10’000 Mitglieder als Ziel: Der FCB will wachsen

Der FC Basel beherrscht den Schweizer Fussball auf fast allen Ebenen, sportlich wie wirtschaftlich. Nun will er bei seiner Mitgliederzahl, die knapp über 3000 liegt, markant zulegen. Dafür soll eine ausserordentliche Generalversammlung heute Abend den Weg frei machen. Ein Überblick, um was es geht.

121. Generalversammlung des FC Basel am 27. April 2015 im Congress Center Basel.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Der FC Basel beherrscht den Schweizer Fussball auf fast allen Ebenen, sportlich wie wirtschaftlich. Nun will er bei seiner Mitgliederzahl, die knapp über 3000 liegt, markant zulegen. Dafür soll eine ausserordentliche Generalversammlung heute Abend den Weg frei machen. Ein Überblick, um was es geht.

Den Auftrag hat die Vereinsführung des FC Basel schon vor eineinhalb Jahren von der Generalversammlung gefasst: Sich darum zu bemühen, die Zahl seiner Mitglieder zu vergrössern. Jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Bei einer ausserordentlichen Versammlung wird ein Projekt vorgestellt, das das Ziel im Namen trägt: «Verein FC Basel 10’000».

Das bedeutet, dass der FCB seine Mitgliederzahl von derzeit 3124 mehr als verdreifachen möchte. Aktuell steht Basel hinter zwei anderen Fussball-Standorten. Doch wie beim BSC Young Boys (12’150 Mitglieder) oder beim FC Zürich (5800), wo ein Saisonkartenkäufer automatisch zum Mitglied wird, will es der FC Basel nicht machen. «Es soll ein freier Entscheid sein, Mitglied des FC Basel zu werden, und kein Kaufentscheid», so Präsident Bernhard Heusler gegenüber der TagesWoche.

Quelle: Basler Zeitung
*Bei YB und FCZ wird man mit dem Erwerb einer Saison-/Jahreskarte automatisch zum Mitglied
**Die FC Luzern-Innerschweiz AG bietet Anteilsscheine an
Mitgliederzahlen der Super-League-Vereine in der Schweiz
 

Mitgliederzahl

Beitrag

BSC Young Boys 12’150* 270
FC Zürich   5800* 150
FC Sion   5500 240

FC Basel

  3124

200

Grasshopper Club   1353 499
FC St. Gallen     825 120
FC Vaduz     600 700
FC Thun     270 250
FC Luzern keine Mitglieder**
FC Lugano keine Mitglieder

Im April, als der FCB seinen Rekordumsatz von 105 Millionen Franken präsentierte, lag der 121. Generalversammlung bereits ein Antrag zur Halbierung der Mitgliedsbeiträge vor. Dieser wurde auf Empfehlung des Vorstands damals abgelehnt.

Nun ist die Mitgliederoffensive, deren Details heute vorgestellt werden, aufgegleist und jetzt sollen die Alteingesessenen Statutenänderungen zustimmen: Zum einen einer Halbierung des bisherigen Jahresbeitrags von 200 Franken für Erwachsene, auf der anderen Seite sollen die Mitglieder aber auch auf ein Privileg verzichten: den 20-prozentigen Rabatt beim Erwerb einer Jahreskarte. Ausserdem soll bei künftigen Mitgliedern die Freimitgliedschaft nach 25 Jahren wegfallen.

Heusler: «Die Frage kann nicht sein: Lohnt sich das?»

Wie die Vereinsführung an diesem Dienstag vor der ausserordentlichen Generalversammlung für den Verzicht auf Privilegien werben will, verdeutlicht Präsident Heusler: «Eine Mitgliedschaft soll unserer Auffassung nach kein Aufrechnen von Preis und Rabatt sein. Die Frage kann nicht sein: Lohnt sich das? Deshalb steht hinter dem Projekt kein wirtschaftlicher, sondern ein grundsätzlicher Gedanke.» Und der heisst: Verbundenheit mit dem FC Basel.

1869 Mitglieder besitzen mindestens eine Jahreskarte
Angaben: FC Basel
Mitgliederstruktur des FC Basel 1893 Verein
Gesamtzahl 3124  
Erwachsene 2114 200 Franken Beitrag
Jugendliche (7 bis 16 Jahre)    51 100
Kinder (0 bis 6 Jahre)    88   50
Freimitglieder (nach 25 Jahren Mitgliedschaft)  871    0

Rechenbeispiele zeigen, dass mit dem neuen Modell die kostspieligeren Plätze im St.-Jakob-Park für Mitglieder teurer würden, im Sektor C mehr oder weniger gleich bleiben und im Sektor B/D sogar günstiger ausfallen. 1869 Mitglieder haben nach Angaben des Vereins derzeit mindestens eine Jahreskarte.

Der Verlust des Vereins und die Deckung durch die AG

Hinter den Anstrengungen, die der FC Basel unternimmt, steht nicht nur die Verbreiterung seiner Mitgliederbasis. Während die FC Basel 1893 AG, in die der Profifussball und die Nachwuchsarbeit bis zur Altersstufe U15 ausgegliedert ist, floriert, hat der Verein ein finanzielles Problem: Durch gestiegene Ausgaben vor allem im Personalbereich seit Inbetriebnahme des Nachwuchs Campus und durch die Inrechnungstellung des 20-Prozent-Rabatts durch die AG wuchs das Defizit des Vereins von 261’000 Franken im Jahr 2013 auf 618’000 Franken im Jahr 2014.

Dieser Verlust des Vereins wird auf Grundlage der vertraglichen Vereinbarungen von der FC Basel AG ausgeglichen. Im jüngsten Geschäftsbericht (als PDF-Dokument auf der Rückseite dieses Beitrags) wurde jedoch festgehalten: «Für die Zukunft muss ein anderes Modell diskutiert werden, wie der Verein ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren kann.»

Die Zauberformel ist die massive Erhöhung der Mitgliederzahl, und Präsident Heusler sagt: «Wir wollen Menschen finden, die ihre emotionale Verbundenheit nicht nur mit dem Matchbesuch, sondern mit der Vereinszugehörigkeit zum Ausdruck bringen wollen.» Mit der Marke von 10’000 Mitgliedern als Vollzahlern käme so pro Jahr eine Million Franken zusammen.

Die Bayern überrunden Benfica

Die ganz grossen Vereine dieser Welt haben Mitgliederzahlen, die für den FC Basel keine Referenzgrösse sein können. Allen voran der FC Bayern München, der sich mit aktuell 270’329 Mitgliedern als der weltweit mitgliederstärkste Verein rühmt (dazu kommen 4030 Fanclubs mit 314’919 Mitgliedern) und vor einem Jahr Benfica Lissabon überrundet.

Die mitgliederstärksten Fussballvereine der Welt:



In dieser Auflistung der mitgliederstärksten Vereine der Welt bei Wikipedia fehlen zum Beispiel englische Clubs, da sie grösstenteils nicht als Vereine, sondern als Unternehmen organisiert sind. Mitgliedschaften, die Vorteile beim Erwerb von Eintrittskarten und Fanartikeln bieten, gibt es dennoch. Manchester United kommt auf rund 150'000 solcher Mitglieder, der Arsenal FC auf 130'000. In der Türkei gibt Fenerbahçe Istanbul an, über 300'000 Mitglieder zu haben, davon bezahlt ein Grossteil jedoch keinen Beitrag.

In dieser Auflistung der mitgliederstärksten Vereine der Welt bei Wikipedia fehlen zum Beispiel englische Clubs, da sie grösstenteils nicht als Vereine, sondern als Unternehmen organisiert sind. Mitgliedschaften, die Vorteile beim Erwerb von Eintrittskarten und Fanartikeln bieten, gibt es dennoch. Manchester United kommt auf rund 150’000 solcher Mitglieder, der Arsenal FC auf 130’000. In der Türkei gibt Fenerbahçe Istanbul an, über 300’000 Mitglieder zu haben, davon bezahlt ein Grossteil jedoch keinen Beitrag. (Bild: Screenshot wikipedia.org)

Beim FC Bayern kostet eine Mitgliedschaft pro Jahr zwischen 30 und 60 Franken. Als Begrüssungsgeschenk gibt es einen personalisierten Fanschal, auf Fanartikel gibt es 10 Prozent Rabatt, als Mitglied hat man grössere Chancen auf einen Platz für die ständig randvolle Allianz-Arena und beim Ticketkauf erhält man 2,50 Euro Ermässigung (Übersicht über die Vorteile).

Wie es ein paar Nummern kleiner, aber mit gezielter Mitgliederwerbung stetig nach oben geht, demonstriert der SC Freiburg. Der hat trotz Abstiegs aus der 1. Bundesliga einen weiteren Zuwachs erlebt und im November die 9000-Mitglieder-Marke durchbrochen.

Von 2007 bis 2015 haben die Freiburger damit ihre Mitgliederzahl (für 20 bis 40 Euro) fast vervierfacht und bieten ausser Vorkaufsrecht auf Topspiel-Karten keine grossen Vergünstigungen. Allein rund 1500 Mitglieder zählt der Füchsleclub, in dem sich Kinder mit dem Sportclub identifizieren (grafische Darstellungen der Mitgliederstruktur des SC Freiburg). Hinzu kommt der Förderverein der «1100 Freunde» (20 Euro pro Kopf; 100 pro Gruppe, Firma, Institution), die die Freiburger Fussballschule unterstützen. 

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