Ach, geht das hier aber alles schnell – die Einzelkritiken zum 1:5 gegen Real

Die einen spielen bei ihrem Champions-League-Debüt, als hiessen ihre Gegner schon immer «die Galaktischen». Andere sind weit von ihrer Bestform entfernt. Und zusammen waren sie chancenlos gegen Real Madrid.

Real Madrid's Cristiano Ronaldo, left, celebrates with Real Madrid's Gareth Bale after scoring his side's third goal during the Champions League Group B soccer match between Real Madrid and Basel at the Santiago Bernabeu stadium in Madrid, Spain, Tuesday (Bild: AP Photo/Daniel Ochoa de Olza)

Die einen spielen bei ihrem Champions-League-Debüt, als hiessen ihre Gegner schon immer «die Galaktischen». Andere sind weit von ihrer Bestform entfernt. Und zusammen waren sie chancenlos gegen Real Madrid.

Tomas Vaclik | 4,5
Hielt, was zu halten war. Das war einiges. Dumm für ihn, dass einiges an diesem Abend eben nicht zu halten war. Aber kann man einem Goalie bei fünf Gegentoren eine 4,5 geben? Ja, wir können das.

Fabian Schär | 3
Hätte sich beim Stand von 1:4 beinahe noch als Torschütze als kleine Fussnote in die Annalen des Estadio Santiago Bernabeu eingeschrieben, traf in der 76. Minute aber bloss den Aussenpfosten. Hatte vor dem 2:0 die Eingebung, zwei Schritte von Gareth Bale weg, nach vorne zu machen, war in der Folge bei dessen Tor circa zwölf Schritt vom Waliser entfernt. Insgesamt noch der am wenigsten wacklige Teil eines zentralen Basler Abwehr-Dreierblocks, der nie richtig zusammen finden konnte.

Walter Samuel | 2,5
Geht immer dann zu Boden, wenn das Spiel zu schnell für ihn wird. Darf dementsprechend nach dieser Begegnung als intimer Kenner des Bernabeu-Rasens gelten. Muss sich keine groben Schnitzer vorwerfen lassen. Sehr wohl aber, dass er nie als der Steuermann auftrat, der das schlingernde Basler Boot hätte auf Kurs halten können. Und wenn nicht als Leaderfigur, als was dann hat ihn der FCB dann verpflichtet? Machte in der 64. Minute Offensivmann Kakitani Platz.

Marek Suchy | 2,5
Stand erstmals seit dem 13. August wieder in einer Basler Startformation, leitete den rotblauen Untergang unglücklich mit einem Eigentor ein – und blieb danach dieser Linie treu. Im Zweikampf mit seinen Weltklasse-Gegenspielern selten mit der richtigen Entscheidung. Nicht, als Bale vor dem 0:3 auch ohne Trick einfach an ihm vorbeizog. Und auch nicht, als er sich vor dem 0:4 entschied, sich zu den bereits in der Mitte gegen Benzema verteidigenden Samuel und Schär zu gesellen, anstatt seine linke Seite dicht zu machen. Stellvertretend für das Basler ach-geht-das-hier-aber-schnell-Gefühl.

Taulant Xhaka | 3,5
Schien unter Sousa unverzichtbares Element der zentralen Abwehrarbeit zu sein, spielte gegen Real dann aber doch auf der rechten Abwehrseite – Sousa hatte Davide Calla das Rendez-vous mit Ronaldo und Bale wohl ersparen wollen. Machte seine Sache eigentlich ganz ordentlich, wenngleich auch er wie Schär beim 0:2 den Weg weg von Bale wählte – tendenziell die falsche Idee. Traute sich immerhin, immer wieder mal in der gegnerischen Platzhälfte vorbei zu schauen.

Mohamed Elneny | 4
Wird von seiner Sehnsucht nach dem Tor regelmässig zu Weitschüssen getrieben, die ebenso regelmässig weit am Torerfolg vorbei segeln. Ob diese verflixte amour fou jemals ein Happy End erlebt? War in einer Basler Mannschaft, in der zu Vieles zu mangelhaft war, einer der wenigen sicheren Werte. Fast ohne Ballverluste, mit der Einleitung des Basler Ehrentreffers aus der Defensive heraus als Höhepunkt.

Fabian Frei | 2,5
Blieb vor dem 0:1 am Strafraum stehen, anstatt mit dem durchziehenden Nacho mit zu laufen, dessen Flanke zum ersten Real-Treffer führte. Spielte auch sonst für seine Verhältnisse ungewöhnlich fehlerhaft. Ist seit Sousas Amtsübernahme weit von der Form entfernt, die er als unbestrittener Stammspieler unter Yakin ausspielte.

Behrang Safari | 2,5
Wäre als linker Aussenverteidiger aufgestellt gewesen, verlor vor dem 0:2 aber den Ball auf ärgerliche Art und Weise im zentralen Mittelfeld und war auch dann nicht auf links anzutreffen, als das 0:3 über diese Seite passierte. Beim 0:4 eben so wenig. Dafür wenigstens bei Benzemas Traumtor erster und engster Bewunderer.

Derlis Gonzalez | 4,5
Hat nach diesem Abend immerhin ein Drittel aller Tore erzielt, die Schweizer Clubs als Gast von Real Madrid im Bernabeu gelungen sind (neben Urs Siegenthaler für den FCB und Claudio Sulser für GC). Auffälligster Basler Offensivspieler mit einem rotzfrech erzielten Flachschusstreffer zum 1:4 und der allerdings reichlich nervös vergebenen Gelegenheit zum 2:4.

Luca Zuffi | 4
Spielte bei seinem Debüt in der Champions League über weite Strecken, als stehe er schon seit Ewigkeiten Mannschaften gegenüber, die Übernamen wie «die Königlichen» oder «die Galaktischen» tragen. Höhepunkt sein Steilpass bei Gonzalez’ Ehrentreffer. Tauchte allerdings auch immer wieder mal etwas ab.

Marco Streller | 3
War Sinnbild für den Basler Auftritt. Hatte in der Anfangsphase ein, zwei Halbgelegenheiten, rannte eifrig, kam aber bei all seinen Aktionen irgendwie nie über den guten Ansatz hinweg. Wurde in der 73. Minute gegen Embolo ausgewechselt.

Yoichiro Kakitani | 2,5
Kam nach etwas mehr als einer Stunde für Innenverteidiger Samuel. Führte sich mit einer Szene ein, nach der man ihn gerne wieder vom Feld gewunken hätte: Beschloss, der Schuss aus 38 Metern sei die geeignete Variante, den im Ansatz bis dahin besten FCB-Angriff der zweiten Halbzeit abzuschliessen. War es nicht. Blieb trotzdem auf dem Feld und verhielt sich in der Folge unauffällig.

Breel Embolo | 4
Kam, als sich Real geistig bereits mit dem Schlafkissen unter dem linken Ohr über den Platz bewegte. Trotzdem ein erfrischender und mutiger Auftritt des erst 17-Jährigen, der ob der Kulisse und der Gegnerschaft ja auch eingeschüchtert hätte sein können.

Matias Delgado | –
Kam, als die meisten Real-Fans sich bereits auf den Heimweg gemacht hatten, in der 87. Minute für Frei. Zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

––

Bewertungsdurchschnitt: 3,3
Nicht eingesetzt: Vailati (Tor), Aliji, Gashi, Calla.

Nächster Artikel