4:3 gegen St. Gallen: Streller macht sein 200. Tor und Basel feiert seinen Maischter

Es ging um nicht mehr viel, zumindest nicht für den FC Basel: Der alte und neue Mester gewinnt eine unterhaltsame Kehrauspartie gegen den FC St. Gallen mit 4:3, Marco Steller macht in seinem Abschiedsspiel sein 200. Tor und der für ihn eingewechselte Albian Ajeti den Siegtreffer.

Marco Streller haelt den Pokal und feier mit seiner Mannschaft bei der Meisterfeier nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC St. Gallen im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Freitag, 29. Mai 2015. (KEYSTONE/Patrick Straub) (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Es ging um nicht mehr viel, zumindest nicht für den FC Basel: Der alte und neue Mester gewinnt eine unterhaltsame Kehrauspartie gegen den FC St. Gallen mit 4:3, Marco Steller macht in seinem Abschiedsspiel sein 200. Tor und der für ihn eingewechselte Albian Ajeti den Siegtreffer.

Fussball gespielt wurde am Freitagabend auch noch. Nebst Streller-Verabschiedung vor dem Anpfiff und Meisterpokal-Übergabe nach dem Abpfiff. Und was die 33’403 Anwesenden zu sehen bekamen, war grosse Unterhaltung. Heraus kamen sieben teils spektakuläre Tore, und das in einer Partie, die für den FCB eher Kehrauscharakter hatte, in dem es für den FC St. Gallen aber noch um einen Platz im Europacup ging.

Den verpassten die Ostschweizer durch die Niederlage. Nutzniesser ist der FC Luzern, die zweitbeste Rückrundenmannschaft, die allerdings auf Basler Schützenhilfe angewiesen ist. Denn nur ein Sieg des FCB im Cupfinal in einer Woche gegen den FC Sion trägt dem Tabellenfünften einen Startplatz in der Europa-League-Qualifikation ein.

Wichtigste Tagesordnungpunkt früh erledigt

Beim FC Basel bot Paulo Sousa das Beste auf, was ihm zur Verfügung steht, abgesehen von Mohamed Elneny und Breel Embolo, die auf der Bank Platz nahmen sowie Marek Suchy, der ebenso verletzt gemeldet wurde wie Yoichiro Kakitani.

Ein Tagesordnungspunkt war bereits in der 17. Minute abgehakt: Marco Strellers Tor. Es war der 200. Treffer in seiner Profikarriere, die an diesem Abend im Joggeli mit seinem letzten Meisterschaftsspiel zu Ende ging.



Marco Streller bejubelt sein 200. Tor im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC St. Gallen im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Freitag, 29. Mai 2015. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Marco Streller bejubelt sein 200. Tor. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Und was für ein Tor es war. Streller nutzte einen Wackler von Mario Mutsch, setzte seine langen Gräten geschickt ein, zog ab, sah den Ball von Marcel Herzog pariert, setzte nach und versteckte den Ball mit seinem fast unnachahmlichen linken Aussenrist im Netz.

Man könnte sagen: Aus Basler Sicht war der Abend damit fast schon gerettet. Aber in die Festtagsstimmung platzten die aufmüpfigen Gäste mit zwei Toren innert acht Minuten. Erst drückte Marco Mathys einen Eckball mit wuchtigem Kopfball ein. Dann traf Danijel Aleksic, ein in der Super League unbeschriebenes Blatt, mit einem Freistoss aus 35 Metern, einem diagonalen, fadengeraden Vollspannschuss in den Torwinkel, von dem sich Tomas Vaclik überraschen liess.

Der Basler Wille, sich das Fest nicht vermiesen zu lassen

Zweifelos wollte sich der FCB seinen Maischter-Abend nicht vermiesen lassen, er wollte dieses letzte Heimspiel der Saison nicht verlieren, und das merkte man der Mannschaft nach Seitenwechsel an. Zeitweise versprühten beide Teams reichlich Gift auf dem Spielfeld, und Walter Samuel setzte den Torreigen fort mit seinem ersten Treffer im FCB-Dress – ein wunderschöner Flugkopfball des Oldies auf Corner von Luca Zuffi.

Jetzt hatte die Partie Rasse und Klasse, wobei der FCB im Zentrum den Zugriff nicht fand und sich dementsprechend Lücken nach hinten auftaten. Marco Aratore, im FCB ausgebildet, nutzte das zu einem Sololauf und einem Flachschuss via Innenpfosten, bei dem sich Vaclik erneut geschlagen geben musste.

In den offenen Schlagabtausch warf Sousa mit Embolo eine weitere Spitze. Doch der Basler Vorwärtsrausch paarte sich mit defensiver Sorglosigkei, was Everton – allein auf Vaclik zustürmend – in der 67. Minute allerdings nicht zum K.o.-Schlag nutzen konnte.

Albian Ajetis Siegtor – ein Signal der nächsten Generation

Dafür hatte der FCB noch etwas im Köcher. Erst legte Streller zu Zuffis Ausgleichstor auf, ein Schuss aus knapp 20 Metern. Es war die letzte Tat des Captains, der anschliessend Platz machte für Albian Ajeti, neben Embolo ein weiteres Stürmertalent der next generation. Und wie Ajeti, der vergangene Saison bei der Derniere sein erstes Super-League-Tor erzielt hatte, sein zweites machte, spricht für ihn: Eine schöne, aus vollem Lauf geschlagene Flanke von Taulant Xhaka liess er sauber von der Brust tropfen und hämmerte dem Ball volley zum 4:3 ein.

Spielverlauf und Endresultat wollten so richtig zu diesem Basler Feiertag passen, anders noch als vor zwei Wochen, als ein zerfahrenes Spiel und ein 0:0 gegen die Young Boys vor Heimpublikum die Meisterschaft in trockene Tücher gebracht hatte.

Diesmal war die Feierlaune angeheizt durch ein wildes Spiel, war der rauschende Rahmen bereitet für die Übergabe des Meisterpokals, den Marco Steller um 22.42 Uhr aus den Händen von Liga-Präsident Heinrich Schifferle erhielt. Überschäumend war das Ganze zwar nur, was den Inalt der Goldtrophäe anbelangt, aber wer will es Basel verdenken, dass sich die Freude beim sechsten Mal hintereinander nicht mehr im überbordenden Mass früherer Gelegenheiten auswächst.

Marco Streller, Mitte, hebt den Meisterschaftspokal bei der offiziellen Siegerehrung nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC St. Gallen im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Freitag, 29. Mai 2015. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Hoch den Kübel. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Doch: Was will man mehr? Marco Streller hat sein 200. Tor, einen letzten Heimsieg, den Pokal und einen würdigen Abschied, der FCB-Präsident Bernhard Heusler wie «ein kleines Märchen» vorkommt. Der Rest war rotblaue Zufriedenheit, garniert von goldenem Schnipselregen, Champagner aus dem Rasen.

Die makellose Bilanz des FCB und der innere Friede des Trainers

Der FCB hat nun mit dem vierten Trainern in sechs Jahren den sechsten Titel in Serie geholt und unter Paulo Sousa die zweitbeste Bilanz seit Thorsten Finks erster Saison vorzuweisen. 2010 waren es unter dem Strich 80 Punkte bei 90:46 Toren, diesmal sind es 78 Punkte und 84:41 Treffer.

Der FCB war in allen Belangen die beste Mannschaft, er hat die beste Hinrunde gespielt mit 41 Punkten (vor dem FCZ mit 33), die beste Rückserie mit 37 Punkten (vor Luzern mit 34), er war das beste Heimteam (40 Punkte vor YB mit 39) und auch auswärts war keine besser (38 Punkte vor dem FCZ mit 31).

Schon in der 14. Runde eroberte er vom FC Zürich die Tabellenspitze zurück und gab sie anschliessend nie mehr her. Dominierender hat der FC Basel keinen seiner jüngsten Titel geholt.

Bevor es nach Mitternacht auf den Barfüsserplatz ging, meinte Paulo Sousa: «In der Geschichte bleibt am Ende nur der Titel, deshalb verspüre ich nun einen grossen inneren Frieden.» Fehlt eigentlich nur noch, dass Sousa auch die allerletzten Zweifel an seinem Verbleib in Basel ausräumt. In Italien wird anhaltend spekuliert, der Portugiese könnte doch noch einmal ein Thema werden. Bei Sampdoria Genua zum Beispiel, wo er seit Wochen mal mehr, mal weniger hoch gehandelt wird.

Aber darüber wollte in der Basler Feiernacht niemand nachdenken.

 

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