1:0 gegen Videoton – FCB ist zurück im Rennen

Nach sechs sieglosen Spielen auf europäischer Bühne hat der FC Basel durch ein Tor von Marco Streller in der 80. Minute den FC Videoton aus Ungarn mit 1:0 bezwungen und sich in der  Europa League im Rennen um einen Platz in den Sechzehntelfinals zurückgemeldet.

Das Phantom der Oper tanzt: Maskenmann Marco Streller nach seinem entscheidenden Tor zum 1:0 gegen Videoton. (Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Nach sechs sieglosen Spielen auf europäischer Bühne hat der FC Basel durch ein Tor von Marco Streller in der 80. Minute den FC Videoton aus Ungarn mit 1:0 bezwungen und sich in der  Europa League im Rennen um einen Platz in den Sechzehntelfinals zurückgemeldet.

Gummischrot vor dem Joggeli

Es mögen nicht viele Anhänger des FC Videoton den Weg nach Basel auf sich genommen haben. Die aber sorgten zusammen mit gewaltbereiten Baslern für einen grösseren Polizeieinsatz. Rund eineinhalb Stunden vor dem Spiel versuchten Basler und Ungarn vor dem St.-Jakob-Park aufeinander loszugehen. Die Polizei stand zwischen den Fronten und verhinderte ein Aufeinandertreffen mit Gummischrot und Tränengas.

Eine Halbzeit lang war es ein gleichermassen beschwingtes wie konzentriertes Anrennen des FC Basel gegen die ungarische Verteidigungswand, die eine Mischung aus Beton und Gummi darstellte. Eine zweite Halbzeit lang war es ein mühsames Bohren an dieser Wand, bis die Lücke gefunden war, bis der Ball zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit doch noch den Weg ins Tor des FC Videoton fand.

Es war ein später, aber verdienter Lohn – und der dritte Vollerfolg en suite für Murat Yakin als FCB-Trainer. Mit diesem 1:0, einem Sieg der «Geduld und der mentalen Stärke», wie Yakin befand, ist der FC Basel zurück im Rennen um einen Platz in den Sechzehntelfinals der Europa League. Gewinnt er seine beiden abschliessenden Gruppenspiele auch noch, ist er aus eigener Kraft eine Runde weiter.

Schon in 14 Tagen kann der FCB im nächsten Heimspiel den ersten Schritt machen, dann gegen Sporting Lissabon. Die Portugiesen gaben in der Nachspielzeit den Sieg gegen Genk aus den Händen und sind mit lediglich zwei Unentschieden die grosse Überraschung und Enttäuschung, und auch wenn es die Konstellation noch hergibt: Man kann es sich nicht vorstellen, dass Sporting noch mit einem tiefen Glauben an sich selbst nach Basel kommen wird.

Der FCB und seine vergebenen Chancen

«Unsere Chancen sind absolut intakt», sagte Murat Yakin, der mit dem spielerischen Auftritt seiner Mannschaft «sehr zufrieden» war, sich aber ein früheres Tor gewünscht hätte: «Das hätte unserem Spiel gut getan.»

Wie erwartet gab der FCB-Trainer im Mittelfeld Gilles Yapi eine Verschnaufpause. An seiner Stelle begann Marcelo Diaz, der Fünf-Millionen-Mann aus Chile. An der Grundordnung änderte das nichts: Valentin Stocker besetzte eine Position im Zentrum, und Alex Frei kam vom linken Flügel, um seine Chancen zu suchen – und auch zu finden.

Der Torjäger hatte die erste Chance, ein Kopfball in der neunten Minute, und auch die grösste Möglichkeit in der 32. Minute, als er eine Kopfballvorlage von Marco Streller aus zwei Metern nicht an Mladen Bozovic vorbei brachte. Der Nationaltorhüter Montenegros war der grosse Rückhalt der Ungarn. So auch in der 23. Minute mit einer reflexartigen Reaktion. Markus Steinhöfer hatte Adam Gyurcso den Ball an der Seitenlinie abgeluchst und gefühlvoll auf den Kopf von Streller geflankt. Roland Szolnoki klärte den parierten Ball danach kurz vor der Linie.

Die Absicht der Ungarn war nicht schwer zu durchschauen

Paulo Sousa hatte seine Elf im Vergleich zum Sieg in Székesfehérvár auf zwei Positionen verändert und zunächst auf seinen besten Torschützen Nemanja Nikolic verzichtet. Der Serbe steht mit zwölf Saisontoren zu Buche und traf in den vorhergehenden sieben Spielen acht Mal.

Die Absicht, mit der die Ungarn nach Basel gekommen waren, war nicht schwer zu durchschauen: dem Gegner die Initiative überlassen und darauf bedacht sein, hinten dicht zu halten. Ambitionen jenseits der Mittellinie entwickelte die Gäste keine; ein Versuch von Filipe Oliveira, Yann Sommer mit einem Schuss aus gut 50 Metern zu überlisten, schlug fehl und war in der ersten Halbzeit der einzige Ball Richtung Basler Tor.

Für den FCB wurde es zum Geduldsspiel. Wie schon in Székesfehérvár dominierte er Ball und Gegner und er kam zu einer Reihe guter Chancen, die er allerdings liegen liess. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte die Mannschaft die von Yakin geforderte Effizienz nicht abliefern.

Spieler, die den Unterschied machen können

Nach dem Seitenwechsel wagten sich die Ungarn eine Spur mehr in die Offensive, was in der 63. Minute in einer Möglichkeit für den ehemaligen Bundesligastürmer Torghelle mündete. Der Schuss aus zehn Metern stellte Sommer allerdings vor keine Probleme. Im Gegenzug spielte Diaz Streller frei, doch der FCB-Captain schob den Ball weit am Tor vorbei und fingerte anschliessend genervt an seiner Schutzmaske, die ihn beim Abschluss behindert hatte.

Trotz Übergewicht kam der FCB lange nicht mehr zu den klaren Chancen der ersten Stunde. «Wir haben in dieser Phase den Gegner und den Rhythmus kontrolliert», sagte Paulo Sousa, «aber Basel besitzt Spieler von der Qualität, die den Unterschied ausmachen kann.»

Einer davon ist Alex Frei. Doch den nahm Murat Yakin in der 66. Minute angesichts des Spielstandes etwas überraschend aus dem Spiel und brachte dafür Mohamed Salah. «Ich habe gesehen, dass unser Spiel Tiefe braucht. Und Mohamed Salah kann mit seiner Schnelligkeit hinter die Abwehr kommen», begründete Yakin den Wechsel. Und Frei stampfte schnaubend in die Kabine.

Ein Wechsel, der sich auszahlt

Er sollte sich auszahlen, denn der Ägypter war es, der in der 80. Minute das Tor des Abends einleitete. Seinen Pass, den Valentin Stocker an der Strafraumkante klugerweise passieren liess, nahm Streller auf und fackelte nicht lange. Mit einem Spitzkick aus 13 Metern spedierte der Captain den Ball in die untere, rechte Torecke.

Murat Yakin freute sich für Salah, der es im Trikot des FCB nicht einfach hat, diesmal aber entscheidenden Einfluss auf das Resultat nehmen konnte. Und Yakin wollte sich nicht zu sehr ärgern über die zwei Verwarnungen für David Degen und Marco Streller wegen Meckerns. «Wir können uns auch mal freuen – nach einem Spiel, in dem es uns der Gegner schwer gemacht hat.»

Dass Streller gegen Sporting gesperrt fehlen wird, regt den Trainer nicht auf, sondern eher an: «Schade, dass er uns in dieser Verfassung fehlt, aber vielleicht gibt es eine Überraschung und wir spielen dann mal ohne Stürmer.»

Europa League, Gruppe G, 4. Runde
FC Basel–FC Videoton 1:0 (0:0)
St.-Jakob-Park. – 12‘743 Zuschauer. – SR Yevhen Aranovskiy (Ukraine).

Tor: 80. Streller 1:0 (Spitzkick aus 13 Metern in die untere rechte Ecke nach Zuspiel Salah, das Stocker geschickt passieren lässt).
Verwarnungen: 35. Oliveira (Reklamieren), 51. D. Degen (Reklamieren), 67. Streller (Reklamieren; im nächsten Spiel gegen Sporting Lissabon gesperrt).

FC Basel (4-1-4-1): Sommer; P. Degen, Schär, Dragovic, Steinhöfer; Cabral; D. Degen (91. Zoua), Diaz (75. F. Frei), Stocker, A. Frei (66. Salah); Streller. – Reserve: Vailati (T), Park, Sauro, Pak.
FC Videoton (4-2-3-1): Bozovic; Brachi, Caneira, Vinicius, Szolnoki; Mitrovic, Renato Neto; Oliveira, Sandor (90. Kovacs), Gyurcso (83. Balufo); Torghelle (69. N. Nikolic). – Reserve: Tujvel (T), Kaka, Hector, Toth.

Bemerkungen: FCB ohne Voser, Jevtic, Ajeti (verletzt).

Europa League, Gruppe G

Datum Spiel Resultat
08.11.2012 Basel – Videoton Szekesfehervar 1:0 (0:0)
08.11.2012 Sporting Lissabon – Genk 1:1 (0:0)
R Mannschaft Sp S U N G : E P
1. Genk 4 2 2 0 8 : 4 8
2. Videoton Szekesfehervar 4 2 0 2 5 : 5 6

3. Basel 4 1 2 1 4 : 4 5
4. Sporting Lissabon 4 0 2 2 2 : 6 2

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