1:0-Sieg in Bern – dieser Titel ist dem FC Basel nicht mehr zu nehmen

Auch wenn es noch nicht amtlich ist: Nach dem 1:0 in Bern wird der alte und neue Schweizer Meister FC Basel heissen. Zwar gewinnt auch GC bei St. Gallen mit 2:1, doch drei Punkte und 16 Tore Vorsprung wird sich der FCB am Samstag nicht mehr nehmen lassen.

Von links: Die Basler Valentin Stocker, Yann Sommer, Aleksandar Dragovic, Trainer Murat Yakin, Raul Bobadilla und Gaston Sauro freuen sich nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem BSC Young Boys Bern und dem FC Basel am Mittwoch (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Auch wenn es noch nicht amtlich ist: Nach dem 1:0 in Bern wird der alte und neue Schweizer Meister FC Basel heissen. Zwar gewinnt auch GC bei St. Gallen mit 2:1, doch drei Punkte und 16 Tore Vorsprung wird sich der FCB am Samstag nicht mehr nehmen lassen.

Hin und hergerissen sind die Basler, zwischen Gratulationen, die sie entgegen nehmen dürfen, und ihrem Hinweis darauf, dass es noch nicht entschieden ist. Doch es besteht kein Zweifel mehr, wie der Meister 2013 heisst: Es ist der selbe wie 2012, wie 2011 und 2010. Basel wird am Samstag eine grosse Sause erleben, die Stadt, der Club und diese Mannschaft einen historischen Erfolg feiern. Vier Titel in Folge sind in der Geschichte des Schweizer Fussballs erst einmal gelungen: den Young Boys, zwischen 1957 und 1960.

Der Vorsprung des FCB wird nicht mehr wettzumachen sein von den Grasshoppers, die auch in der vorletzten Runde ein hartnäckiger Widersacher aus der Ferne waren. Mit ihrem Sieg in St. Gallen liegen sie zwar weiter nur drei Punkte hinter Basel, doch die 16 Tore Unterschied in der Tordifferenz werden den Ausschlag zugunsten des FCB geben, falls es am Samstag noch zum Zusammenschluss an der Spitze kommen sollte.

Das Titelrennen
Runde

FC Basel
69 Punkte, 60:31 Tore, +29

Grasshoppers
66 Punkte, 44:31 Tore, +13

36 | Sa, 20.30 Uhr St. Gallen (h) Lausanne (h)

«Es war eine riesige Erleichterung», beschreibt Bernhard Heusler den Moment, als Fabian Frei den FCB im Stade de Suisse in Führung schoss. Der FCB-Präsident, der nach dem Schlusspfiff mit feuchten Augen die Szenerie beobachtete, muss sich den Penalty erst noch einmal im Fernsehen zu Gemüte führen – er war am späten Mittwochabend im Stade de Suisse so angespannt, dass er nicht hinschauen konnte, als Frei in der 55. Minute anlief.

GC hatte da schon in St. Gallen aus einem Rückstand eine Führung gemacht und spielte mit einem Mann mehr, und Heusler ahnte, dass es diesen Basler Sieg in Bern braucht, um das Titelrennen nicht noch weiter zuzuspitzen. «Es war ein erlittener Sieg», sagt Heusler, «einer, der erwürgt werden musste.»

Ausgerechnet Fabian Frei trifft per Elfmeter

Die Entscheidung führte der FCB in einem Spiel, das nicht im Poesiealbum der spielerischen hochstehenden Partien abgelegt werden wird, aus zwei stehenden Bällen herbei. Erst war es eine Freistossflanke von Valentin Stocker, auf die Alexander Gerndt seinen Gegenspieler Gaston Sauro im Strafraum zu Boden zog. Der Elfmeterpfiff war eine indiskutable Sache, und als Schütze trat Fabian Frei an. Jener Frei, der noch im Cupfinal Tränen vergossen hatte nach seinem Schuss im Elfmeterschiessen an die Querlatte.

Diesmal zielte er tief rechts unten, YB-Keeper Marco Wölfli tauchte zwar in die richtige Ecke, doch Freis Schuss war zu platziert. Der Schuss, der dem FC Basel den Titel bringt.

«Der letzte Schritt ist noch nicht ganz gemacht», sagt Georg Heitz, aber der Sportdirektor des FCB weiss, dass «nach menschlichem Ermessen» nichts mehr passieren kann. Auch er spricht von grosser Erleichterung, davon, dass es Nerven braucht, wenn es eng wird. Und es wurde in der Schlussphase dieser Meisterschaft enger, als es dem FCB lieb sein konnte. Denn Heitz macht kein Hehl daraus: «Die Mannschaft ist nicht mehr in der Verfassung wie auch schon in dieser Saison.»

Und diese Saison geht mit dem erstmaligen Erreichen eines Europacup-Halbfinals ohnehin in die Annalen ein, aber es sah so aus, als ob die Mannschaft einen hohen Preis für den internationalen Lauf bezahlen könnte: nach dem Cup auch noch den Meistertitel zu verlieren. 28 Spiele hat sie bis dato in diesem Frühjahr absolviert – man merkte ihr die Beanspruchung zuletzt an.

Nur Yakin wehrt sich gegen die Gratulationen – ein bisschen

Der einzige, der sich halbwegs gegen die Gratulationen zum 16. Meistertitel des FC Basel wehrt, ist der Basler Trainer, für den es der erste in seiner noch so jungen Laufbahn ist. «Es ist noch nicht entschieden», sagt Murat Yakin tapfer. Die Zurückhaltung gehöre sich schon aus Respekt vor dem Gegner am letzten Spieltag, der noch einmal seriös vorbereitet werde. «Wir werden einen oder zwei auf den Sieg in Bern nehmen, und dann freuen wir uns auf den Samstag», kündigt Yakin an.

Mit geballten Fäusten, einem «Jaaa!», das er mehrmals ausstiess, reagierte der 38-jährige Yakin nach dem Schlusspfiff, um an der Seitenlinie als erstem dem nach einer Stunde ausgewechselten Marco Streller in die Arme zu fallen. Dem Captain, von dem Bernhard Heusler sagt: «Es ist wichtig, solche Leute in der Mannschaft zu haben, die den FCB in sich tragen.»

Ein banger Moment – mehr beschwor YB nicht herauf

Murat Yakin hatte den FCB wieder umgestellt, Raul Bobadilla neben Marco Streller im Angriff einer 4-4-2-Grundordnung aufgestellt. Er brachte Gaston Sauro in der Innenverteidigung für Fabian Schär, der am Spieltag von seiner Zwei-Spiele-Sperre erfuhr. Als Linksverteidiger lief Kay Voser auf, und Markus Steinhöfer auf dem rechten Flügel. Auf der Bank sassen Mohamed Salah, Mohamed Elneny und auch Geoffroy Serey Die, und gar nicht im Aufgebot tauchten David Degen und Marcelo Diaz auf. Ein hartes Verdikt für den Chilenen, aber nachvollziehbar nach seinen jüngsten Darbietungen.

YB begann nicht schlecht, spielte eine vernünftige Startviertelstunden, aber es gab, und das sagt einiges über die Young Boys am Ende einer Saison, die ihr Trainer Bernard Challandes «keine gute» nennt, eigentlich nur einen Moment am Mittwoch, als die Basler in Gefahr gerieten. Schiedsrichter Stephan Klossner verweigerte nur zwei Minuten nach dem 0:1 den Bernern ebenfalls einen Elfmeter. Aleksandar Dragovic hatte seinen Arm aus unerfindlichen Gründen im Strafraum so weit ausgefahren, dass Klossners Geheimnis bleibt, warum er nicht auf den Punkt zeigte.

Der mickrige Rest, den die Young Boys zu bieten hatten, war ein Distanzschuss von Raphael Nuzzolo, den Yann Sommer entschärfte. In den letzten Minuten liessen sich die Basler, müde und nervös wie zu Beginn der Partie wirkend, zwar weit zurück fallen. Doch wirkliche Aufregung vermochte YB nicht mehr zu erzeugen, ehe um 22.24 Uhr abgepfiffen war, die Basler erst zu Boden sanken, um dann mit den Fans in der Kurve zu feiern. Den Sieg in Bern – und die Meisterschaft. Da wurde kein Unterschied gemacht.

Super League, 35. Runde

Young Boys–FC Basel 0:1 (0:0)
Stade de Suisse. – 19’322 Zuschauer. – SR Klossner.

Tor:
55. Fabian Frei 0:1 (Foulpenalty, der von Gerndt an Sauro verursacht wird im Anschluss an einen Stocker-Freistoss).

Verwarnungen:
55. Veskovac (Foul). 57. F. Frei (Foul – im nächsten Spiel gesperrt), 60. Stocker (Reklamieren), 72. Bürki (Foul), 88. Nef (Foul).

Gelb-Rote-Karte:
73. Bürki (wiederholtes Foul).

YB (4-1-4-1): Wölfli; Sutter, Veskovac, Nef, Bürki; Spycher; Nuzzolo (79. Raimondi), Farnerud, Frey (65. Tabakovic), Gerndt; Afum. – Ersatz: Benito (T), Bertone, Affolter, Sessolo.
FCB (4-4-2): Sommer; P. Degen (77. Elneny), Sauro, Dragovic, Voser; Steinhöfer, Cabral, F. Frei, Stocker; Bobadilla (88. Ajeti), Streller (60. Salah). – Ersatz: Vailati (T), Park, Serey Die, Zoua.

Bemerkungen: YB ohne Zverotic (gesperrt), Martinez (Nationalmannschaft Venezuela), Costanzo, Gonzales, Zarate, Simpson, Doubai, C. Schneuwly (verletzt); fraglich: Gerndt, (beide angeschlagen). – FCB ohne Schär (gesperrt), Yapi (verletzt), D. Degen, Diaz, Jevtic, Salvi (ohne Aufgebot). – FCB stellt Mitte der ersten Halbzeit auf ein 4-3-3 mit Bobadilla am rechten Flügel um; nach der Auswechslung von Streller mit Bobadilla in der Spitze.

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