Trainer Heiko Vogel möchte nach dem 1:1 bei Benfica Lissabon weiterhin nur von Platz drei in der Gruppe C der Champions League sprechen. Weitaus forscher ist da schon Granit Xhaka, der auf ein Endspiel gegen Manchester United hofft. In Lissabon wird währenddessen Scott Chipperfield gelobt und Benfica getadelt.
In der Rua Rodrigo da Fonseca oder genauer: im luxeriösen Ambiente des Hotel Ritz liess der FC Basel die Champions-League-Nacht von Lissabon ausklingen. Bei einem Essen der Mannschaft mit den sogenannten Top-Supportern des FCB hob Bernhard Heusler um die Mitternachtsstunde sein Glas. Auch aus dem Vize-Präsidenten sprach der Stolz über die Vorstellung im Estadio da Luz. Beeindruckt war er von von der «unglaublichen Solidarität», die die Mannschaft gegen Benfica gezeigt hatte, von ihrer Systemsicherheit und den physischen Fähigkeiten: «Das war eine abgezockte Leistung», sagte der Vizepräsident.
Das sahen die Hauptstadt-Blätter am nächsten Morgen ähnlich. «Die Adler haben mit dem Feuer gespielt und sich fast verbrannt», kommentierte die Sport-Tageszeitung «A Bola« und bedacht Scott Chipperfield mit der Tageshöchstnote: «Er war der Beste«, schrieben sie über den Wegbereiter zu Benjamin Huggels Ausgleichstor. Das Konkurrenzblatt «O Jogo» stellte das Startfurioso von Benfica in ein kritisches Licht: «Es hätte mehr als 15 Minuten gegen dieses Basel gebraucht. Benfica hat die physische Frische gefehlt. Das muss Trainer Jorge Jesus zu denken geben.»
FCB-Trainer Heiko Vogel hatte schon vor der Partie und unter dem Eindruck des Hinspiels in Basel orakelt, dass Benfica die Kräfte schwinden könnten, je länger das Spiel dauert. Er darf sich bestätigt fühlen, ebenso wie der verletzt fehlende Alex Frei. Der hatte in den Tagen vor dem Lissabon-Spiel mit Pauleta telefoniert, seinem portugiesischen Pendant als Rekordtorschütze der Nationalmannschaft, den er aus den Zeiten in der französischen Ligue 1 kennt. Was Pauleta ihm erzählte, wollte Frei nicht konkretisieren: «Aber ich glaube zu wissen, warum Benfica diese konditionellen Schwierigkeiten hat.»
Das kann dem FC Basel fürderhin ziemlich egal sein, denn er hat es in der Gruppe C nun wieder in den eigenen Füssen, einen grossen Traum wahrzumachen: den Vorstoss in die Achtelfinals. Heiko Vogel gibt sich ganz als der von Spiel zu Spiel denkende Trainer. «Die Partie in Bukarest gegen Galati bleibt das entscheidene Spiel», sagte er und meinte damit: um Platz 3 und das damit verbundene Überleben in der Europa League. Im Team gibt es auch andere Stimmen. Granit Xhaka findet, bei der neuen Ausgangslage wäre Platz 3 nun eine Enttäuschung. «Wir müssen bei Galati gewinnen, und dann haben wir gegen Manchester United unser Endspiel im eigenen Stadion.»
Heiko Vogel, der seine noch kleine, aber feine Erfolgsgeschichte als Interims-Cheftrainer innert drei Wochen mit diesem denkwürdigen Auswärts-Unentschieden in der Königsklasse angereichert hat, liess die Nacht an der, wie er es ausdrückte «ortsansässigen Bar ausklingen». Er bedankte sich bei der Mannschaft nicht nur für den Auftritt in Lissabon. «Was sie in den letzten vier Spielen physisch und mental geleistet hat, macht mich tierisch stolz», sagte Vogel. Weiter will er sich jedoch nicht aus dem Fenster lehnen: «Wir sollten nicht den Fehler machen und wegen des zweifellos guten Resultats in Lissabon nun unsere Ziele revidieren. Wir sollten realistisch bleiben.»
Ohne die beiden Top-Stürmer Alex Frei und Marco Streller auskommen zu müssen, habe nicht aufs Gemüt der Mannschaft geschlagen: «Im Gegenteil, in der Kabine herrschte vor dem Spiel eine Jetzt-erst-recht-Stimmung», schildert Vogel, «Alex und Marco haben grossen Anteil daran, dass wir überhaupt Champions League spielen. Und jetzt geben die anderen etwas zurück.»
Nur eine kurze Regenerationszeit bleibt dem FC Basel nun bis zur Fortsetzung in der Super League. Nach Rückkunft in Basel hatten die Spieler frei, einige von ihnen, darunter Granit Xhaka machten sich auf zu den Swiss Indoors und Novak Djokovic.
«Jetzt geht es gegen Lausanne, und alles andere rückt in den Hintergrund», fordert Vogel. Dass er für den Match in Lissabon nicht alles aufs Spiel gesetzt hat, dass er den maladen Streller zuhause liess und auf das Risiko eines Einsatzes von Alex Frei verzichtete, zeigt, wo die Prioritäten beim FC Basel liegen: im Kerngeschäft der Super League, wo es am Samstag (17.45 Uhr) auf der Pontaise die Tabellenführung zu verteidigen gilt.