1:1 gegen Steaua – das Resultat ist das Beste an diesem FCB-Abend

Es war ein schwer enttäuschender Auftritt des FC Basel, bei dem ihm nach dem frühen Gegentor von Steaua Bukarest die Felle in der Champions League davon zu schwimmen schienen. Bis Giovanni Sio in der 91. Minute zum 1:1 ausglich.

FC Basel's Giovanni Sio (L) scores a goal past Steaua Bucharest's goalkeeper Ciprian Tatarusanu (L) during their Champions League Group E soccer match at St. Jakob-Park in Basel November 6, 2013. REUTERS/Ruben Sprich (SWITZERLAND - Tags: SPORT (Bild: Reuters/Ruben Sprich)

Es war ein schwer enttäuschender Auftritt des FC Basel, bei dem ihm nach dem frühen Gegentor von Steaua Bukarest die Felle in der Champions League davon zu schwimmen schienen. Bis Giovanni Sio in der 91. Minute zum 1:1 ausglich.

Als die Abgesänge auf der Pressetribüne bereits geschrieben waren, da kam er doch noch: Der eine Angriff des FC Basel in der Schlussviertelstunde, der nicht bereits an der Mittellinie mit einem Fehlpass endete. Der eine Angriff, bei dem sich kein Spieler in einem aussichtslosen Dribbling verhedderte oder einen Steilpass der Marke «die Hoffnung stirbt zuletzt» spielte.

Es lief die 91. Minute, als Giovanni Sio einen weiten Ball mit dem Kopf zu Valentin Stocker verlängerte. Der schlug an diesem Tag wenigstens eine gute Flanke und fand in der Mitte wieder Sio, der für den FCB zum 1:1 gegen Steaua Bukarest traf.

Ein 1:1, das Steaua-Trainer Laurentio Reghecampf danach nicht mit Pech erklären wollte, sondern mit der der Unerfahrenheit seines Teams: «Wir haben nach dem 1:0 das 2:0 gesucht. Dafür wurden wir bestraft.»

Yakins exklusive Sicht der Dinge

Ein 1:1 auch, auf das sich der FCB nicht all zu viel einbilden sollte. Es war über weite Strecken ein erschreckend uninspirierter Auftritt gewesen, den die Basler auf dem Rasen des St.-Jakob-Parks dargeboten hatten. Auch wenn Trainer Murat Yakin nach dem Schlusspfiff mit Nachdruck darauf bestand, eine echte Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel gesehen zu haben: «Wir fanden vor der Pause nicht zu jenem Spiel, das man von uns gewohnt ist. Aber die zweite Halbzeit hat mir viel besser gefallen.» Ja, Yakin befand gar, seine Mannschaft könne «grundsätzlich auf der zweiten Halbzeit aufbauen».

Es war eine Sicht der Dinge, die der FCB-Trainer recht exklusiv für sich reklamieren durfte. «Eine der schlechteren Leistungen in den letzten paar Jahren», hatte Yann Sommer gesehen. Und der FCB-Goalie führte das auch noch etwas aus: «Es hat nichts gepasst. Wirklich nichts. Wir sind nie in den Abschluss gekommen, nie hinter die gegnerische Abwehr. Sie waren uns in allen Belangen überlegen. Auch beim Willen.»

Ja, Yakin hatte recht, als er reklamierte, Steaua habe in der zweiten Halbzeit tatsächlich defensiver gespielt als noch vor dem Seitenwechsel. Aber es war über weite Strecken des Spiels auch keine schwierige Aufgabe, vor die der FCB die rumänische Abwehr stellte.

Steaua verhinderte einerseits, dass der Basler Sechser Geoffroy Serey Die das Spiel auslösen konnte. Und andererseits hatte Linksverteidiger Iasmin Latoslevici seinem Gegenspieler Mohamed Salah schon nach einer Viertelstunde den Zahn gezogen. Nicht ein einziges Dribbling gelang dem sonst auf europäischer Ebene doch so wirbligen Ägypter.

Die Abhängigkeit von der individuellen Klasse

Dass Salah nie ins Spiel fand, dass Matias Delgado mit Ausnahme der ersten fünf Minuten ohne jede Ausstrahlung über das Feld joggte, dass Marco Streller in Lukasz Szukala einen giftigen Gegenspieler hatte, der ihm keinen Raum liess – das alles bereitete dem FCB grosse Probleme.

Denn auf individielle Geistesblitze ist dieser FCB derzeit dringend angewiesen. Einen anderen Plan für die Offensive auszumachen, war zumindest an diesem Champions-League-Abend schwierig.

Dabei war Ausgangslage vor der Partie doch durchaus verlockend gewesen: Hätten die Basler die Partie gegen die Rumänen gewonnen, sie wären bereits bereits sicher für die Sechzehntelfinals der Europa League qualifiziert gewesen. Ganz zu schweigen von der vielversprechenden Ausgangslage im Kampf um einen Platz in den Achtelfinals der Champions League.

Die erste Halbzeit? Für Streller schlicht «katastrophal»

Beflügelt wirkte der FCB von diesen Aussichten allerdings zu keinem Zeitpunkt der Partie. Entweder die Basler waren ob der Aufgabe verkrampft. Oder sie können derzeit wirklich keinen besseren Fussball zeigen, als dieses reichlich unkoordiniert wirkende Ballgeschiebe.

Dass dann ein weites Zuspiel aus der Steaua-Abwehr heraus reichte, um Federico Piovaccari alleine auf Sommer zuziehen und das 0:1 erzielen zu lassen, war der Basler Tiefpunkt einer ersten Halbzeit, die Captain Streller schlicht als «katastrophal» bezeichnete.

Und doch fand der Basler Abend ein mit Blick auf die Gesamtleistung überraschend positives Ende. Fünf Punkte haben die Rotblauen nach vier Spielen in der Gruppe E der Champions League. Den Platz in der Europa League dürfte ihnen Steaua kaum mehr streitig machen können. Und sogar die Achtelfinals der Champions League, für die sich Chelsea mit dem 3:0 über Schalke in die Poolposition geschoben hat, sind noch machbar.

Die Leistungskurve folgt den Herbsttemperaturen

Allerdings muss der FCB dazu wieder ganz anders auftreten als an diesem ernüchternden Mittwochabend. Die Basler Leistungskurve in der Champions League seit dem bejubelten 2:1-Sieg gegen Chelsea folgt jedenfalls jener der Herbsttemperaturen.

Auf die öffentlich thematisierten atmosphärischen Störungen zwischen Trainer und Mannschaft angesprochen, erklärte Yann Sommer zwar noch, es gebe keine Probleme: «Wir sind eine Einheit, der ganze FCB ist eine Einheit und das wird immer so bleiben.» In den kommenden Spielen aber wären ein paar gute Resultate und vor allem auch überzeugende Leistungen hilfreich, um eine frühzeitige Eiszeit zu verhindern.

 

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Über das Bemühen beim FC Basel, vor dem kapitalen Match gegen den rumänischen Meister das Krisengerede nicht an Club, Trainer und Mannschaft kommen zu lassen: Der FCB ist um Gleichgewicht bemüht.

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