Mohamed Salah kehrt ohne Einsatz von der Nationalmannschaft Ägyptens zurück: Im krisengeschüttelten Land wurden zwei Länderspiele abgesagt. Deshalb kommt auch Jacques Zoua im Nationaldress nicht zum Einsatz.
Unverrichteter Dinge wird Mohamed Salah am Donnerstagvormittag nach Basel zurück kommen. Die beiden Länderspiele der ägyptischen Nationalmannschaft am Freitag gegen Benin und am Dienstag gegen Kamerun wurde kurzfristig abgesagt. Der kamerunische Verband hatte Bedingungen gestellt, um die eigene Sicherheit gewährleistet zu sehen, so unter anderem einen Privatjet zur Anreise und jeweils zwei Bodyguards für ihre im Ausland beschäftigten Spieler. «Diese Forderungen konnten wir nicht erfüllen», sagte Diaa El-Sayed, der Co-Trainer der Ägypter, dem Onlinedienst der Zeitung «Ahram».
Seit Montag vergangener Woche hatte Bob Bradley, der US-amerikanische Chefcoach der Ägypter, die Mannschaft auf die beiden Länderspiele im Borg el-Arab-Stadion von Alexandria vorbereitet. Doch der ägyptische Fussball leidet nach wie vor unter den Weiterungen des politischen Umsturzes und des Dramas von Port Said, wo am 1. Februar bei einem der schlimmsten Ausschreitungen des afrikanischen Fussballs 74 Menschen zu Tode gekommen waren. Die meisten von ihnen vom Club Al Ahly.
Ägyptischer Meisterschaftsstart ausgesetzt
Seither wurde kein offizielles Spiel der nationalen Wettbewerbe mehr in Ägypten ausgetragen. Spiele finden – wenn überhaupt – ohne Zuschauer statt, die Meisterschaft wurde ausgesetzt, und ein Neustart erst am Wochenende um einen weiteren Monat auf den 17. Oktober verschoben. Einen neuen Höhepunkt der Proteste erlebte der ägyptische Fussball am Freitag, als Al-Ahly-Fans vor dem Sitz des Fussballverbandes einerseits gegen die Austragung des Super-Cup-Spiels demonstrierten und andererseits gegen das alte Fussballsystem. Sie stürmten anschliessend die Verbandszentrale und richteten Verwüstungen an.
Die Partie im Borg el-Arab-Stadion fand am Sonntag dennoch statt. Al Ahly gewann unter grossem Polizeiaufgebot mit 2:1 gegen Enppi Club, doch das Resultat interessierte niemanden gross. Thematisiert wird aber der Protest der Al-Ahly-Fans, die vehement fordern, dass die Drahtzieher der Tragödie von Port Said zur Rechenschaft gezogen werden. Ihre Darstellung ist, dass Hintermänner des Mubarak-Regimes die Ausschreitungen im Stadion angezettelt hätten. Dies als Versuch, die Al-Ahly-Ultras in Misskredit zu bringen, die zusammen mit Ultraorganisationen anderer, auch rivalisierender Vereine massgeblich an der Dynamik des arabischen Frühlings beteiligt waren.
Weit entfernt von einer Normalisierung
Muhammad Abu Treika, einer der prominentesten Spieler von Al Ahly und Ägypten überhaupt, solidarisierte sich mit den Fans und lehnte es ab, am Super-Cup-Spiel vom Sonntag teilzunehmen. Er wolle nicht Teil eines neuen Blutvergiessens sein, lautete seine Begründung. Die Al-Ahly-Fans sahen schlussendlich von einem angekündigten Sturm des Stadions ab. Der Fussball in Ägypten scheint von einer Normalisierung weit entfernt zu sein.
Die Vorbereitung auf die beiden Länderspiele wurden laut Co-Trainer El-Sayed abgebrochen. «Die Spieler sind nach Hause gegangen.» Mohamed Salah wird dessen ungeachtet vom FC Basel erst am Donnerstag in der Schweiz zurück erwartet. Nach einer gerade erst überstandenen Muskelverletzung werden die Basler nicht sonderlich unglücklich darüber sein, dass Salah seinen ersten Ernstkampf erst wieder im FCB-Dress absolvieren wird. Die nächste Gelegenheit dazu besteht am Samstag im Erstrundenmatch des Schweizer Cup in Amriswil.
Zouas Tatenlosigkeit, Parks leichte und Diaz‘ schwere Aufgabe
Die Absage des Länderspiels in Alexandria tangiert auch Mohamed Salahs Clubkollegen Jacques Zoua. Kamerun muss zum einen den Verzicht von Samuel Eto‘o auf die nationale Auswahl («Die Strukturen beim Verband sind weiterhin amateurhaft») und eine 0:2-Niederlage in der Afrika-Cup-Qualifikation auf den Kapverden verdauen. Zoua gehörte dabei nicht zum Aufgebot und sass in Praia nur auf der Tribüne.
Denis Lavagne, der französische Trainer der Kameruner, kündigte bereits an, dass Zoua am 12. Oktober im Rückspiel seine Chance erhalten wird. Beide kennen sich: Lavagne war Trainer und Sportdirektor bei Cotonsport Garoua, dem Stammclub Zouas.
Während Aleksander Drakovic allem Anschein nach nicht zur Startformation von Marcel Koller für das WM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland in Wien gehören wird, steht in der Asien-Ausscheidung Joo Ho Park mit Südkorea vor einer einfacheren Aufgabe. Der Aussenverteidiger des FC Basel hat sich wieder in die Stammelf zurückgekämpft, zwei Siege resultierten aus den ersten beiden Spielen und nun ist auswärts Usbekistan der Gegner.
Ungleich schwerer dürfte dagegen das Heimspiel für Chile und Marcelo Diaz werden. Gegner in Santiago ist Kolumbien, das am Wochenende Uruguay mit 4:0 bezwungen hat. Hinter dem neuen Tabellenführer Argentinien belegt Chile in der Südamerika-Qualifikation nach 6 von 16 Runden Platz 2. (cok)