1:5 – der FC Basel kommt bei Real Madrid noch mit einem tiefblauen Auge davon

Eine halbe Stunde lang war der FC Basel im Bernabeu schlicht überfordert: Suchy leitete die 1:5 (1:4)-Niederlage mit einem Eigentor ein, dann trafen die Real-Stars Bale, Ronaldo, Rodriguez und Benzema. Derlis Gonzalez erzielte den Ehrentreffer für den Schweizer Meister, der meilenweit entfernt von jeglicher Überraschung spielte.

Der Anfang vom Schützenfest: Tomas Vaclik hat das Nachsehen bei Nachos Schuss, der von Marek Suchy unhaltbar zum 1:0 in der 14. Minute abgefälscht wird. (Bild: Reuters/JUAN MEDINA)

Eine halbe Stunde lang war der FC Basel im Bernabeu schlicht überfordert: Suchy leitete die 1:5 (1:4)-Niederlage mit einem Eigentor ein, dann trafen die Real-Stars Bale, Ronaldo, Rodriguez und Benzema. Derlis Gonzalez erzielte den Ehrentreffer für den Schweizer Meister, der meilenweit entfernt von jeglicher Überraschung spielte.

Wenn der FC Basel einen Plan hatte, von dem am Vortag allenthalben die Rede gewesen war, einen Plan, wie man Real Madrid widerstehen wollte, dann blieb dieser an diesem Septemberabend im Bernabeu verborgen. Weiter entfernt von einer Überraschung, von einem weiteren Coup vom Kaliber der Siege gegen Chelsea vergangene Saison etwa, war der Schweizer Meister schon länger nicht mehr auf europäischer Ebene. Vom 0:5 in Valencia einmal abgesehen, dem Viertelfinal-Rückspiel in der Europa League im April, das der FCB mit seinem letzten Aufgebot angegangen war.

Liverpool in extremis

Spät, in der 82. Minute erst, kam der FC Liverpool gegen Ludogorets Razgrad zum Führungstreffer durch Marco Balotelli. Dann glich der bulgarische Meister in der Schlussminute mit einem herrlichen Konter aus. Ein kapitaler Torwartfehler offerierte Steven Gerrard in der dritten Nachspielminute das 2:1 – der Routinier verwandelte einen Penalty souverän. Am Mittwoch, 1. Oktober, ist der FC Liverpool im Joggeli der nächste Gegner des FC Basel.  

Eine Viertelstunde liess sich Real Zeit, machte der FCB zum Auftakt dieser Champions-League-Kampagne eine ordentliche Figur, dann leitete eine missglückte Abwehraktion das Basler Schicksal ein: Marek Suchy rutschte in einen Schuss von Aussenverteidiger Nacho und lenkte den Ball mit dem Oberkörper in die nahe Torwartecke ab.

Danach brach es über den FC Basel herein. Paulo Sousa hatte im Vergleich zum Samstag und der Niederlage bei GC auf vier Positionen umgestellt – ein taugliches Rezept allerdings hatte seine Mannschaft nicht.

Der FCB-Trainer verhalf Suchy nach längerer Absenz zur Rückkehr in die Dreierabwehr mit Walter Samuel im Zentrum. Taulant Xhaka rückte dafür auf die rechte Aussenverteidigerseite, Mohamed Elneny begann neben Fabian Frei im defensiven Mittelfeld, und anstelle von Shkelzen Gashi, immerhn der beste Torschütze und Vorlagengeber der jungen Saison, erhielt in der Offensive Derlis Gonzalez den Vorzug.

Innert einer Minute bricht Real über den FCB herein

Real Madrid, seit April 2011 in Heimspielen der Champions League ungeschlagen in nun 19 Spielen mit 17 Siegen, kümmerte das nicht. Marco Streller hatte noch eine erste Chance, als er eine Flanke ans Aussennetz lenkte (16. Minute). Dann brach es nach einer halben Stunde innert weniger als einer Minute über Basel herein.

Ein direkt mit dem Aussenrist gespielter Ball von Luca Modric wurde zur perfekten Vorlage für Gareth Bale, der die FCB-Abwehr stehen liess und Goalie Tomas Vaclik aus vollem Lauf überlobte. Vorausgegangen war ein Ballgewinn von Behrang Safari und der postwendende Ballverlust des Schweden.

 

Kaum war vor den etwas über 65’000 Zuschauern im Bernabeu wieder angespielt, leitete Modric auch das 3:0 ein. Bale überlief Suchy und bediente in der Mitte Cristiano Ronaldo, gegen den Samuel zu spät kam. Das ging alles zu schnell, viel zu schnell für den FC Basel, der zwar fast mit Mann und Maus verteidigte, aber keinen Zugriff auf die Gegenspieler hatte.

In der 36. Minute konnte Vaclik einen Schuss von Karim Benzema zwar parieren, war gegen den Abstauber von James Rodriguez aber machtlos. Zu diesem Zeitpunkt musste man sich echte Sorgen um den FCB machen, man dachte an das 0:7 in München zurück, die höchste Niederlage im Europacup, und fragte sich, ob Real wohl Lust auf den höchsten Champions-League-Heimsieg bekommen hatte – nach einem 6:0 aus dem Jahr 2002 gegen Genk.

Derlis Gonzalez erzielt den Ehrentreffer

Diese Überlegungen zerstreute zunächst einmal Derlis Gonzalez mit dem 4:1 in der 38. Minute. Mit einem tiefen Pass von Luca Zuffi auf die Reise geschickt, traf der Champions-League-Debütant mit einem feinen, satten Flachschuss aus 20 Metern.

«In der Halbzeit haben wir uns vorgenommen, nicht allzu hoch zu verlieren», sagte Fabian Frei nach dem Spiel, «die Niederlage ist ein herber Schlag, aber in der zweiten Halbzeit haben wir uns zusammengerissen.»

 

Die Königlichen, die Trainer Carlo Ancelotti nur auf den Aussenverteidigerpositionen im Vergleich zur Derby-Niederlage am Samstag verändert hatte, waren eine Halbzeit lang auf Versöhnungskurs mit ihrem anspruchsvollen Publikum, nahmen nach dem Seitenwechsel jedoch Tempo aus ihrem Spiel. Der FCB bekam nun auch die eine oder andere Ballstafette hin, eine Grosschance für Gonzalez, der freistehend an Iker Casillas scheiterte (67.) und als Höhepunkt einen Pfostenschuss von Fabian Schär in der 76. Minute.

Der FCB – zu zaghaft und ohne Esprit

Reals Antwort darauf war eine allerletzte Tempoverschärfung, ein hinreissender doppelter Doppelpass von Ronaldo und Benzema und ein wuchtiger Abschluss des Franzosen an die Lattenunterkante und ins Tor. Es war der Schlusspunkt unter eine Partie, in der der FC Basel gegen den Champions-League-Titelverteidiger chancenlos war, zu zaghaft, nicht mit jenem Esprit und jener Entschlossenheit und Unerschrockenheit ausgestattet, mit denen er seine jüngsten Überraschungserfolge auf internationalem Parkett errungen hatte.

«Die Relationen sind uns aufgezeigt worden, und wir haben Lehrgeld bezahlt», meinte Captain Marco Streller, «nach einer Viertelstunde hat Real seine Klasse gezeigt, und dann läuft man mal in eine solche Klatsche hinein. Es ist bitter, mit 1:5 zu verlieren, aber wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt 1:5 verloren.»

Fakten zum Spiel Real-FCB 5:1
  Real FCB
Ballbesitz (total) 52% 48%
Ballbesitz Halbzeit 59% 41%
Angriffe 58 40
Schüsse 21 16
Schüsse aufs Tor 9 5
Aluminiumtreffer 0 1
Eckbälle 7 2
Abseits 4 4
Fouls 8 8
Gelbe Karten 1 3
Pässe 508 481
angekommene Pässe 443 405
Passquote 87% 84%
gelaufene Kilometer 108’718 114’182

 

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