste aus der Schweiz vorgeführt, warum diese Mannschaft die letzten 17 Heimspiele ausnahmslos gewonnen hat und bei dieser Serie mit einem Torverhältnis von 41:6 auch den FC Barcelona, Real Madrid oder Juventus Turin bezwungen hat.

Für den FC Basel gab es da nichts zu bestellen. Er konnte im Gegensatz zum Hinspiel kaum einmal den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren lassen, nur in einer zehnminütigen Phase Mitte der ersten Halbzeit, als Sevilla Luft zu holen schien, erkundeten die Basler die gegnerische Spielhälfte. Matias Delgado versuchte es zweimal aus der Distanz, und einen schönen Vorstoss über die rechte Seite, ein Zusammenspiel zwischen Marek Suchy, Daniel Hoegh und Birkir Bjarnason, schloss Renato Steffen mit einer Volleyabnahme ab, die für Daid Soria im Tor aber kein Problem war.

Mehr liess Sevilla nicht zu. Angetrieben vom herausragenden Dänen Michael Krohn-Dehli wurde der FCB wieder tief in der eigenen Hälfte festgenagelt, und das erste Tor war eine Frage der Zeit.

Sevilla kommt wie ein Monster über Basel

Es fiel in der 35. Minute auf einen Corner, bei dem für einen anderen Dänen auf dem Platz ein schwarzer Abend seinen Lauf nahm. Daniel Hoegh, der den gesperrten Walter Samuel in der Innenverteidigung ersetzte und nach seiner Meniskusoperation erst zum zweiten Mal wieder in der Startelf stand, liess sich von Adil Rami abschütteln, und der französische Abwehrroutinier traf fast artistisch im Fallen mit einem Kopfball via Innenpfosten.

Fight for the ball during the UEFA Europa League Round of 16 second leg soccer match between Spain's Sevilla Futbol Club and Switzerland's FC Basel 1893 at the Ramon Sanchez Pizjuan stadium in Sevilla, Spain, on Thursday, March 17, 2016. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Marek Suchy (links) und Daniel Hoegh (oben) stemmen sich vergeblich gegen den FC Sevilla. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Ausgerechnet Hoegh war es, dem sich nur drei Minuten später ebenfalls auf einen Eckball die Ausgleichschance bot, doch David Soria parierte glänzend. Es war der einsame Moment dieses Achelfinals, in dem ein winziger Hoffnungsfunke im Basler Lager aufflackerte.

Was dann unmittelbar vor der Pause innert ein paar Sekunden mit dem FCB passierte, war monströs. Wie ein Überfallkommando kamen die Sevillanos über ihren Gegner, zweimal reüssierte ihr Top-Torjäger, der Franzose Kevin Gameiro, und zweimal waren die Basler überfordert.

Daniel Hoegh – einer der Bedauernswerten

Erst wurden Renato Steffen und Behrang Safari von José Antonio Reyes überlaufen, Suchy lenkte den Ball so ab, dass Hoegh ins Leere tappte, und hinter ihm schob Gameiro ins verwaiste Tor ein. Dieser Gegentreffer hatte schon vorentscheidenden Charakter genug. Die Partie hatte nicht den Anschein, dass den Baslern noch Kräfte und Ideen erwachsen würden, um den Traum vom Viertelfinal noch verwirklichen zu können.

Dann verlor der bedauernswerte Hoegh den Ball an Krohn-Dehli und dessen Flanke setzte Gameiro erst an die Lattenunterkante, von wo der Ball ihm ans Schienbein flog und von dort ins Tor. Man kann den dritten Nackenschlag für den FCB glücklos nennen, letztendlich war das 3:0 jedoch Ausdruck dessen, was im Pizjuan geschehen war: Hier ist der FC Basel an seine Grenzen gestossen, notabene gegen einen Sevilla Fútbol Club, der demonstrierte, warum er die Europa League zuletzt zweimal hintereinander für sich entschieden hat und diesen Wettbewerb wie eine Obsession pflegt.

Fischer: «Haben uns sehr dumm angestellt»

FCB-Trainer Urs Fischer sprach hinterher von ärgerlichen Fehlern, von den «verflixten zwei Minuten» unmittelbar vor Ende der ersten Halbzeit: «Auch wenn Sevilla grossen Druck erzeugt hat: Viele wirklich gefährliche Chancen hatten sie nicht. Meine Mannschaft hat das nicht schlecht gemacht, das 1:0 war nicht zwingend und fällt aus einem stehenden Ball heraus. Aber dann muss man das akzeptieren und mit diesem 1:0 in die Pause gehen. Mit diesem Resultat wäre noch alles offen gewesen.»

Umso mehr ärgern Fischer die beiden weiteren, rasch aufeinander folgenden Gegentreffer: «Da haben wir uns sehr dumm angestellt.» Es bleibt also dabei: Zu Gast in Spanien gibt es für den FCB nichts zu ernten. Im neunten Spiel war es die siebte Niederlage bei zwei Remis.

epa05217210 FC Basel players applaud supporters at the end of the UEFA Europa League Round of 16 second leg soccer match between Sevilla and Basel at Ramon Sanchez Pizjuan stadium in Seville, Spain on 17 March 2016. EPA/JULIO MUNOZ

Spanien kann der FC Basel nicht erobern: Behrang Safari, Daniel Hoegh, Taulant Xhaka und Michael Lang bedanken sich bei den FCB-Fans. (Bild: Keystone/JULIO MUNOZ)

Mit dem 3:0 im Rücken liess der ungefährdete Titelverteidiger die Partie bald nach dem Seitenwechsel ausklingen, was dem FCB eine Schadensbegrenzung ermöglichte. Die rund 500 mitgereisten FCB-Fans besangen die Tabelle der Super League, die Sevillanos sorgten mit ihren Smartphones für ein Lichtermeer auf den Rängen, Tomas Vaclik verhinderte gegen Fernando Llorente das 4:0 und der in der 61. Minute eingewechselte Breel Embolo vergab in der Nachspielzeit zwei Mal den Ehrentreffer.

«Wegen zwei Minuten kann man nicht alles schlecht reden»

Fischers erstes Fazit dieser Europacup-Kampagne: «Die Enttäuschung ist riesengross, aber mit etwas Abstand zu diesem Spiel dürfen wir irgendwo zufrieden sein. Wegen zwei Minuten in Sevilla kann man nicht alles schlecht reden, auch wenn uns vielleicht die eine oder andere Grenze aufgezeigt worden ist.»

Trainer Urs Fischer und die Spieler Michael Lang und Renato Steffen zum Ausscheiden:

 

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Vor dem Spiel:

Parallelen und Unterschiede zur spanischen Schmach von 2014: Vor zwei Jahren verspielte der FC Basel gegen Valencia einen 3:0-Sieg aus dem Hinspiel. Mit 0:5 verlor der Schweizer Meister damals in Spanien. Auf der Reise nach Sevilla erinnern sich die Direktbeteiligten an diesen unvergesslichen Abend. » Das Desaster von Valencia und warum es für den FC Basel nicht wieder soweit kommen muss

Urs Fischers Sorgen in der Abwehrkette: Die zweite Halbzeit des Hinspiels verpasste Michael Lang, weil er sich am Fuss verletzt hatte. Für das Rückspiel soll ein Tape so hart wie Beton einen Einsatz des Rechtsverteidigers ermöglichen. » Eine rasche Genesung würde helfen, den Traum vom Viertelfinal zu verwirklichen

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