Der FC Basel ist seiner Favoritenrolle im Qualifikationsspiel zur Champions League bei Lech Posen gerecht geworden. Michael Lang in der 34. Minute sowie die eingewechselten Marc Janko (77.) und Davide Calla (91.) erzielen die Tore beim 3:1 (1:1)-Sieg in Polen. In der Nachspielzeit sieht Taulant Xhaka die Rote Karte, nachdem auch Posen einen Spieler verloren und Shkelzen Gashi anschliessend einen Penalty verschossen hatte.
Michael Lang feiert sein Tor zum 0:1 in Posen.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Dank an den Vorbereiter: Michael Lang und Luca Zuffi. Links Daniel Hoegh, rechts Shkelzen Gashi.
(Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)Der Ausgleich für Lech Posen: Denis Thomalla überspringt Behrang Safari, Birkir Bjarnason ist nur noch Zuschauer in der Szene, in der Ball zuvor eigentlich schon hinter der Torlinie war.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Pyroshow der Lech-Fans im Inea-Stadion von Posen.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Schwerer Stand: Breel Embolo (rechts) hatte nicht viele Szenen in Posen – hier gegen Karol Linetty.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Aktivposten: Birkir Bjarnason war in seinem zweiten Spiel für den FCB ein guter Wert und holte einen Elfmeter und einen Platzverweis (gegen Tomasz Kedziora, rechts im Bild) heraus.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Ein Torjäger wie aus dem Bilderbuch: Eine Chance bot sich Marc Janko, und die machte er auch zum 1:2.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Schlusspunkt: Davide Calla setzt sich gegen Tamas Kadar durch und erzielt den dritten Treffer, der Basel das Tor zu den Playoffs zur Champions League weit aufstösst.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Wird sich fürs Rückspiel etwas einfallen lassen müssen: Lechs Meistertrainer Maciej Skorza.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Allesfahrer und andere: Rund 250 Fans unterstützen den FCB in Posen – und wurden für den Aufwand entschädigt.
(Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)Es dauerte nicht lang in Posen, bis klar war: Den FC Basel erwartet ein hartes Stück Fussballarbeit. Der polnische Meister erwies sich als der erwartet kompakte, bissige und angriffslustige Gegner. Die ausgeglichene Partie stand lange auf des Messers Schneide, ehe der FCB in der 66. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekam und Lech mit einem Platzverweis dezimiert wurde.
Shkelzen Gashi sah seinen Penalty jedoch gehalten. Aus der Bahn werfen liess sich der FCB vor der stimmgewaltigen Kulisse von 25’478 Zuschauern nicht. Zum Schluss wechselte der Schweizer Meister die besseren Argumente von der Bank ein: Neuzugang Marc Janko traf in der 77. Minute zum 1:2, und Davide Calla legte in der Nachspielzeit das dritte Basler Tor nach zum 1:3.
Damit muss der FCB im Rückspiel in einer Woche (Mittwoch, 5. August, 20.15 Uhr) schon sehr viel falsch machen, um nicht die Playoffs zur Champions League zu erreichen.
Fischers Kniff auf den Flügeln
Beide Trainer hatten ein paar Überraschungen oder Kniffe parat. Maciej Skorża liess bei Lech die beiden prominenten Neuzugänge Dariusz Dudka und Marcin Robak auf der Bank, dafür begann das vielgepriesene, aber angeschlagene Talent Karol Linetty und das eingespielte Meister-Team der Polen.
Urs Fischer bot anstelle von Captain Matias Delgado im zentralen Mittelfeld Luca Zuffi auf, erwartungsgemäss begann auch Breel Embolo, der am Samstag in Zürich noch geschont worden war, und die beiden Flügel Birkir Bjarnason (links) und Goalgetter Gashi tauschten die Seiten.
Der FCB begann die Partie, wie es einem favorisierten Team gebührt: Mit viel Ballbesitz. Doch schon der erste Nadelstich, den die Polen mit ihrem überfallartigen Spiel nach Ballgewinn setzten, brachte das Basler Tor in grosse Gefahr. Der Deutsche Denis Thomalla, zuletzt in Ried/Österreich tätig und von RB Leipzig verpflichtet, vergab in der 16. Minute eine Riesenchance zur Führung.
Die Antwort des FCB war eine ebenso prächtige Gelegenheit in der 21. Minute: Linksverteidiger Behrang Safari, von Urs Fischer offenbar mit frischem Offensivgeist inspiriert, legte für Bjarnason auf, der mit dem Aussenrist aus sechs Metern das Tor haarscharf verfehlte.
Langs Führungstreffer
Nach einem kernigen Weitschuss Zuffis, den Posens bosnischer Keeper Jasmin Burić zur Ecke abwehrte, entstand das Basler Führungstor: Den flachen Cornerball Zuffis liess Embolo am ersten Pfosten geschickt passieren, und am zweiten stand Michael Lang ideal und nickte den Ball mit dem Kopf ein.
Die 34. Minute lief da, und die 35. Minute war noch nicht vorüber, als der FCB postwendend den Ausgleich kassiert hatte. Ebenfalls auf einen Corner, den Lang zu kurz abwehrte, knallte Szymon Pawłowski den Ball aus 16 Metern volley an die Lattenunterkante. Der Ball war, wie die Fernsehbilder zeigten, bereits hinter der Linie, aber bevor Diskussionen entstehen konnten, war Thomalla mit dem Kopf zur Stelle und beförderte den Ball endgültig ins Tor.
Gashis verschossener Elfmeter
Es war ein Spiel, in dem Lech Posen die Stärke eines eingespielten Kollektivs in die Waagschale werfen konnte, in dem die Automatismen funktionieren. Der FCB konnte nicht verbergen, dass er – mit drei neuen Akteuren – noch im Findungsprozess ist. Während Birkir Bjarnason sich mit seiner starken Physis gut einfügte, hatte Zdravko Kuzmanovic zwar viele Ballkontakte, aber im ersten Durchgang wenig Einfluss aufs Spiel seiner Mannschaft.
Der Fehlschuss: Shkelzen Gashi platziert den Elfmeter in der 67. Minute nicht schlecht, sieht ihn aber von Lech-Keeper Jasmin Burić gehalten. (Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)
Nach dem Seitenwechsel kontrollierte der FCB das Geschehen weitgehend, die Partie wogte zwar hin und her, aber komplett aus der Deckung lösten sich die Gastgeber nicht. Und in der 66. Minute hatte Kuzmanovic seinen starken Moment mit einem Traumpass auf Bjarnason, der von Tomasz Kędziora im Strafraum umgerissen wurde. Elfmeter und Platzverweis war das Verdikt des englischen Schiedsrichters Anthony Taylor.
Janko – eine Chance und das Tor
Gashi, sonst ein sicherer Schütze vom Punkt, trat an, platzierte den Ball auch nicht schlecht, sah ihn aber gehalten von Lechs bosnischem Keeper Jasmin Burić. In Unterzahl wagte Posen noch weniger, und es war ein weiterer langer Flugball, mit dem die Basler die Gastgeber erwischten: Marek Suchys hohen Steilpass unterlief Aussenverteidiger Barry Douglas, und Marc Janko, in der 61. Minute für den überforderten Embolo gekommen, demonstrierte, warum ihm der Ruf einer «Strafraum-Kobra» vorauseilt: Ihm bot sich seine erste Chance – und er verwertete sie im Stil eines grossen Goalgetters.
Ein Goalgetter, wie er im Bilderbuch steht: Marc Janko kommt, sieht und trifft zum 2:1 für den FCB und stellt damit die Weichen in Posen auf Sieg. (Bild: Keystone/JAKUB KACZMARCZYK)
Damit hatte der FCB schon eine prima Ausgangslage für das Rückspiel geschaffen, aber es kam noch besser: Davide Calla, der in der 75. Mnute Gashi ersetzt hatte, erzielte in der 91. Minute mit einem trockenen Abschluss aus 15 Metern das 1:3. Wieder war es ein langer Ball, diesmal von Taulant Xhaka. Der beendete die Partie allerdings nicht, weil er für gefährliches Spiel gegen Lech-Captain Lukasz Tralka ebenfalls die Rote Karte sah.
Ein Urteil des Unparteiischen, das die Basler angesichts des vorteilhaften Resultats verschmerzen werden. Lech Posen, soviel hat sich bestätigt, ist ein unangenehmer Widersacher, aber keine unüberwindliche Hürde für den FC Basel auf dem Weg ins gelobte Land der Champions League.
Vor dem Spiel:
Die ganz spezielle Vorbereitung: Gegen den polnischen Meister spielt der FCB erstmals mit dem neusten Wurf eines amerikanischen Sportartikelherstellers. Der Ball ist derart farbig, dass die Basler sich das Material vorgängig besorgt haben, um die Spieler daran zu gewöhnen. Urs Fischer, der scheinbar aus einer schwarz-weissen Welt kommt, hat seine liebe Mühe damit. » Urs Fischer, Spiderman und die Farben
Polen gibt seinem Vertreter fast keinen Kredit: Hört man sich im Medienzentrum des Stadions Miejski um, so entsteht der Eindruck, als wäre der FCB bereits eine Runde weiter. Da ist die Rede davon, dass der Schweizer Meister gar nicht mit seinen besten Spielern angereist sei, oder das der FCB wahrscheinlich 90 Minuten angreifen werde. » Das Qualifikationsspiel gegen eine fast demütige Mannschaft
Der FCB akzeptiert seine Favoritenrolle: Nur schon angesichts des Vergleichs der Marktwerte beider Kader liegt die Favoritenrollen beim FC Basel. Dessen Exponenten versuchen gar nicht erst, diese Rolle von sich zu weisen. Allerdings weiss man durchaus auch um die Stärken des Gegners. » Kuzmanovic: «Mit 90 Prozent können wir hier auch scheitern» – Stimmen im Video